Erinnert Ihr Euch noch an die Zeiten, als Seann William Scott aka Steve Stifler bei einer Reihe von Blockbustern als Zugpferd diente? Aus dieser Ära hollywoodschen Filmschaffens stammt auch VORBILDER?!. Etwas zotig, sexy aber mit dem Herz am rechten Fleck, wusste der Film einst zu unterhalten und schlug sich auch ganz gut an der Kinokasse. Der eigentliche Hauptdarsteller der Komödie ist aber der heutige ANT-MAN Paul Rudd, der im Zentrum der Handlung steht. Obendrauf gibt es den, dank seiner Darstellung des Fogell aka McLovin aus dem Film SUPERBAD ebenfalls zu kurzzeitigem Ruhm gekommenen Christopher Mintz-Plasse, der ebenfalls überzeugen konnte. Ob der Film noch immer so gut funktioniert wie einst und worin der Unterschied zwischen der ersten Scheibe und dieser Neuauflage aus dem Hause STUDIO HAMBURG ENTERPRISES besteht, lest Ihr im Artikel.
Originaltitel: Role Models
Regie: David Wain
Darsteller: Paul Rudd, Seann William Scott, Christopher Mintz-Plasse, Bobb´e J. Thompson, Elizabeth Banks, Jane Lynch, Ken Jeong
Artikel von Christian Jürs
Danny (Paul Rudd) und Wheeler (Seann William Scott) promoten Energiedrinks an Schulen und fahren in einem Monstertruck durch die Straßen. Eigentlich ein Traumjob für jeden Jungen, doch Danny zerfrisst sich in Selbstzweifeln. Hätte er einen anderen Lebensweg einschlagen sollen und es vielleicht zu etwas Größerem bringen können? Dieser Pessimismus führt dazu, dass seine Freundin Beth (Elizabeth Banks) das Handtuch wirft und bei ihm auszieht, was den Enddreißiger in der verfrühten Midlife-Crisis nur noch weiter hinunterzieht. Durch die Enttäuschung, die sich in Wut umwandelt, benimmt er sich bei der nächsten Präsentation in einer Schulaula kräftig daneben und baut im Anschluss daran noch einen grob fahrlässigen Unfall.
Da trifft es sich prima, dass die nun Ex-Freundin Beth eine erfolgreiche Anwältin ist. Doch in diesem Fall kann auch sie nur wenig Positives vermelden. Danny und Wheeler, wobei Letzterer unschludig in die Sache mit hineingezogen wurde, müssen entweder für 30 Tage ins Gefängnis oder 150 Stunden gemeinnützige Stunden abreißen. Sie entscheiden sich für Letzteres (aus Angst vor den Gemeinschaftsduschen im Knast) und werden deshalb in einer Kinder- und Jugendbetreuergruppe aufgenommen. Dort bekommt Wheeler mit Ronnie (Bobb´e J. Thompson) einen echten Satansbraten zugeteilt, der bereits mehrere Betreuer zuvor in die Flucht schlug. Danny hingegen darf sich um den deutlich älteren Augie (Christopher Mintz-Plasse) kümmern, einen schüchternen Jugendlichen, der dank seiner Leidenschaft für Fantasyrollenspiele zum Außenseiter in seiner Familie degradiert wurde. Zähne zusammenbeißend, reißen die beiden Erwachsenen ihre Strafe ab, finden aber mit der Zeit immer mehr Gefallen an ihrer Aufgabe. Doch dann geschieht jedem von ihnen ein unverzeihlicher Fehler…
Nach den ersten Filmminuten dachte ich „Ach herrje, den fandest Du mal lustig?„, doch Vorbilder?! braucht lediglich Zeit, um seine Figuren einzuführen. Sind diese Fronten erstmal geklärt, entwickelt der Film seinen Humor von ganz alleine und wird dabei von einem gut aufgelegten Cast unterstützt. Bis in die kleinste Nebenrolle findet man allerlei illustre und vor allem spaßige Figuren, wie zB Jane Lynch in der Rolle der Leiterin der Betreuungsanstalt, die mal ein großes Drogenproblem hatte und dies, auf ungewöhnliche Art und Weise, immer wieder preisgibt. Absolutes Highlight sind aber die Rollenspieler, inklusive Hangover Asiate Ken Jeong. Da passt es hervorragend, dass sich das große Finale genau um diese Figuren dreht, aber ich will nicht spoilern. Regisseur David Wain, der als Drehbuchautor und Regisseur auch an der abgefahrenen Netflix Serie Wet Hot American Summer arbeitete, hat ein Gespür für Gagtiming und führt seine Darsteller sicher durch den Film, der nach anfänglichen Schwierigkeiten immer noch fantastisch unterhält.
Trotzdem kann ich die Blu-ray Neuauflage aus dem Hause Studio Hamburg Enterprises nur eingeschränkt empfehlen. Es handelt sich hierbei nämlich um eine abgespeckte Version der Erstauflage. So sind Bild- und Tonqualität zwar top, deutsche Untertitel gibt es aber keine. Des weiteren fehlt das komplette Bonusmaterial der Erstauflage, was bei dem niedrigen Preis, zu dem der Film angeboten wird, aber zu verschmerzen ist. Weit weniger zu verschmerzen ist die Tatsache, dass hier lediglich die 95 Minuten lange Kinoversion (FSK 12) aufgespielt wurde. Bei der Erstauflage gab es noch die rund 6 Minuten längere Unrated Version (FSK 16). Somit muss man hier auf ein paar nackte Tatsachen und anzügliche Witze verzichten. Zum einmaligen Konsumieren ist die Scheibe zwar geeignet, für das Sammlerregal sollte man aber tiefer in die Tasche greifen und sich die Erstauflage zulegen.