Immer wenn B-Kante Scott Adkins einen neuen Streifen am Start hat, stellt sich bei mir eine gewisse Vorfreude ein, denn wenn jemand konsequent mit deftigen Videotheken-Krachern abliefert, dann ja wohl der britische Schauspieler und Kampfsportler. Wenn dann noch Isaac Florentine auf dem Regiestuhl sitzt, frohlockt das B-Klopper-Herz umso mehr. Mit SEIZED – GEKIDNAPPT (2020) erschien just über Koch Films die neueste Zusammenarbeit des eingespielten Duos. Ob es sich hier ebenfalls um überdurchschnittliche Genre-Kost handelt, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Seized

Drehbuch: Richard Lowry
Regie: Isaac Florentine

Darsteller: Scott Adkins, Mario van Peebles, Matthew Garbacz, Karlee Perez, Steven Elder, James P. Bennett…

Artikel von Christopher Feldmann

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Regelmäßigkeit Scott Adkins Actionfilme auf den Heimkino-Markt kegelt. Allein in der letzten Zeit legte der schlagfertige Brite drei bis vier Filmauftritte pro Jahr hin und gehört seit rund einer Dekade zu den Top-Sellern im sonst eher mager aufgestellten Segment des B-Actionfilms. Mit seinen Skills zählt Adkins zu den besten Martial-Artists der westlichen Hemisphäre, die es auch regelmäßig in größere Produktionen verschlägt. Auch unser lieber Scott war schon in so manchen Blockbustern zu sehen, wenn auch nur in kleinen Nebenrollen. Der ganz große Sprung ist ihm bislang verwehrt geblieben und trotzdem wird er nicht müde, seine Fans regelmäßig mit neuem Output zu beschenken. Ein wesentlicher Grund für den Erfolg, ist die Zusammenarbeit mit zwei Regisseuren. Während mittlerweile Jesse V. Johnson für die souveränen Prügelfilme zuständig ist, war es vor allem Isaac Florentine, der Adkins den Boden bereitete. Immerhin inszenierte der israelische Choreograf und Stuntman den Kampfkünstler in seiner bekanntesten Rolle, nämlich als Yuri Boyka in den UNDISPUTED-Sequels. Auch für den Martial-Arts-Knaller NINJA: SHADOW OF A TEAR (2014) zeichnete sich der ehemalige Nu-Image-Handwerker verantwortlich. Umso erfreulicher ist es daher, dass mit SEIZED – GEKIDNAPPT (2020) nach mehr als fünf Jahren die neueste Zusammenarbeit der Beiden erschienen ist. Und auch wenn hier wieder die beliebten Trademarks zum Einsatz kommen, an ihre Glanztaten reicht der Low-Budget-Actioner leider nicht heran.

Handlung:
Nach dem Tod seiner Frau, führt der ehemalige Special-Forces-Agent Nero (Scott Adkins) ein unauffälliges Leben unter neuem Namen in Mexiko und versucht neben seinem Job als Sicherheitsberater, seinen Sohn Taylor (Matthew Garbacz) in der Spur zu halten. Eines Tages wird der Junior jedoch von Kartellboss Mzamo (Mario van Peebles) entführt, der mit Neros Vergangenheit vertraut ist und ihm ein unmoralisches Angebot macht. Der kampferprobte Ex-Agent soll drei Verbrechersyndikate dem Erdboden gleichmachen und das innerhalb von fünf Stunden, im Gegenzug bekommt er seinen Sohn zurück!

Wo Adkins draufsteht, ist auch meist Adkins drin. So kann man auch SEIZED bescheinigen, dass der Actionfilm ganz und gar auf seinen Hauptdarsteller zugeschnitten ist. Dass man bei solchen Streifen keine ausgeklügelte Story erwarten darf, dürfte hinreichend bekannt sein und auch auf dieser Ebene reißt die Low-Budget-Produktion keine Bäume aus. Tatsächlich ist das dünne Skript ein relativ maues Mash-Up aus Versatzstücken, die Filme wie TAKEN (2009) und JOHN WICK (2015) bereits zu Genüge durch exerziert haben und lediglich dazu dienen, den Protagonisten von einer Schießerei in die nächste Kampfszene und umgekehrt zu schicken. Auch SEIZED bemüht sich nicht um tiefe Figurenzeichnung und gehaltvolle Dialoge, sondern versucht so effizient und straff wie möglich Adkins das tun zu lassen, was er am besten kann, nämlich seinen Gegnern die Knochen brechen. So dauert es lediglich rund zehn Minuten bis der Drops gelutscht und die Basis geklärt ist und der britische Haudrauf-Hero darf loslegen.

Das Endergebnis kann letztendlich aber nicht mit anderen Florentine-Krachern mithalten, was zum Teil auch am mageren Drehbuch liegt. Selbst für Genre-Verhältnisse, ist das schon ziemlich wenig. Der Hauch von Handlung wirkt, als hätte man ihn irgendwo zwischen Kaffekränzchen und Abendessen aufs Papier geklatscht, ohne auch nur eine Minute an Ausarbeitung zu verschwenden. Stattdessen hastet Adkins von einer Actionszene zur nächsten, was stets lediglich durch ein paar Fülldialoge unterbrochen wird, die selten wirklich authentisch wirken.

Aber wir befinden uns hier immer noch in einem Isaac-Florentine-Film. Egal, wie dünn das Handlungsgerüst und wie oberflächlich die Figuren auch sein mögen, die Action muss stimmen. Leider hat der UNDISPUTED-Regisseur schon wesentlich besseres abgeliefert, denn den wirklichen Impact lässt SEIZED vermissen. Zwar setzt Florentine auch hier wieder auf erprobte Stilmittel und zeigt lange Einstellungen, die besonders in den Kampfszenen gut zur Geltung kommen, allerdings schafft es die Kamera nie, diese dementsprechend einzufangen. Zu oft wird auf Wackelkamera gesetzt, als hätte es der DOP mit der Zitterkrankheit im Anfangsstadium zu tun, was dem Ganzen leider wenig dienlich ist. Die Choreografien sind ordentlich geraten und Adkins zeigt wieder eine gute physische Präsenz, allerdings haut das den Fan nicht so richtig vom Hocker.

Man sieht dem Film einfach in jeder Minute an, dass hier kaum Budget vorhanden und die Drehzeit recht eng getaktet war. Die Sets sind recht unspektakulär, die Statisten recht rar gesät und viele Szenen machen den Anschein, als sei einfach drauf losgedreht, weil man einfach nicht die Zeit hatte, an Einzelheiten zu feilen. Das ist insofern schade, da man ja weiß, zu was der Regisseur und sein Hauptdarsteller fähig sind, wenn sie es eben umsetzen können. Es würde mich nicht wundern, wenn hier stellenweise immer gleich der erste Take genommen worden wäre, weil man sich einen zweiten Durchlauf nicht leisten konnte. Das schmerzt, hätte das Ganze doch ein launiger B-Kracher werden können.

Darstellerisch lehnt sich erwartungsgemäß niemand aus dem Fenster und auch Scott Adkins spielt seinen gewohnten Typus, zeigt aber in einzelnen Momenten, dass er durchaus ein gewisses Talent besitzt und nicht einfach nur der tumbe Schläger aus der DVD-Abteilung ist. Der heimliche Star ist allerdings B-Nase Mario van Peebles, der als ambivalenter Schurke erstaunlich spielfreudig und charismatisch daherkommt und das Highlight des Films darstellt. Als prinzipientreuer Kartellboss macht der Sohn von Blaxploitation-Legende Melvin van Peebles eine ziemlich gute Figur und überrascht im Finale sogar mit einer netten Wendung. Alle weiteren Darsteller sind die gewohnten Randerscheinungen in diesem Genre, nämlich nichts von Bedeutung.

Die Blu-ray aus dem Hause Black Hill Pictures / Koch Films präsentiert den Actionfilm in angemessener Bild- und Tonqualität, Extras gibt es keine.

Fazit:
Die neueste Zusammenarbeit zwischen den Action-Virtuosen Scott Adkins und Isaac Florentine ist, gemessen an deren bisherigem Output, leider eine kleine Enttäuschung. SEIZED – GEKIDNAPPT (2020) ist ein dünner B-Klopper, dessen kaum vorhandenes Produktionsvolumen und mageres Budget zur Folge haben, dass hier einfach nicht mehr möglich war als bestenfalls Genre-Durchschnitt. Für die Verhältnisse aber immer noch adäquat umgesetzt, weshalb man den Film als Fan noch goutieren kann.

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