Roger Corman brauchte 50.000 Dollar, fünf Tage Drehzeit und 66 Minuten Laufzeit für einen seiner besten Filme. Mit einer straff erzählten und überraschend originellen Story lief Roger Corman zur Höchstform auf und findet so mit Witz, Tempo, Crime und Horror die perfekte Form für seine späteren Produktionen. Da Corman sich keine teuren Effekte leisten konnte, umschiffte er das Problem mit einem gelungenem Spannungsaufbau und könnte am Ende sogar das Drehbuch von William Lustigs Maniac (1980) beeinflusst haben. KOCH FILMS brachte das Kleinod nun in der Mediabookvariante in den Handel.

Originaltitel: A Bucket of Blood

Regie: Roger Corman

Darsteller: Dick Miller, Barboura Morris, Antony Carbone

Artikel von Kai Kinnert

Der etwas eigenwillige Walter Bondi (Dick Miller) kellnert in einer Künstlerkneipe, wo er arbeitslose Freidenker beim Rezitieren und Diskutieren bewundert. Er selbst erntet jedoch meist nur Spott. Das ändert sich, als er aus Versehen die Katze seiner Hauswirtin tötet und den Kadaver mit Ton ummantelt und so zu einem Kunstwerk veredelt. Er wird sofort mit offenen Armen in der Künstlergemeinschaft aufgenommen. Die Zuwendung und Anerkennung schmeicheln ihm, doch um auch weiterhin dazu zu gehören, muss er weitere Skulpturen anfertigen. Schon bald kennt er, von Ehrgeiz und Größenwahn gepackt, keine Grenzen mehr auf der Suche nach neuen Modellen und fertigt auch Skulpturen von Menschen an, die ein düsteres Geheimnis verbergen.

Natürlich, hier ist alles im Jahre 1959 entstanden. Schauspiel, Dialoge und Filmsprache sind der damaligen Zeit unterworfen und Geld gab es auch keines. Roger Corman hatte aber glücklicherweise stets den Anspruch, das Wenige so gut wie möglich in Szene zu setzen und achtete dabei auf wesentliche und filmische Grundlagen. Im Grunde ist Das Vermächtnis des Prof. Bondi ein Lehrbeispiel für alle Amateurfilmer, die mit wenig Knatter einen größeren Film machen wollen. Während andere Filmemacher vier Jahre lang unreflektiert an einem kleinen Gangsterfilm basteln und dabei nur formal Blasen ohne optische Idee kopieren, hatte Corman konkrete Vorstellungen und einen Plan, um so aus einem Nichts eine lustige Story zu machen, die den Trash vergessen lässt.

Da ist zum Beispiel die Kamera. Wer in fünf Tagen, und sei es auch nur in drei Kulissen, einen ganzen Spielfilm abdrehen will, braucht eine Kamera, die dem Druck gewachsen ist und trotzdem filmisch arbeiten kann. Corman wollte für seinen Beatnik-Horror ein tiefes Schwarz und scharfe Kontraste und fand mit Jacques R. Marquette den richtigen Kameramann für sein Vorhaben. Überraschend gut ausgeleuchtet und mit einem hübschen Bildaufbau versehen, sorgt Marquette gekonnt für einen stimmungsvollen Rahmen und lässt so das wenige Geld vergessen. Dazu die Story. Das Drehbuch von Charles B. Griffith nimmt die Künstlerszene satirisch auf´s Korn und schrieb augenzwinkernd über den Schein und der zwanghaften Sucht nach Anerkennung, gebettet in die Zeit zwischen den Beatniks der 1950er und den Hippies der 1960er.

Walter tötet erst aus versehen und dann aus Erfolg. Autor Griffith lässt den kleinen Walter zum Serienmörder mutieren und schafft dies mit viel Humor und geschicktem Wahnsinn. Walter ist getrieben und damit nicht klar im Kopf. Sein erstes Opfer ist die Katze seiner Vermieterin, die er bei einer Rettungsaktion versehentlich mit dem Messer tötet und sie dann (inklusive dem im Körper steckenden Messer) mit Ton ummantelt und so als Statue in der Künstlerkneipe ausstellt. Das kommt beim Publikum gut an und man hofft, das Walter noch weitere Kunstwerke anfertigen wird. Durch eine dumme Affekthandlung kommt es dann alsbald zu einem zweiten Opfer. Nun allerdings einem Menschen, dem Walter mit der Bratpfanne den Schädel gespalten hat. Auch hier spachtelt Walter Ton um die Leiche und stellt sie aus. Das Publikum applaudiert und danach folgt die Arbeit Nackte Frau auf Stuhl mit Schal um den Hals. Walter genießt die Anerkennung und trägt in der Künstlerkneipe fortan eine Papp-Krone, trinkt jugoslawischen Weißwein und schmiedet Pläne. Er wird demnächst ganze Gruppen ausstellen und Frauen, besonders viele Frauen, denn die würden den meisten Spaß bringen. Die Fans sind begeistert.

Doch die Nummer geht auf Dauer natürlich nicht gut, man wird ihm auf die Schliche kommen. Am Ende greift das Drehbuch dem späteren Maniac von William Lustig vor, wobei es ziemlich deutliche Parallelen zwischen den beiden Filmen gibt und der Verdacht nahe liegt, dass Joe Spinell und C.A. Rosenberg (die Drehbuchautoren) Das Vermächtnis des Prof. Bondi kannten. Während Walter aus seinen Leichen Tonfiguren machte und gerne Frauenmörder geworden wäre, ist Frank Zito in Maniac schon Frauenmörder und tackert Skalps auf die Köpfe von Schaufensterpuppen. Roger Corman meinte es lustig und William Lustig ernst. Und am Ende werden Walter und Zito von ihren Opfern gerufen, in beiden Filmen werden die Mörder von ihren Taten im Wahn heimgesucht.

Das Vermächtnis des Prof. Bondi macht Spaß, was der kurzen Laufzeit und dem charmanten Drehbuch geschuldet ist. Roger Corman blieb seinem Namen treu und drehte für drei Knöpfe und eine Scheibe Brot diesen Pre-Serienkiller-Schwank überraschend kurzweilig herunter und vermag damit sogar heute noch zu unterhalten. Wem solche alten Filme gefallen, sollte hier einen Blick wagen.

Das Bild der Veröffentlichung hält die Schwarztöne und Kontraste klar und satt und ist insgesamt vom analogen Korn durchzogen. Der Ton ist gut. Als Extras gibt es, neben der internationalen Fassung, auch die deutsche Fassung, die vom Verleih mit einem neunminütigen Prolog (siehe Bild) versehen worden ist. Da hatte wohl jemand den Film nicht verstanden. Weiter gibt es ein Interview mit Roger Corman, ein Interview mit Dick und Lainie Miller, ein Audio-Interview mit Drehbuchautor Charles B. Griffith, den deutschen Vorspann, die Vollbildfassung, die Super-8-Fassung, den deutschen und den englischen Trailer, sowie eine Bildergalerie.

Trailer:

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