Freunde gepflegter Carsploitation dürfen sich freuen, denn mit „Death Race: Anarchy“ (2018) bringt UNIVERSAL einen neusten Teil der Todesrennen-Reihe direkt fürs Heimkino auf Blu-Ray und DVD heraus, und zwar ungeschnitten! Ob Don Michael Pauls wildes B-Movie für deftig spaßige Unterhaltung sorgt, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Death Race: Beyond Anarchy

Drehbuch: Tony Giglio, Don Michael Paul, Paul W.S. Anderson
Regie: Don Michael Paul

Darsteller: Zach McGowan, Christine Marzano, Danny Glover, Danny Trejo, Fred Koehler…

Artikel von Christopher Feldmann

2008 sorgte Paul W.S. Andersons „Death Race“ für einen moderaten Erfolg. Der Film wurde als Remake von „Frankensteins Todesrennen“ (1975), produziert von B-Film Legende Roger Corman, konzipiert und konnte mit Jason Statham, Tyrese Gibson, Joan Allen und Ian McShane eine namenhafte Besetzung vorweisen. Das solide Einspiel rechtfertigte anscheinend eine Fortführung der Reihe und so wurde der Titel „Death Race“ weiter verwurstet, allerdings im Direct to DVD-Segment. Nach den Prequels „Death Race 2“ (2010) und „Death Race: Inferno“ (2013), folgt nun ein weiteres Stelldichein der aufgemotzten Knast-Boliden. Dabei geht „Death Race: Anarchy“, „Beyond Anarchy“ war wahrscheinlich zu anspruchsvoll für die deutsche Zielgruppe, erstmals ordentlich in die Vollen und präsentiert, trotz einiger gravierender Schwächen, rasant brutale, sowie freizügige, Exploitation-Kost für den Besonders wertlosen Filmabend.

Handlung:
In naher Zukunft. Als Alternative zur Todesstrafe, werden gefährliche Kriminelle in ein Gefängnis eskortiert, in welchem keine Regeln gelten. Keine Sicherheitsbeamten, keine Wärter, keine Grenzen. Im internen „Death Race“ wird, zur Freude der Zuschauer im Darknet, auf Leben und Tod gekämpft. Dabei ist „Frankenstein“ (Velislav Pavlov) der ungeschlagene Champion. Durch seine Macht haben sich die Gefangenen eine Art eigene Welt innerhalb der hektargroßen Fläche geschaffen. Um ihn zu stürzen und das wilde Treiben zu unterbinden, entsendet die Regierung Connor Gibson (Zach McGowan) in die Höhle des Löwen. Er soll „Frankenstein“ beim Death Race besiegen und somit stürzen.

Dass man eine IP wie „Death Race“ ganz gut ausschlachten kann, dürfte auf der Hand liegen. Auch „Anarchy“ bleibt der verdienten Formel treu und liefert die altbekannten Versatzstücke, die man schon in den Vorgängern genießen durfte, beziehungsweise musste. Dabei ist die Story erwartungsgemäß dünn und passt wahrscheinlich problemlos auf den siffigen Bierdeckel der eigenen Stammkneipe. Eigentlich ist die Handlung nur eine weitere Variation der Vorgänger, gestaltet sich aber deutlich spielfreudiger und extravaganter. Natürlich gibt es den Helden, mitsamt unpassender Love-Story, den Breakdown der Charaktere und die finale Schlacht, auf die man ja bei einem Film wie „Death Race: Anarchy“ wartet. Das größte Manko des Streifens ist sicherlich der Hauptdarsteller. Zack McGowan, der vorher lediglich in Nebenrollen in Filmen und Serien auftrat, erweist sich als ziemlich Charisma befreit und kann kaum irgendwelche Akzente setzen. Da war Luke Goss noch ausdrucksvoller und Das soll was heißen. Daneben gibt es die üblichen freizügigen Girls und eben den maskierten „Frankenstein“. Allerdings darf auch „Anarchy“ etwas Promi-Bonus versprühen, denn neben Danny „Machete“ Trejo, gibt sich auch Danny Glover die Ehre, der gefühlt in Allem mitspielt, Hauptsache der Paycheck stimmt.

Aber bei einem Film wie „Death Race: Anarchy“ interessiert ja niemanden die Handlung oder die Darstellerleistungen, nein, hier muss es karchen, bis auch die letzte Karre schrottreif ist. Und hier sammelt Regisseur Don Michael Paul, der sich mit Filmen wie „Lake Placid: Legacy“ (2012) und „Tremors“ 5&6 bereits im B-Fach verdient gemacht hat, die meisten Pluspunkte, denn „Anarchy“ drückt ordentlich aufs Gaspedal und serviert harte, sowie derbe, Unterhaltung für Exploitation-Fans. Obwohl mich die Location und der Look etwas gestört haben (Scheissegal-Fabrikanlage außerhalb Bukarests in „Grau in Grau“-Optik), konnten mir doch die dargestellten Scharmützel ein Grinsen abringen. Don Michael Paul macht keine Gefangenen und serviert den wohl härtesten Eintrag der Reihe. Die Renn-Szenen sind ordentlich gefilmt, es scheppert ordentlich und die handgemachten Explosionen, sowie die gute Stunt-Arbeit, sorgen für herrliches Old-School Feeling. Man könnte den Film auch als „Mad Max“ im Assi-Modus beschreiben. Hier gibt es obskure Charaktere, wie der rassistische Prison-Cop im, zum Monster-Truck aufgemotzten, Polizei-Wagen, rechtsradikale Hillbillys im standesgemäßen Pick-Up, sowie eine Beifahrerin, die auch mal gerne an den Sicherungsstiften der Handgranaten lutscht. Das bringt uns auch gleich zum sexuellen Content des Streifens, denn „Anarchy“ ist auch hier nicht zimperlich. Neben Tits and Asses in mehrfacher Ausführung, gibt es auch mal entblößte Genitalbereiche zu sehen. Dazu gesellen sich derbste Beleidigungen, bei denen man merkt, dass man bewusst provozieren will. Als I-Tüpfelchen gibt es noch saftige Splatter-Einlagen, denn hier wird auch schon mal ein ganzes SWAT-Team mit der Kettensäge bearbeitet. Hier geht es wild und zügellos zur Sache, so dass man auch mal über das CGI-Blut hinweg sieht. Nur hätte die ganze Chose etwas kürzer sein können. So ein Streifen brauch keine Laufzeit von knapp zwei Stunden!

Bei der FSK hatte „Death Race: Anarchy“ so seine Probleme, denn die Prüfstelle verweigerte dem B-Actioner die Freigabe und somit musste man bei der Juristenkommission der SPIO vorstellig werden. Die vergaben dann das Siegel „keine schwere Jugendgefährdung“, was man in den Parametern unseres Freigabesystems verstehen kann, denn der Streifen setzt seine exploitativen Mittel durchaus zelebrierend in Szene, garniert von einem dröhnenden Metal-Soundtrack.

Fazit:
„Death Race: Anarchy“ (2018) bietet eigentlich nichts Neues, sondern serviert die altbekannten Zutaten der Reihe. Auch wenn die triste Location und der blasse Hauptdarsteller negativ ins Gewicht fallen, bietet der zügellose Actionfilm genug Futter für Gorehounds, um abends mal ordentlich die Bierflaschen ploppen zu lassen. Titten, Gore, Explosionen, aufgemotzte Autos und politisch unkorrekte Sprüche. Wer hier einen Bildungsroman erwartet, ist selbst schuld!

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