Endlich mal wieder ein echter Hongkong-Actionfilm ohne militärische Festlandpropaganda des chinesischen Heimatministeriums. Der dritte Teil der SPL Actionreihe startet mit den besten Voraussetzungen. Regisseur Wilson Yip lieferte schon gute Kracher ab, Sammo Hung ist der Actionchoreograph, Actionveteran Stanley Tong einer der Koproduzenten und mit Louis Koo gibt es einen gestandenen Schauspieler aus Hong Kong zum Hauptdarsteller. Ach ja, und Tony Jaa hat eine Nebenrolle. Die Hoffnung ist groß, dass der Streifen an die guten alten Actionzeiten aus Hong Kong erinnert und an den großartigen ersten Teil anschließen kann. Wir werden sehen.

Originaltitel: Sha po lang: taam long

Regie: Wilson Yip

Darsteller: Louis Koo, Yue Wu, Ka Tung Lam, Chris Collins, Tony Jaa

Artikel von Kai Kinnert

Die Entführung seiner Tochter führt den Cop Lee Chung Chi (Louis Koo) von Hongkong nach Bangkok. Dort stößt er auf einen Organhandelsring, deren Beteiligte vor nichts zurückschrecken. Auch örtliche Polizisten stehen der groß angelegten Verschwörung machtlos gegenüber. Was auch daran liegt, das sie korrupt sind. Dem verzweifelten Vater schwindet bald die Hoffnung, die Tochter in der thailändischen Metropole lebend zu finden. Sein Weg führt ihn dabei in die thailändische Unterwelt und Chi zum Äußersten bereit.

Wahrlich, der erste Teil SPL – KILL ZONE (2005) ist einer der besten Actionfilme aus Hongkong, die Anfang der 2000er gedreht worden sind. Ein klassische, ruhig erzählte Actionrache mit gut gesetzter Hongkong-Film-Dramaturgie in bester Besetzung und gekonnten Fights. Wilson Yip erinnerte damals mit seinem Film an die harten Zeiten des Hongkong-Actionkinos, das ab Mitte der 80er gut 15 Jahre lang des Sammelns werte Kracher der ungehobelten Art lieferte und mit seiner Qualität Einfluss auf Hollywood nahm. Das Hongkong-Kino wollte immer gerne wie Hollywood sein und schaffte es nicht, was sein Vorteil war. Daraus wurde nämlich ein eigener Stil, der bestimmte Aspekte aus den Vorlieben des Publikums und der Filmemacher in den Vordergrund stellte und so zu recht speziellen Überspitzungen führte. Und Hollywood ließ sich von der Zuspitzung und der Action inspirieren.

Nach dem 2015 mit LETHAL WARRIOR der zweite Teil ohne Wilson Yip auf dem Regiestuhl erschien, kehrte er nun für den dritten Teil zurück, um so der Action die Tragik des ersten Films zurück zu geben. Das es bei PARADOX – KILL ZONE BANGKOK nicht übermäßig ums akrobatische Handgemenge gehen kann, zeigt schon Louis Koo als Besetzung für die Hautprolle. Der Mann ist kein Martial-Arts-Kämpfer, aber ein guter Darsteller mit langer Karriere und beliebt in Asien. Und so begibt sich Louis Koo in diesem Streifen auf die Suche nach seiner Tochter, die in Bangkok am helllichten Tag von der Straße weg in ein Auto gezerrt wird und so in der Unterwelt Thailands als Nierenspende landet. Die Suche des Vaters bleibt erfolglos und er gerät dabei doch an die Bösen, so das sich der verzweifelte Vater mit Hilfe eines befreundeten Polizisten bis zum Drahtzieher des Organhandels hochfräsen kann. Dabei durchlebt Louis Koo alles, um die Tragik des Genres erneut in angemessener Breite zu bedienen. Hier steht also nicht nur die Action im Vordergrund, sondern auch die überspitzte Tragik des ursprünglichen Films. Wilson Yip wollte die konsequente Ebene des ersten Teils zurück und schafft es auch für diesen dramatischen Strang der Story.

Doch wie ist die Action? Immerhin wichtiger Bestandsteil dieses Genres und so hatte man mit Sammo Hung den richtigen Choreografen, um einen reinen Schauspieler im Kampf gut aussehen zu lassen. Louis Koo kann schon einige Moves aufgrund seiner langen Erfahrung in solchen Streifen und wird hier doch durch die Kamera und den Schnitt konsequent unterstützt. Die Klasse der Fights im ersten Teil bestand darin, das sie lange Einstellungen ohne Tricks hatten und die Wahl der Kameraobjektive die Kämpfe angenehm zackig gestaltete. Das war möglich, weil dort mit Sammo Hung und Donnie Yen echte Martial-Arts-Stars gegeneinander antraten. Das geht hier mit Louis Koo und seiner Rache nicht und so erreichen die Actionsets, trotz technisch origineller Momente, nicht die Qualität seiner Vorgänger. Allerdings heißt das nicht, das die Actionsets schlecht sind. Sie sind zwar schneller geschnitten und mit einige digitalen Tricks versehen, weisen aber dann doch rechtzeitig gute Sequenzen auf. So ist der Fight im Zimmer mit dem Mann, der nie seinen Hut verliert, zackiges HK-Actionkino. Und auch später gibt es mit Fleischerhaken und blanken Fäusten einiges auf die Mütze. Der Film ist zum Ende hin überraschend brutal, ohne jedoch in die grotesken Sphären eines THE NIGHT COMES FOR US (2018) vorzudringen. Stattdessen gibt es eine Retrospektive der eigenen filmischen Wurzeln und so endet der Streifen, als wäre noch immer 1989. Tragisch und doch hoffend.

PARADOX – KILL ZONE BANGKOK ist ganz gutes HK-Actionkino, bei dem Louis Koo seine Momente hat. Dank Sammo Hung gibt es trotz aller Tricks launige Einfälle, die einen bei der Stange halten. Der Film erreicht nicht die Qualität des ersten Films, ist aber ein würdiger dritter Teil, der am Ende in seinen entscheidenden Aspekten nicht untergeht. Wer Filme dieser Art mag, kann sich diesen Streifen an einem Sonntagnachmittag locker geben. Letztendlich ist sogar das FSK 18 Siegel ganz gerechtfertigt.

Als Extras gibt es ein Making Of zur Geschichte, den Charakteren und den Actionszenen mit Wilson Yip und Sammo Hung.

Das Bild ist im gestochen scharfen Hongkong-Look und prägnanten Farben, der Ton einwandfrei. Der Film wurde digital gedreht.

Trailer:

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