CAPELIGHT PICTURES überrascht seine Kunden immer mal wieder mit ungewöhnlichen Filmveröffentlichungen. In diesem Fall handelt es sich um einen Teenie-Fantasyfilm aus der Ukraine – was es nicht alles gibt. Ob die obligatorische Geschichte vom jugendlichen Versager mit Vaterverluststrauma, der über sich hinauswachsen muss um das Böse zu besiegen, mit Überraschungen aufwarten kann oder zumindest solide Unterhaltung bietet, könnt Ihr nun bei uns nachlesen.

Originaltitel: Storozhova zastava

Regie: Yuriy Kovalyov

Darsteller: Daniil Kamensky, Alexander Komarov, Roman Lutskyy, Eva Koshevaya, Ivan Denysenko

Artikel von Christian Jürs

Normalerweise freuen sich Schüler, wenn sie anstelle von drögem Unterricht einen Klassenausflug machen dürfen. Nicht aber Witja (Daniil Kamensky), der unter Höhenangst leidet seit einem tragischen Vorfall, der ihn seinen Vater kostete. Deshalb bricht er auch, beim Passieren einer klapprigen, alten Brücke, zusammen. Sein bester Freund kann ihn gerade noch retten, gerät dann jedoch selbst in Gefahr, als ein unberechenbarer Strudel den Jungs den Boden unter den Füßen wegreißt. Doch während sein Freund noch um sein Leben bangen muss, hängt er doch hilflos am Abgrund, wird Witja durch einen Strudel in eine andere, längst vergangene Zeit zurückkatapultiert.

Schwupps, findet er sich im Mittelalter, irgendwo im frühen 12. Jahrhundert, wieder, wo ein Kampf zwischen dem Guten Ritter Oleshko (Roman Lutskyy) mit seinen Mannen (und politisch korrekt natürlich Mann-Innen) und dem richtig fiesen, miesen Andaco (Erzhan Nurymbet) und seinen Leuten (und Leut-Innen) stattfindet. Der auf der bösen Seite agierende Schamane (Erbolat Toguzakov) erkennt in Wilja „den Auserwählten„, nur heißt dieser diesmal nicht Neo, obwohl es in gewisser Weise auch einen Morpheus (hier Ritter Oleshko) und eine Trinity (die hier Olenka genannt wird) gibt. Verraten hat ihn ein Teufelsemblem auf dem Rücken seiner Jacke (was der Schamane wohl in mir sehen würde mit meinen ständig wechselnden Film-T-Shirts voller Monster und Killerroboter?). Um wieder die Heimreise in unsere Welt antreten zu können, muss sich der ängstliche Witja seinen Dämonen stellen und in den Kampf zwischen Gut und Böse, natürlich auf der richtigen Seite, einspringen (inklusive Bewältigung seiner Höhenangst und Rettung der holden Maid, also besagte Olenka)….

Nein, das Rad erfindet Das Portal – Eine Reise durch die Zeit definitiv nicht neu. Auch sind die ukrainischen Digitaleffekte eher auf dem Niveau eines Hollywoodfilms aus den Neunzigern. Ach, und die Kostüme sehen auch aus wie direkt aus der Reinigung. Da gibt es keinen Anflug von Schmutz auf den Rüstungen, die Ritter des 12. Jahrhunderts nutzen den Weißen Riesen, dessen Waschkraft ihn so ergiebig macht. Ein wenig musste ich an die Störtebecker Festspiele auf der Insel Rügen denken, als ich die kämpfenden Krieger erblickte. Die Geschichte des ängstlichen Außenseiters, der auf tragische Weise seinen Vater verlor und nun über sich hinauswachsen muss um die Guten und vor allen Dingen seinen neu gewonnenen Love-Interest, hier dargestellt durch die etwas kindlich wirkende Eva Koshova, zu retten, die wurde auch vor Der König der Löwen schon hundertmal verfilmt und der hat (zumindest in der Trickfilmversion) schon einige Jahre auf dem Buckel. Einen alten Filmhasen wie mich kann man damit nur schwerlich beeindrucken. Und doch funktioniert die Geschichte immer wieder auf eine unterhaltsame Art und auf die ist Das Portal – Eine Reise durch die Zeit zugegebenermaßen auch inszeniert. Hinzu kommt, dass kein Mittvierziger mit Astra Kiezmische in der Hand das Zielpublikum dieses Films ist, sondern Teenager zwischen 11 und 14 Jahren.

Die temporeiche Inszenierung erzeugt auch Kurzweil, weil die Darsteller überzeugend agieren, allen voran Daniil Kamensky als Teenager und Held wider Willen Witja. Aber auch Ivan Denysenko, der optisch an Richard Kiel erinnert, ist als Riese zwischen den Fronten äußerst passend besetzt. Leider verstarb er bereits 2017 im Alter von nur 33 Jahren. Äußerst unterhaltsam agiert Roman Lutskyy als der smarte Ritter Oleshko. Bei ihm hat die gelungene, deutsche Synchronisation einen besonderen Coup gelandet, sieht er doch auf den ersten Blick wie der Synchronsprecher Bernd Egger aus, der seit zwei, bald wohl drei Filmen die Stimme von Arnold Schwarzenegger ist. Dreimal dürft Ihr raten, wer ihn wohl synchronisiert. Ich habe mal ein Vergleichsbild der Beiden abgebildet.

Bernd Egger vs. Roman Lutskyy

Auch sonst kann die mir zum Test vorliegende Blu-ray von Capelight Pictures restlos überzeugen. Das Bild (2,38:1 /1080p) ist super, der Ton in DTS-HD Audio Master 5.1 (Deutsch und Ukrainisch) ebenfalls. Deutsche Untertitel kann man natürlich auch zuschalten. Als Bonus gibt es Trailer und ein Wendecover ohne den FSK-Flatschen.

Das Portal – Eine Reise durch die Zeit ist genau das richtige Futter, um junge Teenager während der ganzen Lockdown-Pandemiezeit ein wenig Abwechslung in den grauen Alltag zu bringen. Also Kids, schaltet Fortnite mal aus und gibt dieser Fantasyaction aus der Ukraine eine Chance.

Trailer:

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