Wenn auf dem Index kein Platz mehr ist, kehren die Zombies ins Kaufhaus zurück. PLAION PICTURES (formally known as KOCH FILMS) hatte das kleine Wunder vor drei Jahren vollbracht und den Kultfilm von George A. Romero, der eine ganze Welle von Zombieschockern hervorrief, sowohl von der Beschlagnahme-, als auch von der Indizierungsliste befreit. Jetzt wurde der rehabilitierte Schocker, der damals mit den Worten „Es gibt keinen härteren Film“ beworben wurde, in ungekürzter Form (Europäische Schnittfassung von Dario Argento) bei PARAMOUNT+ im Programm mit aufgenommen. Grund genug, sich nochmal in die Monroeville Mall in Pennsylvania zu begeben – aber nur mit geladener Waffe.

Originaltitel: Dawn of the Dead

Regie: George A. Romero

Darsteller: Ken Foree, David Emge, Gaylen Ross, Scott H. Reiniger, Tom Savini

Artikel von Christian Jürs

Ekelerregender naturalistischer Horrorfilm, der über seine vordergründige Geschichte hinaus als Parabel über die gesellschaftliche Situation interpretiert werden kann. Durch seinen Aufruf zur Gewalt und die Herrenmenschenideologie äußerst fragwürdig. – Wir raten ab.

Katholische Filmkommission für Deutschland

Wenn katholische Filmkritiker so eine freundliche Empfehlung aussprechen, kann man sich sicher sein, dass es sich um ein Werk handelt, welches in jedes Sammlerregal gehört. Ich vermute zwar, dass ich dem Großteil unserer Leserschaft diesen Film gar nicht groß vorstellen muss, mache es aber trotzdem. Die jüngeren Leser kennen womöglich lediglich das 2004 entstandene Remake Dawn of the Dead von 300 Regisseur Zack Snyder. Dieses ist zwar ebenfalls gelungen, wird aber niemals die filmhistorische Bedeutung des Romero-Klassikers erlangen.

Zu Filmbeginn von Zombie – Dawn of the Dead ist die Untoten-Pandemie bereits ausgebrochen. Um genau zu sein, stiegen 1968, in George A. Romeros Meilenstein Die Nacht der lebenden Toten erstmals aus ihren Gräbern. Damals traten die Zombies noch vereinzelt, im Laufe der Handlung dann in kleineren Grüppchen auf. Gegen Ende schienen die Menschen das Problem in den Griff bekommen zu haben, auch wenn der letzte Überlebende im Landhaus von übereifrigen Rednecks irrtümlicherweise ebenfalls durch einen Kopfschuss erlegt und ins Feuer geworfen wurde. Ein dezenter Wink in Richtung Rassismus, da es sich um eine farbige Person handelte. Zehn Jahre später war es nicht mehr der Rassismus, der Romero antrieb, sondern die Kritik am Konsumverhalten, aber auch am Krisenmanagement der Regierung und der Bevölkerung. Ein Thema, dass entfernt an die Coronapandemie erinnert.

Mittlerweile sind große Teile der Bevölkerung infiziert mit dem Untotenvirus. Die Fernsehsender senden Notprogramme aus, in denen wenig sachlich über den Umgang mit den Untoten diskutiert wird. Der Expertenrat lautet konsequente Vernichtung durch irreparable Schädigung des Gehirns, was innerhalb der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe stößt. Die Menschen können größtenteils nicht akzeptieren, dass es sich bei den umherschwankenden Kannibalen nicht mehr um ihre Herzallerliebsten handelt, sondern um seelenlose Leichen, die empathielos alles und jeden fressen, sofern sie nur können. Derweil wird das Kriegsrecht ausgesprochen und  Spezialeinheiten der Polizei sind bemüht, die von den Menschen teils versteckt gehaltenen Untoten zu vernichten, was nicht ohne Verluste in den eigenen Reihen vonstatten geht.

Noch seid ihr die Stärkeren. Aber bald werden sie die Stärkeren sein.

Inmitten dieser sich anbahnenden Apokalypse haben Stephen (David Emge), ein Hubschrauberpilot der fürs Fernsehen als Verkehrsberichterstatter arbeitet, und seine schwangere Freundin Francine (Gaylen Ross), die ebenfalls für den Sender arbeitet, die Nase voll. Sie kapern den TV-Hubschrauber, um irgendwo in der Ferne nach einem sicheren Ort zu suchen. Zu ihnen gesellen sich die beiden Ex-Polizisten Roger (Scott H. Reiniger) und Peter (Ken Foree), die ebenfalls fliehen wollen – aber wohin? Auf ihrem Weg finden sie nur weiteres Leid und Tod. Als der Kraftstoff langsam knapp wird, entdecken sie ein verlassenes Einkaufszentrum irgendwo im Nirgendwo. Sie landen auf dem Dach und können von dort aus von den Zombies unbemerkt in die Lagerräume des oberen Stockwerks eindringen. Ursprünglich nur als kleine Verschnaufspause gedacht, beschließen die Flüchtlinge, das Kaufhaus mit LKWs zu verbarrikadieren und die noch in den Gängen umhergeisternden Untoten zu entsorgen, damit sie eine Weile im Luxus der Warenhäuser schwelgen können. Der Plan gelingt zwar, doch dann wird einer von ihnen in einem unachtsamen Moment von den Untoten gebissen…

War Die Nacht der lebenden Toten schon ein bahnbrechender Horrorfilm, der im Trailer als „die neue Welle“ bezeichnet wurde, so sollte diese Zombiefilmwelle erst nach Zombie – Dawn of the Dead über uns herüberschwappen. Insbesondere in Italien entdeckte man das Potenzial, welches sich hinter den von George A. Romero erfundenen Menschenfressern verbarg. Schundige Bahnhofskinoheuler wie Großangriff der Zombies und Ein Zombie hing am Glockenseil waren die Folge, ebenso wie der Film Woodoo – Schreckensinsel der Zombies. Letzterer wurde in Italien unter dem Titel Zombi 2 vermarktet und stellte damit eine Pseudofortsetzung dieses Filmes dar.

Effektekünstler Tom Savini, der neben einer kleinen Rolle als Plünderer noch für sämtliche Spezialeffekte von Zombie – Dawn of the Dead zuständig war, ist bis heute unzufrieden mit den Farben des Films, da sein Kunstblut dadurch einen zu hellen Farbton- und die blassgrau geschminkten Zombies einen schlumpfigen Blaustich abbekommen haben. Das mittlerweile genutzte 4K-Master tut ein Übriges, die Effekte als solche zu entlarven. Macht aber nix, denn Zombie – Dawn of the Dead hat ganz andere Qualitäten. Neben satirischem Witz bietet der Film gut geschriebene Charaktere und ein originelles Setting, welches einen besonderen Reiz ausmacht. Wer würde sich nicht gerne in einem großen Warenhaus während einer Zombieseuche verbarrikadieren, um die letzten Tage in Saus und Braus zu verbringen?

Natürlich bekommen wir hierzulande standardmäßig die europäische Schnittfassung von Dario Argento, die sich grundlegend von George A. Romeros Variante unterscheidet. Sie ist kürzer und knackiger, lässt einige alberne Momente vermissen (zB. der Rotorblattzombie) und hat mit der Musik von Goblin den deutlich besseren, treibenderen Soundtrack zu bieten.

Zombie – Dawn of the Dead hat in den Jahren nichts von seinen Qualitäten eingebüßt. Noch immer fiebert man mit Peter, Stephen, Fran und Roger mit, auch bei der x-ten Sichtung. Wer dieses Meisterwerk, trotz aufgehobenen Verbots, noch nicht im Sammlerregal stehen hat (oder gar kein Sammlerregal besitzt), der kann dieses Stück Horrorfilmgeschichte im Stream nachholen, derzeit, wie erwähnt, inkludiert im Paramount+-Paket.

Auch wenn die Effekte nicht mehr zeitgemäß wirken – Zombie – Dawn of the Dead ist Kult. Ich liebe den Film, seit ich das alte, gekürzte Marketing Film VHS-Band damals aus dem Videoschrank meiner Eltern ungefragt „entlieh„. Vielleicht könnt Ihr diesen Zauber auch heute noch spüren, den dieser Zombiefilm versprüht.

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