Der Low Budget Filmer James Glickenhaus hatte einen Filmstil, der seinen Streifen bis heute einen unverwechselbaren Look gibt. Harte B-Movie-Action ist das Markenzeichen, ganz den 1980ern unterworfen, gefüllt mit Zeitlupen, Explosionen, Knarren und Stunts – das sind die Streifen von James Glickenhaus. Konträr dazu gesellen sich zusammengezimmerte Drehbücher und oftmals grottenschlechte Effekte im Finale, was im Nachhinein für einen gewissen Charme der Filme sorgt. So auch hier. DIGIDREAMS STUDIOS brachte den Kracher nun in der Classic Cult Collection auf Blu-ray heraus (zuvor als limitiertes Mediabook bei ASTRO RECORDS).

Originaltitel: Shakedown

Regie: James Glickenhaus

Darsteller: Peter Weller, Sam Elliot, John C. McGinley

Artikel von Kai Kinnert

Im glitzernden Asphaltdschungel New Yorks lebt es sich gefährlich. Der schmutzige Kampf um Anteile am größten Geschäft der Welt, mit Milliarden-Dollarprofiten – dem Drogengeschäft – zählen Menschenleben nichts mehr. Für den jungen Rechtsanwalt Ronald Dalton (Peter Weller) schon. Er kämpft für einen kleinen Dealer, der in Notwehr einen Undercover-Polizisten erschossen hatte, als dieser ihn ermorden und ausrauben wollte. Zur gleichen Zeit ist Daltons Freund, der Undercover-Agent Richie Marks (Sam Elliott) mit seiner 45iger Magnum unterwegs, um die wirklichen Drahtzieher zu finden – eine Bande von Drogenschiebern und korrupten Polizeibeamten. Als die Spur zu heiß wird, stehen Dalton und Marks plötzlich selbst auf der Abschussliste.

Film war für James Glickenhaus stets nur ein Investment. Allerdings eines, das ihm selber Spaß brachte und so führte der Autodidakt bei seinen Genre-Granaten dann auch gleich selber die Regie und buchte für seine B-Movies gerne mal bekannte Schauspieler, wie Peter Weller, Sam Elliot, Jackie Chan oder Christopher Walken. Tiefe und Sinnhaftigkeit belasten den Zuschauer nicht, auch das Timing klemmte gerne mal – an der Action hatte Glickenhaus allerdings seinen Spaß und konnte so einen kommerziellen Garant für seine Filme schaffen.

Vielleicht fußte die Leidenschaft für Action auf seiner Leidenschaft für historische Sportautos, von denen er einige besitzt. So kaufte er schon 1971 einen Lola T70 (Chassis #SL71-32), dann einen frühen Ferrari 166 (Chassis #002C), den Ford MK IV (Chassis #J6), der 1967 vierter in Le Mans wurde und viele weitere Wagen, bis er selber den Glickenhaus SCG als Renn- und Straßenversion baute. Mit seinen selbstgebauten Autos nahm er dann in den 2000ern an Nürburg-Rennen teil und war sich auch während der Rennen als Teamchef nicht zu schade, den Kontakt mit enthusiastischen Fans zu suchen und mit ihnen Benzingespräche auf Augenhöhe zu führen. Natürlich mit Cowboyhut. So war es dann auch vielleicht die Freundlichkeit, mit der Glickenhaus seine Stars für die Filme gewinnen konnte – ohne das Fragen zur Logik und Notwendigkeit gestellt wurden.

In Blue Jean Cop legen sich Peter Weller und Sam Elliot dann auch mit allerlei Gesindel an, haben tiefsinnige Sätze zu verflossenen Beziehungen (auf „Ich habe ihren Hund getötet“ folgt „Glück ist die flüchtige Hoffnung der Jugend„) und verbringen die meiste Zeit an Originaldrehorten in New York City. Und die sind der Kracher.

New York City ist der Hauptdarsteller des Films und ohne diese Stadt wäre Blue Jean Cop nur halb so gut. Der Streifen wurde 1988 vor Ort gedreht und zeigt ein dreckiges, glitzerndes New York, das es heute nicht mehr gibt. Bis auf wenige Sequenzen im Studio wurde alles vor Ort in Hinterhöfen, Sexshops, Kinos, auf glitzernden Straßen und an fiesen Ecken produziert. Die Wohnung am Central Park, mit ihrem atemberaubendem Blick und der Dachterrasse, muss jetzt Fantastillionen wert sein und es würde nicht verwundern, wenn das Atelier heute die Dienstags-Wohnung von James Glickenhaus ist.

Aber auch die Actionsequenzen mit Sam Elliot sind solides B-Movie-Eyecandy der 1980er, selten real und dennoch effektiv. Hier hat Glickenhaus sein Geld ausgegeben und ihm gelingen dabei unterhaltsam-knackige Actionsequenzen, meist on location gedreht. Die Kamera schafft in diesen Momenten einen eigenen Look, denn Glickenhaus mochte die Wucht von Einschlag und Detonation und ließ die Kamera mit Winkeln, Plansequenzen, Wiederholungen und Zeitlupen spielen.

Und dann kommt das Finale. Sam Elliot springt vom Porsche 930 Turbo Cabrio an das Fahrwerk eines startenden Flugzeugs und landet so in einer grandios schlechten Sequenz an Effekten, wie man sie eher in der Sesamstraße erwarten würde. Die Rückprojektionen sind gescheitert und die Videoeffekte mit dem Flieger am Himmel sind ein Graus. Dafür hat aber auch noch niemand so schnell das World Trade Center überflogen, wie Sam Elliot in diesem Film. Scheinbar in vier Stunden vor einer Leinwand abgedreht, gibt sich das Effekte-Debakel am Ende so, wie der Ferrari 330P3 (Chassis #0846), den Glickenhaus im Jahr 2000 kaufte. Durchs Rennen zwar zu Klump gefahren, aber insgesamt doch eine solide Anlage für die Zukunft.

Mag das Finale auch technischer Schrott sein, macht der Film, trotz seiner bemühten Szenen im Zwischenmenschlichen, bis heute noch Spaß. James Glickenhaus findet in den richtigen Momenten zu guten B-Movie-Action-Momenten im schmissigen 1980er-Look und kann sich dabei voll auf seine Lieblingsstadt New York verlassen. Es läuft sogar The Soldier (1982) im Kino.

Wer solche Streifen mag, bekommt hier die volle Packung des charmant-schluderigen Genre-Kinos serviert, prominent besetzt und voll des Zeitkolorits einer wilden Stadt. Das passte.

Das Bild der Blu-ray ist gut, eine analoge Körnung ist vorhanden. Der Ton ist gut. Als Extras gibt es Trailer, eine Artwork-Galerie und eine Bildergalerie.

Trailer:

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