Sie kommen um Dich zu holen, Barbra! – Wohl jeder echte Horrorfan kennt diese Worte, die die erste Zombieapokalypse der Filmgeschichte einleuteten und damit Filmgeschichte schrieben. Von den Fans geliebt und den, insbesondere deutschen, Zensoren gehasst, schlurften in George A. Romeros zeitlosem Klassiker die ersten fleischhungrigen Leichen über die Leinwand. Einst in Deutschland sogar verboten (kein Witz, aber ein wohl ein Versehen), haben STUDIOCANAL / ARTHAUS den Film in der 4K restaurierten Fassung an Halloween nochmals ins Kino gebracht und erfreuen uns nun mit tollen Editionen fürs Heimkino – in großartiger Qualität und selbstverständlich ungekürzt.

Originaltitel: Night of the living Dead

Regie: George A. Romero

Darsteller: Duane Jones, Judith O´Dea, Karl Hardman, Marylin Eastman, Judith Ridley, Keith Wayne

Artikel von Christian Jürs

George A. Romeros Zombies haben in Deutschland eine bewegte Geschichte hinter sich. Die ersten drei Filme (Night / Dawn / Day) erschienen allesamt zunächst nur geschnitten, alle drei wurden verboten und nur nach und nach glätten sich diese Wogen. Am legendärsten ist wohl der zweite Teil, der hierzulande als Zombie in die Kinos und Videotheken kam und vom Großteil der Bevölkerung damals als Kaufhaus-Zombie in der heimischen Video 2000 Sammlung beheimatet war. Der ursprünglich letzte, dritte Film der Reihe, bei uns verwirrenderweise als Zombie 2 – Das letzte Kapitel betitelt, wurde seinerzeit sogar in der um sämtliche Bluteffekte bereinigten FSK-18-Version zunächst indiziert und später beschlagnahmt. Dieser Zustand hat sich erschreckenderweise bis heute, trotz einer unzensierten Arte-Ausstrahlung die mächtig Ärger nach sich zog, nicht verändert. Daumen drücken, dass auch die Tageszombies (Day of the Dead) bald in Freiheit durch die Gegend wanken dürfen.

Doch hier soll es um das 1967 in Produktion gegangene Original gehen, welches zunächst Night of the Flesh Eaters heißen sollte und mit nur 114.000 $ Produktionsbudget von privaten Investoren auskommen musste. Sparfuchs George A. Romero engagierte daher reihenweise Freunde, die an der Produktion teilnahmen, was die Dreharbeiten zu einer Art Wochenendhappening werden ließ. Dass sich daraus mal ein Meilenstein des Genrekinos entwickeln würde, der sogar seinen festen Platz im Museum of Modern Art einnehmen durfte, ahnte mit Sicherheit niemand. Dabei verdankt Romero diesen Ruhm vermutlich weitestgehend seinem Freund und Co-Autoren John A. Russo, der auf die zündende Idee der fleischfressenden Toten kam.

Am 1. Oktober 1968 war es dann soweit und Night of the living Dead lief in den Kinos an. Bei uns musste man bis ins Jahr 1971 warten, ehe die im damaligen Trailer angekündigte neue Welle starten konnte, Zensureingriffe inklusive. Diese gehörten zum guten Ton um die Kinogänger vor allzu grausamen Szenen zu schützen, denn auch wenn der in Schwarzweiß gedrehte Streifen nur wenige Make Up-Effekte verbuchen konnte, so gab es trotzdem eine etwas längere Fress- und Gedärmszene gegen Ende zu erblicken. Von solchen Zensureingriffen, ebenso wie von einzelnen Handlungsstraffungen, die nun im Original mit Untertiteln zu sehen sind, bleiben wir heute natürlich verschont, trotz zeitgemäßer 16er Freigabe.

Den Anfang des Films kennt auch derjenige, der Die Nacht der lebenden Toten noch nie gesehen hat, da die legendäre Anfangsszene aufgrund fehlender Urheberrechtsbelehrung im Vorspann von jedermann kostenfrei genutzt werden darf. So läuft der Film in so ziemlich jedem an Halloween spielenden Horrorstreifen irgendwo im Hintergrund im Fernsehen (so z.B. in Halloween 2). In dieser Szene werden wir Zeuge, wie die Geschwister Barbra (Judith O´Dea) und Johnny (Russell Streiner) mit dem Auto zu einem ländlich-abgelegenen Friedhof fahren, um das Grab ihres Vaters zu besuchen. Dort versucht Johnny seiner Schwester Angst zu machen, indem er die eingangs erwähnten Worte spricht. Dass tatsächlich ein wankender Untoter (S. William Hinzman) unvermittelt über Barbra herfällt, damit hätte ihr Bruder, der rettend zu Hilfe eilt, mit Sicherheit nicht gerechnet. Seinen Einsatz bezahlt er dann auch mit dem Leben. Die verängstigte Barbra kann zwar vor den plötzlich von überall auftauchenden Zombies fliehen, setzt das Auto aber gegen einen Baum und kann sich zu Fuß mit letzter Kraft in ein scheinbar verlassenes Farmhaus retten.

Dort findet sie zunächst eine Frauenleiche und wird alsbald von den Zombies überrascht. Doch zu ihrem Glück schlägt rechtzeitig der afroamerikaner Ben (Duane Jones) auf, dessen Fahrzeug aufgrund von Benzinmangel liegenbleibt. Während Barbra in eine lethargische Schockstarre verfällt, beginnt Ben, das Haus von innen gegen die Angreifer von außen mit Brettern zu sichern. Nach einiger Zeit machen sich fünf weitere Personen bemerkbar, die sich heimlich im Keller verschanzt haben, um so die Gefahrensituation auszusitzen. Besonders zwischen Ben und dem aufbrausenden Familienvater Harry (Karl Hardman) kommt es zur Meinungsverschiedenheit, wo wohl der sicherste Platz im Hause sei. Dessen kleine Tochter Karen (Kyra Schon) liegt währenddessen fiebrig im Keller unter der Aufsicht ihrer Mutter Helen (Marylin Eastman), nachdem sie von einem der Wesen gebissen wurde…

Während man heute in Komödien wie Zombieland oder Warm Bodies (FSK 12!!!) sogar über die Untoten lachen kann, schockte Die Nacht der lebenden Toten seinerzeit die unvorbereiteten Kinogänger und vor allem Zensoren. So kam es, dass neben den blutigen Streifen aus Italien auch Romeros Zombietrilogie auf dem Index und der Verbotsliste landete. Im Falle von Die Nacht der lebenden Toten muss es sich im Jahr 2009 aber um einen Irrtum gehandelt haben. Damals setzte die BPjM den Film auf Liste B der Indizierungsliste wegen Inhaltsgleichheit und beschlagnahmte ihn sogar kurzzeitig. Man vermutete unter dem Titel Night of the living Dead damals allerdings nicht Romeros Klassiker, sondern das sehenswerte Remake von Tom Savini aus dem Jahr 1990. Peinlich, peinlich, liebe Jugendschützer.

Studiocanal / Arthaus veröffentlichen den Schocker-Klassiker in würdigen Editionen. Mir lagen die Blu-ray-Rohlinge ohne Verpackung und weiteres Bonus zur Sichtung vor. Die Bildqualität (1,37:1) ist gestochen scharf, der Ton (Deutsch & Englisch DTS HD-Audio Master Mono 2.0) glasklar. In Deutschland einst fehlende Szenen liegen im Original mit Untertiteln vor. Auf der Hauptscheibe findet man zudem die alternative Schnittfassung mit dem Titel Night of Anubis (OmU), die sich allerdings nur marginal von der bekannten Version unterscheidet.

Auf der Bonusscheibe befinden sich neben der Dokumentation Raising the Dead noch weitere Featurettes wie Interviews, ein Video-Essay und vieles mehr. Die im Arthaus-Shop exklusiv erhältlich Collectors Edition bietet zudem einen kompletten Comic, ein Booklet, 3 Poster und 5 Artcards. Hier sollte man allerdings schnell zugreifen, denn sie kommen, sie kommen die letzten Exemplare zu holen, die Filmfans.

Die Nacht der lebenden Toten gehört nun wirklich in jedes Sammlerregal eines Horrorfans und generell eines Filmfans. Dies gilt natürlich für die gesamte Trilogie, die hoffentlich irgendwann mal komplett befreit in den Kaufhäusern zu finden sind. Die drei später entstandenen Zombiefilme von Romero (Land / Diary / Survival) konnten diesen Qualitätsstandard nicht mehr ganz einhalten, sind für Fans aber auch sehenswert. Doch das ist eine andere Geschichte.

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