Zur Videotheken-Zeit gab es stets Füllware für die Regale. Wer eine Videothek hatte, konnte das Zeug damals Kartonweise bei den Vertretern kaufen und so die Ecken und Fußleisten im Actionraum voll stellen. Wenn man wieder Platz brauchte, schmiss man den Runz für 3 DM in die Schütte und schon war die eingekaufte Bückware wieder rentiert. Final Reprisal ist einer dieser Titel. Mit einem Budget von vier Orangenkisten und drei Knöpfen auf den Philippinen runter gehämmert, steht dieser Streifen ganz in der Tradition des günstigen Action-Versagens damaliger Zeit und findet dank CARGO RECORDS / IMPERIAL PICTURES nun seinen Weg zurück in die Sammler-Regale.

Regie: Teddy Page

Darsteller: Gary Daniels, Jim Gaines, Oscar Daniels, Protacio Dee, Richard King

Artikel von Kai Kinnert

Die drei Freunde David, Charlie und Douglas wollen für die Ideale Amerikas kämpfen. Selbst noch halbe Kinder, melden sie sich freiwillig an die Front. Sehr schnell werden ihre idealistischen Vorstellungen von der brutalen Realität zerstört. Die ersten Feindkontakte konfrontieren sie mit der schrecklichen Wirklichkeit. Ihre Freundschaft wird durch Misstrauen und offene Feindseligkeit erschüttert. Nach Wochen qualvoller Gefangenschaft kehrt Charlie zu seinen Kameraden als menschliches Wrack zurück. Grausame Foltermethoden haben ihn zu einem völlig gebrochenen Mann ohne Willen gemacht. Der blutige Teufelskreis in der Hölle Vietnams fordert seine Opfer.

Hut ab für diese Inhaltsangabe von Cargo Records, die nur wenig mit dem Film zu tun hat. Es muss pure Verzweiflung gewesen sein, die den Werkstudenten des wackeren Labels dazu trieb, irgendetwas von Idealen und brutalen Realitäten zusammen zu klabaustern und diese dem Chef als Inhaltsangabe für die DVD zu präsentieren. Hier ist niemand ein „halbes Kind“, der Film beginnt in den ersten 60 Sekunden damit, das Gary Daniels eine Kommandoaktion der Marines brieft, in der führende Militärs des Vietcong getötet werden sollen, und schon geht es los. Naja fast, denn erst gibt es eine kleine Übung militärischen Unvermögens zu bewundern, gefolgt von einigen Erinnerungen von Gary Daniels, der an die Kämpfe in seiner Hood und an das Kung Fu Training mit seinem alten Freund denkt. Danach wird der vietnamesische General und seine kleine Tochter eingeführt, die später stirbt und so den General zum Bösewicht motiviert. Er ist die einzig motivierte Figur in diesem Streifen.

Doch dann geht es endlich los, die Truppe dringt in das Gebäude des Generals ein und erfährt hier, dass das Treffen verschoben worden ist. Während des Scharmützels ist auch die kleine Tochter des Generals anwesend, was später ihren Tod fordern wird. Doch die Tochter stirbt nicht im Kampfgeschehen, sondern auf der Flucht. Es war also Mord, doch wer ist der Täter und warum wurde sie getötet? Fünf Jahre später wird Gary Daniels im Rahmen eines sinnlosen Plots wieder mit dem Mord an der Tochter zu tun haben und dann auch endlich in „qualvolle Gefangenschaft“ geraten und dort „grausame Foltermethoden“ erleben. Am Ende muss er sogar gegen seinen besten Freund antreten.

Aber bis dahin durchlebt der Zuschauer einige inhaltliche Wirrungen und eine nicht einzuordnenden Zeit, in der der Film spielt. In den zivilen Szenen trägt Gary Daniels die Klamotte von 1988, während der Film maximal im Jahr 1979 spielen kann. Dieser spezielle Umstand, in Verbindung mit einer grottenschlechten Ausstattung, beschissener Kameraführung, dreckigen Kulissen und wahrlich miesem Schauspiel, sediert den Zuschauer so, dass man hier schon im Koma liegt und alles akzeptiert. Doch Inhalt ist nicht alles, denn Gary Daniels kann Kung Fu und nach einer kurzen Auszeit gibt es allerlei Momente des schlecht choreografierten Nahkampfes und günstiger Actioneffekte. Endlich explodieren Bambushütten!

Die Art unseres Angriffs wurde vorher noch nie erprobt!“ sagte Gary Daniels zu Anfang des Streifens – und wahrlich…so ist es. Final Reprisal ist günstig runter gelutschtes Videokino, eine pure Ansammlung an verkackter Massenaction und schauspielerischem Unvermögen, das man seinen Blick nicht abwenden kann. Gary Daniels (Tekken, The Expendables, City Hunter) gibt in diesem Machwerk übrigens sein Debüt, zuvor war er nur als Male Stripper in der Miami Vice Folge Walk-Alone von 1986 zu sehen. Die Rolle des Male Stripper kling etwas schwul, was irgendwie auch zu Final Reprisal passt, denn ständig schlagen und foltern sich hier Kerle mit nacktem Oberkörper und kloppen sich auch mal in die Eier, ganz wie eine bewaffnete S/M-Gay-Fantasie auf Crack.

Final Reprisal ist fieser 80er Actionpudding und vorbildlich gescheitert. Für Fans des filmischen Versagens ein lichtes Feuerwerk erlesener Dämlichkeiten.

Das Bild der DVD stammt wahrscheinlich von irgendeinem brauchbaren VHS-Master und ist nicht restauriert. Gute Güte, warum sollte man auch. Als Extra gibt es gleich den zweiten Film von Gary Daniels obendrauf: The Secret of King Mahis Island. Himmel hilf! Dagegen war Final Reprisal richtig gut.

Trailer:

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