Lange Zeit gab es für Eltern mit ihren Kindern dank Corona nur B-Ware und deutsche Filme in den viel zu leeren Lichtspielhäusern. STUDIOCANAL macht damit nun aber ein Ende und bringt uns die neue Verfilmung eines über hundert Jahre alten Kinder- und Jugendbuchs in die Kinos, die mit Julie Walters und Colin Firth zudem prominent besetzt ist. Ob es sich lohnt, hierfür einmal wieder mit Euren Liebsten ins Lichtspielhaus Eures Vertrauens zu gehen, lest Ihr in den folgenden Zeilen…

Originaltitel: The Secret Garden

Regie: Marc Munden

Darsteller: Dixie Egerickx, Amir Wilson, Edan Hayhurst, Julie Walters, Colin Firth, Isis Davis

Artikel von Christian Jürs

Mary Lennox (Dixie Egerickx), ein zehnjähriges Mädchen aus gutem Hause, führte bislang ein sorgenfreies Leben mit ihren Eltern in Indien. Doch die Choleraepidemie macht ihrem Glück ein jehes Ende, als ihre Eltern an der Krankheit sterben. Sie wird daraufhin nach England geschickt, wo sie sich in die Obhut ihres Onkels Archibald Craven (Colin Firth) auf dessen Gut Misselthwaite begibt. Mrs. Medlock (Julie Walters), die Haushälterin des Anwesens, begleitet sie auf ihrer Anreise und gibt ihr zugleich eine Menge strenger Regeln mit auf den Weg. So soll sie ihr Zimmer nach Möglichkeit nicht verlassen und auf keinen Fall Erkundungen im Haus anstellen. Auch soll sie ihren Onkel nur ansprechen, wenn dieser sie ausdrücklich darum bittet. Archibald selbst hat den Tod seiner Frau, der Zwillingsschwester von Marys Mutter, nicht gut verkraftet und führt nun ein mürrisches, einsames Dasein. Misselthwaite, dass nach Erzählungen von Marys Mutter einst ein Ort der Freude war, hat sich in ein düsteres, kaltes Anwesen verwandelt, in dem Spaß und Freude vor der Tür bleiben müssen.

Natürlich hält sich das Mädchen nicht an die Regeln und lernt, neben einem verwahrlosten Hund im anliegenden Schloßgarten noch Dickon (Amir Wilson), den Sohn der freundlichen Haushälterin Martha (Isis Davis), kennen. Nach anfänglichem Misstrauen, freunden sich die Kinder an. Doch es gibt noch mehr zu entdecken auf dem Anwesen, denn eines Tages führt sie der streunende Hund in einen riesigen, bunten Garten, der eingezäunt, eine ganze Weile unentdeckt blieb. Im Gegensatz zum kalten Herrenhaus sprudelt hier das Leben und die ansonsten so karge Gegend blüht in den buntesten Farben. Die beiden Kinder sind begeistert. Doch es gibt noch einen weiteren Jungen, der sein Dasein im Bett seines Zimmers im Haus fristet. Diesen entdeckt Mary auf einem heimlichen Erkundungsgang durchs Haus. Es handelt sich um Colin (Edan Hayhurst), den Sohn Archibalds, der sich von seinem Vater diverse todbringende Krankheiten einreden lässt und niemals sein Bett verlässt. Nicht aus Boshaftigkeit seines Vaters, sondern, weil dieser einen weiteren Verlust nicht mehr verkraften kann. Gelingt es Mary und Dickon, hinter das Geheimnis des Gartens zu kommen und wieder neuen Lebensmut ins Gut Misselthwaite zu bringen?

Das berühmte Kinderbuch Der geheime Garten von Frances Hodgson Burnett wurde bereits des Öfteren verfilmt, auch als Serie. Anno 1987 sogar schon mit Colin Firth in der Rolle des erwachsenen Colin. In dieser Form gibt es die Figur hier allerdings nicht zu sehen, denn Regisseur Marc Munden (Utopia) erlaubt sich allerlei Freiheiten bei seiner Buchadaption. Nicht nur, dass er die Handlung ins Jahr 1947 verlegt, aus Gründen, die sich nicht erschließen, er lässt sich auch eine Menge Zeit, bis der titelgebende Garten endlich in Erscheinung tritt. Bis dahin gibt es eine Stimmung, die eher einem Gruselfilm aus der Hammer Studios Zeit gleicht. Zartbesaitete Kinder dürften die Szenen im düsteren, kalten Anwesen durchaus als verstörend empfinden. Hierüber sollten sich Eltern vorab im Klaren sein, ansonsten wirds ein Kinobesuch mit Nachhall in den folgenden, schlaflosen Nächten. Im Garten selbst herrscht dafür hingegen schöne, bunte CGI-Welt, die wundervoll anzusehen ist und als Kontrast zu den vorangegangenen Szenen bestens funktioniert. Auch die Kinderschauspieler machen einen guten Job und man fiebert mit Mary und ihren Freunden mit, dass am Ende alles wieder gut wird. Fans von Colin Firth hingegen dürften sich enttäuscht zeigen, ziert sein Konterfei zwar groß das Filmplakat, jedoch bekommt nur äußerst wenige Szenen spendiert. Auch das Ende wirkt ein klein wenig gehetzt, wenn nach etwas mehr als 90 Minuten bereits der Abspann einsetzt. Schade eigentlich, denn eine langsamere Entwicklung der Figuren hätte dem Film gut gestanden.

So bleibt Der geheime Garten zwar hinter seinen Möglichkeiten, dürfte Familien mit größeren Kindern aber gut unterhalten. Ein Film, den man unter normalen Umständen nicht zwingend im Kino hätte sehen müssen. Mangels Alternativen ist er aber endlich einmal wieder ein Grund für Mama, Papa und Kind(er), den gebeutelten Lichtspielhäusern nach langer Zeit einen Besuch abzustatten.

Trailer:

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