Der Streifen ist reinstes SFX-Investment und sollte den Katastrophenfilm als Blockbuster in China etablieren. Das Genre des Disaster Action Films ist für das chinesische Kino neu und der Markt in Asien riesig, warum nicht also mit so richtig vielen Effekten und Bausatz-Drehbüchern das heimische Publikum in den Sitz nageln…auch um der Welt zu zeigen, das man tricktechnisch in der Oberliga angekommen ist und Hollywood Konkurrenz bekommen hat. Kein Wunder, denn die chinesichen CGI-Schmieden sind längst kreativ an etlichen Hollywood-Blockbustern beteiligt und haben in Projekten wie Skyfire die Gelegenheit, ihr Können (und Nicht-Können) in voller Breite einem Weltpublikum zu demonstrieren. Damit der Plan aufgeht und der Streifen kompatibel zum westlichen Event-Movie ist, kaufte man sich Routinier Simon West (Con Air, The Mechanic) ein, um den Laden zusammen zu halten. CAPELIGHT PICTURES brachte diese filmische Erruption nun frisch heraus.

Regie: Simon West

Darsteller: Xueqi Wang, Hannah Quinlivan, Shawn Dou, Jason Isaacs

Artikel von Kai Kinnert

Nachdem seine Frau bei einem katastrophalen Vulkanausbruch ums Leben gekommen ist, hat sich der Geologe Wentao Li (Xueqi Wang) geschworen, nie wieder auf die Insel Tianhuo zurückzukehren. Seine Tochter Meng (Hannah Quinlivan) hingegen forscht weiter auf der Insel, in der Hoffnung, kommende Vulkanausbrüche besser vorhersehen und die nächste Katastrophe verhindern zu können. Trotz ihrer Warnungen hat der gierige Geschäftsmann Jack Harris (Jason Isaacs) auf dem vermeintlich inaktiven Vulkan inzwischen einen Vergnügungspark eröffnet, der täglich unzählige Besucher empfängt. Als Wentao in Sorge um seine Tochter auf die Insel zurückkehrt, bricht der Vulkan erneut aus und ein atemloser Kampf ums Überleben beginnt.

Ein Vergnügungspark auf einem aktiven Vulkan. Das ist eine Kombi, besser geht es nicht. Da fehlen nur noch Dinosaurierer, ein Erdbeben und ein Hai. Doch der Vulkan ersetzt mit seiner explosiven Wucht sämtliche Genre-Variationen und Next-Level-Gegner, sprengt sich geradezu durch die löchrige Handlung und macht so Skyfire zu einem Dingsbums-Hybriden, dem nur noch ein Gastauftritt von Dwanye Johnson fehlt. Die Story ist der x-te Klon üblicher Katastrophen-Konstellationen, was aber für dieses Genre völlig in Ordnung ist, denn hier geht es um das Event an sich und weniger um ein ausgewogenes Drama im Angesicht eines sprotzigen Vulkans. What you see is what you get eben, gepaart mit einigen typischen Szenen, die den Sehgewohnheiten des chinesischen Publikums entsprechen und so für dramaturgische Löcher in der ansonsten straffen Inszenierung sorgen.

Die Schauspieler sind klar gecastet, ihr Auftrag ist ihnen sozusagen ins Gesicht geschrieben, und die Ausgangssituation reduziert sich auf die Erwartung der Erruption des Hauptdarstellers. So beginnt der Streifen dann auch mit einer animierten Titelsequenz, in der – gerafft – die Entstehung der Erde und des Vulkans gezeigt wird. Am Ende der Sequenz überblendet sich der urzeitliche Vulkan in die Gegenwart und die kleine Meng ist mit ihren Geologen-Eltern am Fuße des Vulkans. Die Mutter klopft auf ein paar Steine und Meng schaut in den Himmel. Eine kleine Ascheflocke fällt im malerischen Dschungel sanft brennend auf ein Blatt und Meng teilt ihrer Mutter staunend mit, dass sie eine brennende Schneeflocke gesehen hat. Mit einem „So etwas gibt es nicht“ tut sie die Beobachtung ihrer Tochter lächelnd ab und wird alsbald des Irrtums überführt werden.

Denn in der Nähe eines Vulkans sind brennende Schneeflocken einfach nicht gut und schon rummst es, Brocken knallen ins Geologen-Lager des Vaters und der ungeordnete Rückzug beginnt. Ein pyroklastischer Strom walzt sich den Hügel herunter und verschlingt die Mutter, während Vater und Tochter in einem Jeep überleben. Das ist zwar völlig ausgeschlossen, aber Wunder gibt es ja immer wieder. 15 Jahre später ziert ein Vergnügungspark den Vulkan und aus der kleinen Meng ist eine attraktive Vulkanologin geworden, die für den Park arbeitet. Ganz zum Unbill des Vaters, der seine Tochter lieber weit weg vom Vulkan sehen würde, denn diese Urgewalt ist nicht zu beherrschen und ein Vergnügungspark unverantwortlich. Doch Meng will auf der Insel bleiben und so beschließt auch der Vater seine Abreise zu verschieben. Er will ihr bei einer letzten Messung helfen und begleitet Meng den Vulkan hinauf. Am Krater tummeln sich derweil ein paar Investoren und Touristen, als die Sache dann endlich ihren Lauf nimmt. Der Vulkan bricht aus, es kracht ordentlich, Lava fliegt herum und Brocken schlagen in der Hotelanlage ein.

Der geldgierige Parkbesitzer Jack Harris (passend mit Jason Isaacs besetzt) macht ein dummes Gesicht als die Katatrophe beginnt und Panik in seinem Hotel ausbricht. Er schickt die Gäste zu den Rettungsbooten und es kommt zum schauspierisch besten Moment in Skyfire. Jason Isaacs wird bei einem Einschlag durchs Foyer geschleudert und kommt taumelnd, verstört und mit einem Explosionsschock wieder auf die Beine. Plötzlich erkennt Jack Harris die eigene Machtlosigkeit und das Unabwendbare des Ausbruchs, taumelt durch sein Hotel und gönnt sich erstmal einen Schnaps. Jason Isaacs spielt diesen Moment gut und macht so die anschließende Katharsis nachvollziehbar. Er rafft sich auf und rettet noch ein kleines Mädchen, das er durch den Ascheregen zum letzten Rettungsboot trägt und ihr zum Abschied seine Glücksuhr schenkt. Kaum ist die Uhr nicht mehr an seinem Handgelenk, hat ihn sein Glück auch schon verlassen und die Hotelanlage ist zerlegt.

Derweil flüchtet die Truppe per Jeep und Seilbahn den Vulkan herunter und wird dabei stets von Erruptionen und Lava verfolgt. Es kracht, rummst und zischt, die Aussichtsplattform im Krater wird zerballert, ein Mädchen wird gerettet, eine Seilbahn haut es aus den Fugen, Leute müssen während der Abfahrt von einer Bahn in die Seilbahn nebenan springen (Stützpfeiler!) und ein Landrover erweist Nehmerqualitäten bei der Flucht über Stock und Stein, landet in einem Lavastrom und baumelt abschließend an der Seilwinde über einen Abgrund. Doch der Rettungshubschrauber ist nahe, der pyroklastische Strom allerdings auch, und Meng droht ihren Vater in der Hitze der Aschelawine zu verlieren.

Es gibt nur eine Idee für diesen Streifen und die heißt: Vulkanausbruch. Der Rest ist szenische Staffage und dient nur der Positionierung der Figuren um den Ausbruch herum, begleitet von ungünstig getimten Szenen, die den Film aufhalten. Da gibt es (zum Beispiel) diese unnötige Tauchsequenz zwischen Meng und ihrem Freund, der ihr Unterwasser einen Ehering in einer Auster schenkt. Das sieht zwar hübsch kitschig aus, hat aber keine Funktion für die Story und man kann überrascht sein, wie lange die Beiden ohne Luft auskommen. So kommt es dann auch, dass die Gruppe im Jeep, auf der Flucht vor dem pyroklastischem Strom, ersteinmal anhält und darüber rätselt, was da eigentlich hinter ihnen her ist.  Ja was wohl? Aber so ist das Leben in einem Katastrophenfilm eben, also Schwamm drüber.

Und die Effekte? Nicht alles ist hier gelungen, vieles dann aber doch. Die Titelsequenz stellt auch gleich den schlechtesten Effekt dar, die Animation zur Entstehung der Erde wirkt wie die Eröffnungssequenz aus einem 15 Jahre altem PC-Game. Danach wird es besser, wenn auch an einigen Stellen die digitale Herkunft der Action nicht zu verbergen ist. Da der Vulkan beim Ausbruch aber ordentlich Zunder gibt, überall die Lavabrocken runter prasseln und so die große Flucht beginnt, vergißt man schnell die Künstlichkeit einiger Effekte. So sieht der Ausbruch in der Totalen gut aus, auch die mit Asche erfüllte Luft ist stimmig inszeniert worden und die Sache mit dem Jeep über dem Abgrund ist, trotz aller Vorhersehbarkeit, irgendwie spannend gemacht. Da wird sich der Sponsor gefreut haben.

Skyfire ist kommerzielles Kino aus Peking, das dank eines fachkundigen Simon West meist gelungene Bilder findet und eine Menge Action abliefert. Nicht jeder Effekt sitzt und das Drehbuch ist vorhersehbar und in der Dramaturgie verzerrt, aber da Skyfire ein B-Movie ist und nur spielen will, gibt es dann doch unterhaltsame Szenen. Jason Isaacs ist hier der beste Mann am Set, sein Schockmoment ist schön gespielt. Insgesamt ein durchwachsener Film mit gelungenen Momenten und nicht der letzte Actionfilm, den Simon West in China drehte. The Legend Hunters heißt der nächste Streifen, der zweite Film des Three-Picture-Deals mit Meridian Entertainment und wieder soll es zur Sache gehen. Sagen wir mal so…es ist noch Luft nach oben.

Das Bild der Blu-ray ist gut, der Ton ebenso. Die Synchronisation ist gelungen. Als Extras gibt es einen Trailer.

Trailer:

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