Big Little Lies-Star Shailene Woodley befindet sich in diesem von CAPELIGHT PICTURES im Heimkino veröffentlichten Liebesdrama auf der Suche nach sich selbst und muss sich zudem noch zwischen zwei Männern entscheiden: Dem Fifty Shades of Grey-Folterknaben Jamie Dornan und dem Avengers Helden Sebastian Stan aka Winter Soldier. Keine leichte Entscheidung, werden unsere weiblichen Leser mir vermutlich zustimmen. Ob aber Kandidat eins oder zwei schlussendlich ihr Herzblatt wird, dass erfahrt Ihr erst beim Filmkonsum. Ich werde Euch möglichst spoilerfrei durch die Dreiecksgeschichte führen…

Originaltitel: Endings, Beginnings

Regie: Drake Doremus

Darsteller: Shailene Woodley, Jamie Dornan, Sebastian Stan, Kyra Sedgwick

Artikel von Christian Jürs

Daphne (Shailene Woodley) hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Die attraktive Frau um die Dreißig lebt in einer langjährigen Beziehung mit dem treuen Adrian (Matthew Gray Gubler), der sie liebevoll umsorgt und auch beruflich läuft es gut, ist die im Kunstbereich arbeitende Frau doch in einer renommierten Firma angestellt. Scheinbar aus heiterem Himmel, also von heute auf morgen, beendet sie sowohl ihre Beziehung, als auch ihr Angestelltenverhältnis.

Um wieder zu sich zu finden, zieht Daphne zunächst in das Poolhaus ihrer schwangeren Halbschwester Billie (Lindsay Sloane). Dort versucht sie, wieder Boden unter den Füßen zu fassen, indem sie für das nächste halbe Jahr sowohl dem Alkohol, als auch den Männern entsagt. So wird die kommende Silvesterparty eine äußerst dröge Veranstaltung, die sie mit einem Glas Wasser in der Hand einsam in der Ecke verbringt, während die anderen Gäste feiern. Doch Das Schicksal ist ein mieser Verräter, wie auch der Titel des bislang größten Hits aus der Filmographie Shailene Woodleys lautet und so werden an diesem Abend ihre Enthaltsamkeitspläne ins wanken gebracht, als sie, unabhängig voneinander, die Bekanntschaft zweier Männer auf der Feier macht. Frank (Sebastian Stan) ist ein Leidensgenosse im Geiste, sinniert doch auch er melancholisch über das (Liebes-)Leben, bevorzugt bei einem Glas Whisky. Der smarte junge Mann ist eigentlich ein Draufgänger, der, auch als er von zwei Schönheiten becirct wird, seine Augen nicht mehr von der einsamen Dame lassen kann. Der andere Kandidat hört auf den Namen Jack (Jamie Dornan) und ist mehr der bodenständige Typ, der seine Autorenkarriere vorantreibt und einen festen Plan fürs Leben hat. Zu beiden Männern fühlt sich Daphne hingezogen, doch als sie erfährt, das Frank und Jack beste Freunde sind, legt sie ihre Beziehungspläne auf Eis, um keinen Keil zwischen die beiden zu treiben. Als sie Frank jedoch eines Abends in einer Bar wiedertrifft, wirft sie all ihre Enthaltsamkeitspläne über den Haufen und verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit ihm. Beide halten diese Liason vor Jack geheim und so landet sie kurze Zeit später dann auch noch mit diesem im Bett. Verunsichert, schlingert sie fortan zwischen den Männern hin und her, ehe das Schicksal zuschlägt und Daphne plötzlich mit offenen Karten spielen muss…

Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Drake Doremus wollte nicht einfach ein simples Beziehungsfilmchen auf sein Publikum loslassen, er hatte größere Ambitionen. Die Selbstfindungsgeschichte einer Frau um die Dreißig sollte es sein, frei von Kitsch und Klischees. Somit bildet der Film ungewollt eine Capelight Pictures Trilogie, zusammen mit den Werken Verlangen und Lost Girls and Love Hotels, die in den letzten Monaten erschienen. In all diesen Filmen dreht sich die zentrale Frage um die Suche nach dem Glück einer roundabout Dreißigjährigen. Der auf dem Cover erwähnte Vergleich mit der Fifty Shades of Grey-Reihe hinkt aber, auch wenn hier wie dort die Hauptdarstellerin ein ähnliches Styling besitzt und Jamie Dornan als Loveinterest eingesetzt wurde. Hier geht es nicht zentral um Liebe und Sex, sondern um die Suche nach dem eigenen Glück. Leider vergisst der Film dies über weite Strecken und verfranst sich viel zu lange im nüchtern erzählten Beziehungsgeflecht zwischen den drei Hauptfiguren. Dabei bleibt die Romantik allerdings auf der Strecke, was zum Einen an den teils sehr unsympathischen Entscheidungen der Hauptfigur, andererseits an der unglaubwürdig wirkenden Faszination ihrer Figur auf die beiden Männer liegt. Insbesondere Frank, der, nachdem er bei Daphne auf der Silvesterparty abgeblitzt ist, umgehend von anderen, schönen Damen umringt und angehimmelt wird, kann trotzdem seine Augen nicht mehr von der unnahbar scheinenden Schönheit lösen zu können. Die Tatsache, dass sie auch mit einem anderen schläft, der – unglaubwürdiger Drehbuchzufall sei dank – zudem sein bester Freund ist, hält ihn ebenfalls nicht ab, ihr hinterher zu eifern. Hier wäre es interessant gewesen, mehr über den leidenden Schönling zu erfahren, ebenso über seinen Liebeskontrahenten. Doch beide Figuren bleiben seltsam blass. Auch ihre Motive, warum sie Freund und Job hinter sich gelassen hat, bleiben bis ins letzte Drittel im Unklaren. Allerdings nur, weil uns Drake Doremus bewusst im Unklaren lässt, was ein recht billiger Drehbuchkniff ist, der leider nach hinten losgeht. So sehen wir über weite Strecken nur das scheinbar selbst erzeugte Seelentief einer Besserverdienerin, die sich im eigens erzeugten Dilemma, alles verloren zu haben, suhlt. First world problems einer Yuppiegesellschaft. Dabei entsteht noch eine weitere Unglaubwürdigkeit, denn obwohl Daphne scheinbar in finanziellen Schwierigkeiten steckt, bemüht sie sich nach einer kurzen Szene zu Beginn, in der sie erfolglos einem Job hinterhertelefoniert, bis kurz vor Schluss nie wieder um Arbeit. Trotzdem besitzt sie genügend Geld, um ständig mit ihren Liebhabern von Party zu Party zu hüpfen und einem übermäßigen Nikotinkonsum zu fröhnen. Noch spannender wird´s, wenn sie, um endlich wieder auf eigenen Füßen zu stehen, die Eheringe ihrer geschiedenen Eltern veräußert. Müssen sehr teure Klunker gewesen sein, denn immerhin bringen sie genügend Kohle, um die Miete für ein eigenes Appartment zu wuppen und weiterhin ein laues Leben zu führen.

Doch es ist auch nicht alles schlecht an Endings, Beginnings, wie der Film im Original heißt. (Btw, warum ändert man einen englischen Titel in einen anderen englischen Titel mit der gleichen Bedeutung?) Die melancholische Stimmung ist schon toll eingefangen und vor allem die Partyszenen sind mitreißend inszeniert und bieten einen tollen Soundtrack (wobei ich mich frage, welcher Dreißigjährige noch R.E.M. und die Cranberries hört, dass war eher meine Generation). Schauspielerisch gibt es auch nichts zu meckern, sei es bei den drei Hauptdarstellern oder aber den Nebenrollen. So ist die wunderbare Kyra Sedgwick in einer kleinen Rolle als beste Freundin Daphnes gelegentlich zu sehen, die versucht, dem fehlgeleiteten Mädchen wichtige Tipps fürs Leben zu geben, die jedoch weitestgehend im Nichts verpuffen. Hätte sie mal auf Kyra gehört, denn die sammelte bereits in den frühen Neunzigern wichtige Erfahrungen in diesem Gebiet in Cameron Crowes wundervollem Singles – Gemeinsam einsam. Immerhin, in den letzten Minuten trifft der Film dann endlich den richtigen Ton und entlässt uns in ein versöhnliches und durchaus glaubwürdiges Ende. Hätte der Film in seinen etwas zu langen 110 Minuten zuvor doch auch diesen Ton bei den Beziehungsfragen des Trio Infernale getroffen, es wäre ein besserer Film geworden.

Bild (2,39:1 / 1080p) und Ton (Deutsch und Englisch in DTS-HD Master Audio 5.1) sind, ich erwähne es immer wieder, bei der vorliegenden Blu-ray von Capelight Pictures mal wieder über jeden Zweifel erhaben. Auch die Synchronisation ist hochwertig. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden und das Bonusmaterial bietet Trailer und ein ca. 20 minütiges Interview mit Jamie Dornan. Auf das obligatorische, flatschenfreie Wendecover muss man natürlich auch nicht verzichten.

Trailer:

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