Wer hätte gedacht, dass das Reboot/Sequel eines Robin Williams-Klassikers, welches man auf Action und Comedy für die ganze Familie getrimmt hat, zu so einem solch veritablen Hit an den Kinokassen avanciert? Wenige! Noch weniger Filmfans hätten vermutlich ihre Hand dafür ins Feuer gelegt, dass JUMANJI: WELCOME TO THE JUNGLE (2017) wirklich ein guter und unterhaltsamer Film wird. Bei einem Einspiel von knapp einer Milliarde US-Dollar war eine Fortsetzung natürlich unausweichlich. Unter dem Titel JUMANJI: THE NEXT LEVEL (2019) erscheint der ebenso erfolgreiche zweite Teil, in dem Alpha-Tier Dwayne Johnson wieder seine Freunde Karen Gillan, Kevin Hart und Jack Black um sich scharrt, nun über Sony Pictures Home Entertainment im Heimkino. Ob die Abenteuerkomödie die Qualität des Vorgängers halten kann, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Jumanji: The Next Level

Drehbuch: Jake Kasdan, Jeff Pinkner, Scott Rosenberg
Regie: Jake Kasdan

Darsteller: Dwayne Johnson, Kevin Hart, Karen Gillan, Jack Black, Awkwafina, Nick Jonas, Danny DeVito, Danny Glover, Rory McCann, Alex Wolff, Morgan Turner, Madison Iseman, Ser’Darius Blain…

Artikel von Christopher Feldmann

Wenn es einen Schauspieler gibt, dessen Gesamtwerk man eigentlich nicht mit stumpfen Remakes oder Reboots vergewaltigen sollte, dann ist es vermutlich der, 2014 aus dem Leben geschiedene, Komiker und Hollywood-Star Robin Williams. Williams hat mit seinen Filmen nicht nur meine Kindheit geprägt, sondern auch die vieler anderen Menschen. Wie kein Zweiter verstand es der Oscar-Preisträger, seine Zuschauer auf einfühlsame Weise zum lachen und zum weinen zu bringen. Auch wenn JUMANJI (1995), welches auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Chris Van Allsburg basiert, nicht zu den ganz großen Klassikern des Comedy-Virtuosen gehört, hat mich der Film, in dem zwei Kinder ein magisches Brettspiel versehentlich zum Leben erwecken, in jungen Jahren begeistert. Die Bauchschmerzen waren groß, als angekündigt wurde, dass ausgerechnet Blockbuster-König Dwayne Johnson eine Art Reboot, welches lose an den 95er-Film anknüpft, produzieren und sogar die Hauptrolle übernehmen wird. Dass dabei knalliges Popcorn-Kino entstehen würde, lag auf der Hand aber ob das Ganze auch den entsprechenden Unterhaltungswert besitzen könnte, war unklar. Doch Johnson, seine Co-Stars und Regisseur und Autor Jake Kasdan haben alle Skeptiker eines besseren belehrt und mit JUMANJI: WELCOME TO THE JUNGLE (2017) einen spaßigen, ideenreichen Gute-Laune-Film abgeliefert, der wirklich sehenswert ist. Der Erfolg war immens, weshalb eine Fortsetzung schnell beschlossene Sache war. Und auch der zweite Teil schafft das Kunststück, durch zahlreiche neue Elemente, ebenso spaßig daher zu kommen wie sein direkter Vorgänger. Da kann man schon mal verschmerzen, dass man hier auf Nummer sicher gegangen ist und das Konzept nur geringfügig verändert hat.

Handlung:
Nachdem sie ungewollt in das Videospiel JUMANJI gesogen wurden, und dies nur knapp überlebten, haben sich Spencer (Alex Wolff), Bethany (Madison Iseman), Martha (Morgan Turner) und Fridge (Ser’Darius Blain) in verschiedene Richtungen entwickelt. Lediglich Spencer ist mit seinem Studium in New York weniger zufrieden. Als sich die Clique zu Weihnachten wieder in ihrer Heimatstadt treffen will, bleibt Spencer der Zusammenkunft fern und begibt sich ein weiteres Mal in die Welt des Videospiels, in dem er mit seinem Alter-Ego Dr. Smolder Bravestone (Dwayne Johnson) als furchtloser Held Abenteuer erleben konnte. Als die Verbliebenen dies bemerken, sind sie fest entschlossen, ihren Freund zu retten und selbst eine weitere Runde in JUMANJI zu wagen. Doch das Vorhaben geht schief, denn während Bethany es nicht in das Spiel schafft und Fridge auf einmal die Rolle des dicklichen Shelly Oberon (Jack Black) übernehmen muss (Martha darf als einzige wieder in ihrer Figur Ruby Roundhouse (Karen Gillan) auftreten), hat das Spiel auch zwei Unbeteiligte in das Geschehen versetzt, nämlich Spencers Großvater Eddie (Danny DeVito) und dessen Kumpel Milo (Danny Glover), die nun in der Gestalt von Bravestone und Mouse Finbar (Kevin Hart) agieren. Während die beiden Teenager den Oldies die Spielregeln erklären müssen, erfahren sie, dass sich auch das Spiel selbst verändert hat. Jetzt müssen sie es nicht nur zu Ende spielen, sondern auch Spencer finden. Aber wenn nun Opa Eddie als Bravestone unterwegs ist, in welchem Avatar steckt dann der verlorene Enkel?

Schon für JUMANJI: WELCOME TO THE JUNGLE bekam die Grundidee der Geschichte ein modernes Facelift. Aus dem betagten Brettspiel, welches Robin Williams seiner Zeit in den Händen hielt, wurde ein Videogame für das 21. Jahrhundert. Diese Modernisierung erwies sich als kleverer Schachzug, bietet das digitale Zeitalter doch genug Raum für Witz und Tempo. So mussten die Protagonisten, denen mangels Star-Power erwartungsgemäß wenig Screentime gegönnt war, sich in Avataren beweisen, was zu zahlreichen guten Gags führte. Auch der Rest des Films erwies sich als temporeicher Spaß, der gekonnt die Klischees und Regeln eines Videospiels einband.

Normalerweise folgen Fortsetzung in dieser Größenordnung dem „höher, schneller, weiter“-Prinzip. Im Fall von JUMANJI: THE NEXT LEVEL trifft das aber nur bedingt zu. Die Autoren verzichten auf Experimente und liefern im wesentlichen Sinn „more of the Same“. Wieder geraten die Freunde in das Spiel, wieder gilt es eine Aufgabe zu erfüllen und gegen einen ruchlosen, wie blassen Bösewicht zu bestehen. Man hat das Grundgerüst eigentlich relativ unverändert übernommen, was dazu führt, dass das Sequel weder sonderlich spannend, noch in irgend einer Form großartig überraschend ist. Dennoch bietet die Abenteuerkomödie wesentliche Veränderungen, die sich am Ende wirklich positiv niederschlagen. Die Idee des Körpertauschs sorgt für tolle Einzelmomente und zahlreiche gelungene Gags. Wenn etwa die zwei alten Herren sich auf einmal in jungen und dynamischen Körpern wiederfinden, diese neu entdecken aber trotzdem ihre Macken nicht abschütteln können, ist das schon verdammt witzig. Auch gelegentliche Tauschvorgänge sorgen immer wieder für eine gute Dynamik, die sich den ganzen Film über hält. Auch die einzelnen Actionszenen wurden dem Wahnwitz angepasst und können durchgängig überzeugen, bleiben auch harmlos genug, um die jüngeren Zuschauer bei der Stange zu halten. Auch recycelte Gags aus dem Vorgänger funktionieren zu großen Teilen tatsächlich auch ein zweites Mal.

Das ist am Ende voll und ganz der Besetzung geschuldet, die einfach wunderbar harmoniert. Mit Dwayne Johnson, Karen Gillan, Jack Black und Kevin Hart bekommt man eben ein wirklich passendes, unterhaltsames und spielfreudiges Star-Quartett geboten, welches den Film nie langweilig werden lässt. Selbst Kevin Hart, den ich als Comedian wahrlich nicht leiden kann, funktioniert für meinen Geschmack und tut dabei nicht mal weh. Auch schön, Danny DeVito und Danny Glover mal wieder in einer Produktion dieses Kalibers zu sehen. Die Screentime der beiden Alt-Stars ist zwar äußerst gering aber wie es Johnson und Hart schaffen, die beiden Personalien der betagten Hollywood-Darsteller zu channeln, ist wirklich bemerkenswert und auch verdammt witzig. Dazu gesellt sich noch Rückkehrer Nick Jonas, der auch im Duo mit Madison Iseman gut harmoniert. Lediglich Rory McCann bleibt als Bösewicht Jürgen, der Brutale äußerst blass und austauschbar. Ein Schicksal, welches schon Bobby Cannavale im Vorgänger ereilte. Den Vogel darf aber Rapperin und Schauspielerin Awkwafina abschießen, deren Performance zu den Highlights von JUMANJI: THE NEXT LEVEL gehört.

Jake Kasdan saß auch bei der Fortsetzung wieder auf dem Regie-Stuhl und war als Co-Autor am Drehbuch beteiligt. Der Film sieht sehr gut aus, die Effekte können sich wirklich sehen lassen und das Pacing hat den richtigen Fluss. Auch die Actionszenen, die im Vorgänger nicht immer gelungen waren und stellenweise unter zu vielen Effekten gelitten hatten, machen einen guten Eindruck und überzeugen durch die Bank. Für den bereits beschlossenen dritten Teil (oder auch vierten, wenn man den 95er-Film dazu zählt) soll Kasdan ruhig wieder Hand anlegen. Ich werde ihn mir auf jeden Fall ansehen.

Fazit:
JUMANJI: THE NEXT LEVEL (2019) ist eine gelungene Fortsetzung des ebenso spaßigen Vorgängers. Zwar fehlen hier ganz klar Innovation und Überraschung, da Kasdan und sein Team das Erfolgsrezept bis auf wenige Ausnahmen wiederholen, jedoch funktionieren die charmante Besetzung, die Gags und die Actionszenen auch ein zweites Mal prächtig. Fans lockerer Popcorn-Unterhaltung kommen hier auf ihre Kosten und in Zeiten von Corona, eignet sich der Blockbuster perfekt als unterhaltsamer Zeitvertreib für die ganze Familie.

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