Sacha Baron Cohens Mockumentary DA ALI G SHOW war in England ein großer TV-Hit. Dort trat er bereits in seinen Kultrollen Borat, Bruno und Ali G auf, in deren Verkleidung er ahnungslose Menschen, meist prominent, interviewte und mit den radikalen Ansichten seiner alter Egos konfrontierte. Wer die Folgen im deutschen Musikfernsehen damals verfolgte, weiss, wie garstig brilliant er auf seine ganz eigene Art Menschen aus der Deckung herauslockte. Doch ewig konnte das Konzept nicht funktionieren, da Cohen mittlerweile zu bekannt wurde. Was lag also näher, als seine Figuren in Kinofilmen mit fiktiven Handlungen auftreten zu lassen? Den Anfang machte der titelgebende Möchtegern-Gangsta-Rapper, der es auch hierzulande auf die große Leinwand schaffte. JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT veröffentlichte den Film kürzlich erstmals auf Blu-ray. Ey, man, Digga, dass haben wir uns nicht entgehen lassen. 

Regie: Mark Mylod

Darsteller: Sacha Baron Cohen, Michael Gambon, Charles Dance, Rhona Mitra, Martin Freeman, Kellie Bright

Artikel von Christian Jürs

Alistair Leslie Graham, kurz Ali G (Sacha Baron Cohen), ist der coolste Oberpimp, der revalisierende Gangs dank seiner Coolness vor Angst erstarren lässt und es den Bitches mit seinem 60cm Schwengel so richtig besorgt. Soweit zumindest in der Theorie, denn diese Welt existiert lediglich in Alistairs Fantasie und Träumen. In der Realität ist er ein ziemlich armes Würstchen mit wenig im Kopf und Schrumpelwurm in der Hose, der noch in der Wohnung seiner Mum (Jacqueline Castro) im Kinderzimmer haust.

Mit seinem coolen Pimpmobil, einem gelben Renault R5, cruist er meist durch die Straßen oder hängt mit seinen Homies Ricky C (Martin Freeman), Jezzy F (Nabil Elouahabi) und Dave (Tony Way) rum, die so uncool sind, dass sie sogar zu Alistair aufblicken. Erstaunlich, dass Ali G es geschafft hat, in einer Beziehung mit Julie (Kellie Bright), die er als Me Julie bezeichnet, zu stecken. Naja, sie ist auch nicht die hellste Leuchte in der Stadt und eigentlich nicht dass, was ein Pimp wie Ali G unter hot versteht. Seine Sozialhilfe stockt er mit einem Job in einem Jugendzentrum auf, wo er den Kids das Leben auf der Straße beibringt. Doch dann kommt der Schock: Dem Jugendzentrum werden die Mittel gestrichen und es soll geschlossen werden. Aber nicht mit Ali G. Der tritt, festgekettet auf offener Straße, sofort in den Hungerstreik, um Aufmerksamkeit für die soziale Einrichtung zu erhalten. Schade nur, dass er nach wenigen Minuten beim Anblick einiger Chicken Nuggets bereits schwach wird.

Durch die peinliche Aktion wird der Finanzminister David Carlton (Charles Dance) auf Ali aufmerksam. Dieser schlägt ihn als Abgeordneten des Londoner Vororts Staines-upon-Thames, in dem Alistair mit seiner Gang haust, vor. Hintergedanke ist, dass Ali die Wahl verlieren soll, was einen Sturz des Premierministers (Michael Gambon) zur Folge hätte. Somit wäre für Carlton der Weg frei, für dieses Amt zu kandidieren. Doch sein Plan läuft zunächst schief, als Ali G per Zufall seinen Gegenkandidaten überführt, Sex mit Tieren gehabt zu haben, woraufhin dieser seine Kandidatur niederlegt. Nach und nach hat Alistair immer mehr Erfolg und erntet Ansehen trotz seiner unkonventionellen Mittel (so verhindert er das Aufflammen eines neuen Kalten Krieges durch den Einsatz von THC-haltigem Tee). Doch Carlton hat noch ein As im Ärmel…

Ali G Indahouse ist frech, chauvinistisch, vulgär und ganz sicher nicht jedermanns Sache. Ich muss mich entschuldigen, aber ich fands witzig. Wie so oft ist Humor eine Geschmacksfrage und so sollte sich jeder, dem Ali G nix sagt, vorab den Trailer zur Gemüte führen, bevor er sich zur Anschaffung dieser schönen Veröffentlichung entscheidet. Denn auch, wenn der Film nicht jedem behagen wird (keinesfalls beim ersten Date einlegen), so ist das mir vorliegende Steelbook doch über jeden Zweifel erhaben. Der bislang nur auf DVD erhältliche Film erstrahlt in neuem HD-Glanz (1,85:1) und überzeugt durch guten Sound (Deutsch und Englisch DD 5.1).

Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen. Es gibt einen Audiokommentar mit Ali G und Ricky C (also mit Cohen und Freeman), unveröffentlichte Szenen, einen Kurs „Talking the Talk“, in dem wir von Ali G das Sprechen auf seine Art und Weise beigebracht bekommen, einen Blick hinter die Kulissen („Me Video Diary“) und eine Fotogalerie.

Einen kleinen Dämpfer verpasst das Sehvergnügen allerdings die deutsche Synchronfassung. Nicht falsch verstehen, Lutz Makensy auf Charles Dance ist klasse. Ebenso Simon Jäger auf Martin Freeman. Eigentlich sind alle im Cast stimmlich toll besetzt. So tummeln sich dort bekannte Sprecher wie Norbert Gescher, Detlef Bierstedt und Helmut Krauss, doch ausgerechnet bei der Hauptfigur ging die Wahl mal so richtig in die Büx. Wer zum Geier fand, dass es eine super Idee sei, Mola Adebisi auf Ali G zu besetzen? Grausam, wirklich grausam. Gott sei es gedankt, dass man auf die englische Sprachfassung (wahlweise mit dt. Untertiteln) zurückgreifen kann. Das steigert den Spaß beim Schauen ungemein. Seht (und vor allem hört) selbst…

Trailer deutsch:

Trailer englisch:

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