Die Jüngeren unter Euch werden es nicht mehr wissen, aber in den frühen Neunzigern mauserte sich der B-Film Klopper und Spagatkünstler Jean Claude Van Damme zu einem echten A-Liga Star, der für volle Kinosäle sorgte. Zwar hielt dieser Starruhm nur wenige Jahre, ehe seine Filme wieder im Sumpf des Videothekenmolochs versanken, doch einige höchst unterhaltsame Krawallfilme mit genügend Budget in der Hinterhand um es ordentlich rummsen zu lassen, entstanden in dieser Phase seiner Karriere. Auch SUDDEN DEATH, den STUDIOCANAL nun erneut veröffentlicht, gehört in diese Ära. Ob der Film immer noch A-Liga Qualitäten aufweist, erfahrt Ihr im Artikel.

Regie: Peter Hyams

Darsteller: Jean Claude Van Damme, Powers Boothe, Raymond J. Barry, Whittni Wright

Artikel von Christian Jürs

Darren McCord (Jean Claude Van Damme) war einst Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Als bei einem Rettungsversuch ein Kind in seinen Armen stirbt, badet der zweifache Familienvater lieber in Selbstmitleid. Seinen Job und seine Ehe hat er an den Nagel gehängt. Jetzt arbeitet er als Hausmeister in einem Eishockeystadion in Pittsburgh. Dort kommt er an Karten für das Stanley Cup Finale, zu dem er seine beiden Kinder Emily (Whittni Wright) und Tyler (Ross Malinger) einlädt. Die glauben allerdings immer noch, dass ihr Daddy als Feuerwehrmann arbeitet. So muss er seine Hausmeistertätigkeiten erledigen, während seine Kids auf ihren Stühlen platz nehmen.

Derweil fiebert jeder dem Spiel entgegen. Auch Vizepräsident Daniel Bender (Raymond J. Barry) nimmt seinen Platz in der VIP-Loge ein. Was niemand ahnt: Inmitten des Trubels schmuggelt sich eine Gruppe schwerbewaffneter Männer, angeführt vom abtrünnigen FBI-Agenten Joshua Foss (Powers Boothe), in den Luxusbereich des Stadions, um mit dem Politiker als Geisel ein horrendes Lösegeld zu ergaunern. Um ihre Forderung zu untermauern, verstecken sie überall im Stadion C4 Sprengstoff, den sie hochzujagen drohen, wenn man ihren Anweisungen nicht folgeleistet. Doch die Gangster haben nicht mit McCord gerechnet, der hinter die finsteren Pläne von Bender und seinen Leuten kommt. Um seine Kinder zu retten, wächst der traumatisierte Hausmeister über sich hinaus und spuckt den bösen Buben gehörig in die Suppe. John McClane wäre stolz auf ihn.

1992 schaffte Jean Claude Van Damme den Sprung nach kleinen, recht erfolgreichen Actionfilmen wie Bloodsport in die A-Liga, als er die Hauptrolle in Roland Emmerichs Science Fiction / Action-Hybriden Universal Soldier ergatterte. Dort füllte der Schwede Dolph Lundgren zwar die interessantere Rolle aus, karrieretechnisch sollte es sich jedoch nur für die Muscles from Brussels auszahlen. Es folgten Hits wie Harte Ziele – Hard Target (1993) von John Woo und Timecop (1994), den Peter Hyams (End of Days) solide in Szene setzte. Nach dem Motto „Never change a winning Team“ motivierte Van Damme den Regisseur von Letzterem, auch bei diesem Actionfilm erneut das Zepter zu schwingen.

Sogar ein Sequel war von Anfang an geplant. Doch die „Stirb langsam im Eishockeystadion“-Variante blieb an der Kinokasse weit hinter den Erwartungen zurück. Sein zweiter Flop in Folge, nachdem bereits die käsige Videospielverfilmung Street Fighter, in der er allen Ernstes mit Geili-Kylie Minogue Seite an Seite kämpfte, an der Box Office unterging. They should be so lucky, lucky, lucky lucky – but they weren´t.

Die Handlung von Sudden Death kommt hier und da recht hirnlos daher. Wieso bekommt eigentlich niemand im Stadion mit, wenn irgendwo eine Bombe hochgeht oder hinter McCord eine Reihe von Gangsterleichen liegen bleiben? Müsste nicht längst eine Panik ausbrechen? Nein, denn der Film pfeift auf Logik und setzt lieber auf seine gut inszenierte Action. Es mag daran liegen, dass Sudden Death ursprünglich als Spoof-Komödie im Stil von Die nackte Kanone geplant war. Doch Jean Claude ist nicht Lt. Frank Drebbin und so ist von der Ursprungsidee lediglich der skurrile Kampf gegen das Pinguinmaskottchen übrig geblieben. Interessant ist die Tatsache, dass Netflix ein Reboot mit dem Titel Welcome to Sudden Death produziert, welches deutlich komischer werden soll und sich damit an der Urspungsidee zu orientieren scheint.

Bis es soweit ist, kann man sich auf der heimischen Couch die Wartezeit mit dem Original durchaus unterhaltsam verkürzen. Neben der, wie bereits erwähnt, gut inszenierten Action und seinem Star im A-Liga Modus, ist es vor allem Powers Boothe als gewissenloser Bösewicht, der mit garstigem Humor seinen Spaß am Töten offenlegt und doch immer (zumindest bis zum Finale) professionell bleibt. Sein Part sollte ursprünglich von James Woods verkörpert werden, was man sich gut vorstellen kann, spielte er einen ähnlichen Part doch ein paar Jahre später in Emmerichs White House Down. Doch Boothe steht ihm in nichts nach und stiehlt damit Van Damme locker die Show, auch wenn sein böser FBI Agent eigentlich nur eine grob entworfene Variation von Hans Gruber ist. Dies tut dem Spaß aber keinen Abbruch…sofern man ein paar Hirnwindungen runterschaltet.

Bild (2,35:1 – auf Blu-ray in 1080/24p Full HD) und Ton (Deutsch und Englisch in DD 5.1 – auf Blu-ray 5.1 DTS-HD) sind hervorragend. Das Filmkorn verrät aber das Alter des Films und verströhmt ein schönes Retrofeeling. Als Bonus gibt es Kommentare von Cast & Crew, Produktionsnotizen und Trailer. Die Collectors Edition beinhaltet darüber hinaus noch ein 24 seitiges Booklet. Die alte Blu-ray aus dem Hause Universal bot noch keine Extras. Somit hat Studiocanal die Nase vorn.

Wem also Logiklücken nichts ausmachen, dem sei Van Damme als John McClane Jr. wärmstens ans Herz gelegt. Aufwendig inszeniertes Krawallkino, wie es heute nur noch sehr selten fürs Kino produziert wird. Zudem der letzte, große A-Kracher vom Belgier. Danach ging es mit Filmen wie Maximum Risk und Double Team langsam, aber stetig, bergab. Schade eigentlich. Deshalb nochmal abfeiern, wie er die Gangster dezimiert, als Torwart das Spiel in die Verlängerung bringt (!!!) und nebenbei noch sein Familienleben rettet. Völlig behämmert, aber unterhaltsam. Welcome to Sudden Death.

Trailer:

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