Kryptowährungen, speziell Bitcoins, werden als das Geld der Zukunft bezeichnet. Dass man damit auch gehörig Schindluder betreiben kann, steht außer Frage. Diesem Problem versucht John Stalberg Jr. mit seinem Thriller CRYPTO – ANGST IST DIE HÄRTESTE WÄHRUNG (2019) auf den Grund zu gehen. Koch Films veröffentlicht den Streifen demnächst direkt im Heimkino und ob es sich dabei um eine sichere Investition handelt, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Crypto

Drehbuch: Carlyle Eubank, David Frigerio
Regie: John Stalberg Jr.

Darsteller: Beau Knapp, Luke Hemsworth, Jill Hennessy, Alexis Bledel, Kurt Russell…

Artikel von Christopher Feldmann

Zugegeben, ich habe von Bitcoins und dem ganzen Krypto-Kram keinen blassen Dunst. Aber ich habe eine Schwäche für gute Thriller, die das Finanzwesen und ihre Abgründe für spannende Unterhaltung nutzen. Schon Oliver Stone verstand es, mit seinem Klassiker WALL STREET (1987) seinerzeit das Haifischbecken der Broker und Trader für deftige Kapitalismuskritik zu nutzen und dabei eine mitreißende Geschichte zu erzählen, auch ohne tiefe Kenntnisse in der Materie. Dieser Kunstgriff gelingt John Stalberg Jr. mit seinem B-Krimi CRYPTO – ANGST IST DIE HÄRTESTE WÄHRUNG (2019) im Vergleich deutlich weniger, ist man nach dem Ende des Films doch genau so schlau wie davor. Auch Abseits der fehlenden Wissensvermittlung bewegt sich der Independent-Regisseur lediglich auf ausgetretenen Pfaden und serviert einen drögen, arg vorhersehbaren Krimi, der zu keiner Zeit wirklich zünden will.

Handlung:
Als Mitarbeiter einer Großbank ist Martin Duran (Beau Knapp) in der Compliance-Abteilung tätig und kümmert sich um das Aufdecken von Geldwäsche. Allerdings ist die Chef-Abteilung von Martins akribischer Arbeit weniger angetan, hat sie doch die Zusammenkunft mit einem milliardenschweren Großkunden verhindert. Prompt wird der Bürohengst zur Bilanzprüfung verdonnert, in einer Zweigstelle in Martins Heimatort. Das passt dem versierten Zahlendreher nicht sonderlich in den Kram, hat er der Stadt doch vor einiger Zeit den Rücken gekehrt, um Karriere zu machen. Dort angekommen, sieht sich Martin nicht nur mit zerütteten Beziehung zu seinem Vater (Kurt Russell) und seinem Bruder (Luke Hemsworth) konfrontiert, sondern auch schnell mit einer undurchsichtigen Kunstgalerie, deren Buchführung einige Fragen aufwirft. Bei tieferen Nachforschung stößt er auf kriminelle Machenschaften, was sogleich ein paar unangenehme Zeitgenossen auf den Plan ruft.

Oberflächlich gesehen macht CRYPTO zunächst gar keinen so schlechten Eindruck. Das Thema Finanzkriminalität und Geldwäsche gibt immerhin genug Stoff her, um daraus einen spannenden Film zu schustern, zumal das Sujet eigentlich nichts an Aktualität eingebüßt hat. Das Drehbuch versucht zunächst krampfhaft, den Film einem möglichst modernen Publikum schmackhaft zu machen, immerhin geht es hier um fancy Bitcoins und Betrug im digitalen Zeitalter, in dem Bargeld nicht mehr so wichtig ist. Als Zuschauer denkt man sich „why not?“ und ist bereit sich einem schönen Thriller hinzugeben, der den Geist der Verschwörungsfilme vergangener Tage atmet.

Allerdings ist die Enttäuschung am Ende ziemlich groß, denn CRYPTO ist mehr eine Luftnummer, als ein sicheres Geschäft. Beat für Beat verhackstückt die Story bekannte Elemente, die man schon zig mal in anderen, besseren Filmen gesehen hat. Vom lieblosen Vater-Bruder-Sohn-Plot bis hin zur eigentlichen Hauptstory, stützt sich das Skript auf wenig neues oder gar kreatives, zumal die erste Hälfte des Films regelrecht langweilig geraten ist, denn es passiert erst mal lange Zeit relativ wenig. Und wie die ganze Nummer mit den Bitcoins so funktioniert, ist mir, als Newby, weiterhin unklar, obwohl man sich anschickt mit Martins Kumpel Earl (ein farbiger Computerexperte, der aber hauptberuflich einen Schnapsladen betreibt) einen Erklärbär in die Geschichte zu packen. Das geht aber ohne wirklichen Drive von statten, weshalb es lange dauert, bis die ganze Chose mal irgendwie in Fahrt kommt.

Selbst wenn auf einmal russische Gangster (wer sonst?) die Szenerie betreten und es für Marty auf einmal ziemlich ernst wird, schafft es der Film kaum, dieser Entwicklung irgendwie Spannung abzugewinnen, zumal man das Ende eigentlich schon zu Beginn via foreshadowing gesehen hat. Was darauf folgt, ist ein maues Finale, welches ebenso schnell verpufft wie der ganze Film. Regisseur John Stalberg Jr. gibt sich, trotz aller inhaltlichen Schwächen und Plattitüden, redlich Mühe, dem Streifen einen hippen Anstrich zu verpassen. Ein eigenwilliger Schnitt, die unterkühlte, klinische Stimmung und der wabernde Electro-Score versuchen aus abgedroschenem Krimi-Elementen von gestern etwas modernes zu stricken. Gut gemeint aber nicht gekonnt, vor allem weil der Film auch keine memorablen Momente oder Set-Pieces hat, die das unterstreichen würden. Das schmale Budget merkt man CRYPTO deutlich an.

Auch die Darsteller bleiben in ihren oberflächlich gezeichneten Rollen ziemlich blass. Beau Knapp ist weder interessant, noch sympathisch genug, um den Zuschauer in irgendeiner Form an sich zu binden. Alexis Bledel beweist in ihrem Part, dass sie bei GILMORE GIRLS (2000-2007/2016) deutlich besser aufgehoben ist und die Beteiligung des dritten Hemsworth-Buders zeigt, mit welcher Art von Film man es hier zu tun hat. Dessen Performance als, vom Irakkrieg traumatisierter, Farmersohn beschränkt sich größtenteils auf grimmige Gesichtsausdrücke. Lediglich Alt-Star Kurt Russell bringt etwas Glanz in den Film, auch wenn der Hollywood-Schauspieler, der ansonsten mit Tarantino dreht und für FAST & FURIOUS vor der Kamera steht, anscheinend für lediglich zwei Drehtage am Set war und sich seine Screentime daher auf drei Szenen beschränkt.

Die Blu-Ray aus dem Hause Koch Films bietet saubere Bild- und Tonqualität, als Bonus sind nur der Trailer und eine Bildergalerie zu finden.

Fazit:
Es gibt viele gute Thriller, CRYPTO – ANGST IST DIE HÄRTESTE WÄHRUNG (2019) gehört aber definitiv nicht dazu. Der vorhersehbare und überraschend dröge Streifen gewinnt seiner vielversprechenden Grundidee nichts Neues ab und bietet lediglich allzu bekannte Elemente, die zum Großteil auch noch recht langweilig in Szene gesetzt wurden. Die blassen Darsteller machen das auch nicht wieder wett und auch wenn das Ganze auch kein absoluter Stinker ist, wirklich sehenswert ist der Film zu keiner Zeit.

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