Der Name Timothée Chalamet sollte mittlerweile in aller Munde sein, spielt er doch die Hauptrolle in der von Denis Villeneuve inszenierten Neuinterpretation des Kultromans Dune – Der Wüstenplanet. Doch dank Corona müssen wir noch ein Weilchen auf die Kinoauswertung des Science Fiction Epos warten. KOCH FILMS verkürzt uns die Zeit bis dahin mit diesem 2017 entstandenen, komödiantischen Drogen-Gangster-Drama, in dem Herr Chalamet bereits als Hauptdarsteller glänzen durfte. Ich habe mir die letzte, recht kalte Nacht um die Ohren geschlagen und den Film bei laufender Heizung auf der Couch goutiert. Ob sich dabei Sommerstimmung eingeschlichen hat, verrate ich Euch im Artikel.

Drehbuch und Regie: Elijah Bynum

Darsteller: Timothée Chalamet, Maika Monroe, Alex Roe, Emory Cohen, Thomas Jane

Artikel von Christian Jürs

Der 17 jährige Daniel (Timothée Chalamet) hat sich seine Sommerferien anders vorgestellt. Um nicht nur in seinem Zimmer herumzuvegetieren, wo er seinem verstorbenen Vater nachtrauert, schickt seine Mutter (Jeanine Serralles) den schlacksigen Asthmatiker und Dauer-Stubenhocker zu seiner Tante Barb (Rebecca Koon) nach Cape Cod, wo die Kids der besser Betuchten am Strand die Ferien über Party machen. Es ist der heiße Sommer des Jahres 1991.

Doch auch dort findet der schüchterne Junge zunächst keinen Kontakt zu den anderen Kids. Zwar kann er die Augen nicht mehr von der Ortsschönheit McKayla (Maika Monroe) lassen, doch auch die traut er sich nicht anzusprechen. Dann aber tritt der nur unwesentlich ältere Hunter (Alex Roe) in sein Leben, der als kleiner Dealer die Touristen mit Gras versorgt. Er drückt Daniel eine Tüte Marihuana in die Hand, die dieser vor einem anrückenden Polizisten verstecken soll. Da er dies anstandslos macht, nimmt Hunter ihn unter seine Fittiche und führt ihn ein in die Welt des Rausches. Daniel findet schnell gefallen am Gras und sieht seine Chance, in das gewinnbringende Geschäft einzusteigen, was Hunter, nach kurzem Zögern, zulässt. Kurz darauf klingeln die Kassen dank Daniels BWL-Know-how bei den beiden Dealern und der einst so schüchterne Junge fasst neuen Mut. So traut er sich schließlich, am Abend auf einer Kirmes, die heiße McKayla nicht nur nett anzusprechen, sondern auch mit einem Kuss zu überrumpeln, was diese sichtlich beeindruckt. So kommen die beiden sich Stück für Stück näher, während Daniel seinen Geschäftskollegen Hunter davon überzeugt, größer ins Drogengeschäft einzusteigen, was tatsächlich – zunächst – fruchtet. Auch seine Beziehung zu McKayla festigt sich, was ihn allerdings in eine Bredouille bringt, da Sie sich als Hunters jüngere Schwester entpuppt. Dieser hat seine Aggressionen nicht immer im Griff und schwört jedem, der sich seiner Schwester nähert, mehr als nur eine einfache Tracht Prügel. Da Daniel bereits Zeuge werden durfte, wie Hunter einen Mann besinnungslos schlug, eine brenzlige Zwickmühle für den Jungen. Doch dies soll sich nicht als einziges Problem Daniels entpuppen. Als dieser im Erfolgsrausch zu gierig wird, schalten sich die großen, hiesigen Dealer ein, um Hunter und Daniel ein für allemal aus dem Geschäft zu drängen – mit äußerst brutalen Mitteln…

Hot Summer Nights beginnt mit der Leichtigkeit eines Teenie-Partyfilms. Coole, passend gewählte Musik, ein Erzähler aus dem Off, der die Ereignisse des Sommers 1991 mit seinen Kommentaren ausschmückt, die Coming-of-Age-Geschichte eines Außenseiters, Party, Dope, Geld und eine Prise Romantik. Die Zutaten stimmen, um das Publikum in Feierstimmung zu hieven. Timothée Chalamet, der bereits im Liebesdrama Call Me By Your Name überzeugen konnte, trägt auch hier den Streifen und wird mit allen Kräften von Alex Roe (Die 5. Welle) unterstützt. Warum also hat es satte vier Jahre gedauert, bis sich Koch Films dieses potentiellen Kultfilms annahm?

Nun, weil schlichtweg kein Kultfilm draus wurde. So hat man der ewigen Geschichte von Aufstieg und Fall schon so oft beiwohnen dürfen, dass sie wirklich niemanden mehr überraschen dürfte. Hinzu kommt, dass in diesem Bereich diverse Kultfilme wie Scarface oder Wolf of Wall Street einfach klar glaubwürdiger daher kommen. Der Aufstieg des anfangs noch schüchternen Außenseiters zum draufgängerischen Drogendealer läuft zu glatt und zu schnell ab. Auch kommt der Kniff, im letzten Drittel alles den Bach runtergehen zu lassen, viel zu plötzlich. Hätte man diese politisch korrekte Wendung (jeder bekommt, was er verdient) weggelassen, wäre der, laut eigener Aussage „meist auf wahren Begebenheiten“ beruhende Streifen, deutlich fluffiger daher gekommen. Auch passt Maika Monroe so gar nicht in die Rolle der Femme fatale, für die jeder Junge im Ort sein linkes Ei geben würde. Nicht falsch verstehen, sie spielt ihre Rolle gut, nur will ich ihr dieses Frauenwunder einfach nicht abnehmen, sticht sie optisch neben ihren ebenfalls sehr attraktiven Freundinnen nämlich nicht deutlich hervor. Ein weiterer Minuspunkt ist der Erzähler, der zwar sympathisch und keck daher kommt, als er sich an den Sommer 1991 zurückerinnert, dessen Identität uns jedoch verborgen bleibt. Warum lässt man nicht beispielsweise McKayla die Geschichte dieses Sommers erzählen anstelle eines komplett Unbekannten? Eigenartige Entscheidung.

Das soll allerdings nicht heißen, dass Hot Summer Nights nicht trotzdem sehenswert ist, er bleibt halt nur schlichtweg hinter seinen Möglichkeiten. Dies ist sicherlich der Unerfahrenheit von Drehbuch- und Regiedebütant Elijah Bynum geschuldet, der alles mit einer Beiläufigkeit erzählt, dass einfach die Wucht dahinter fehlt. Er durfte seither auch lediglich die Drehbücher zu vier Episoden der CBS Serie One Dollar verfassen, die es meines Wissens nach noch nicht in heimische Gefilde geschafft hat, während sein Hauptdarsteller demnächst wohl deutlich höhere Wellen schlagen wird.

Die Veröffentlichung von Koch Films ist einmal mehr erste Sahne. Bild (2,39:1 / 1080p) und Ton (Deutsch und Englisch in DTS-HD Master Audio 5.1) der mir vorliegenden Test-Blu-ray überzeugen. Als Bonus gibt es eine Featurette sowie Trailer. Deutsche Untertitel sind natürlich auch vorhanden und das Wendecover ohne Flatschen ist wie immer mit dabei. Die Synchronisation ist ebenfalls sehr gut, zumal die Darsteller ihre gewohnten Stimmen haben (u.a. Marco Eßer auf Timothée Chalamet).

Schraubt man seine Ansprüche also ein klein wenig herunter und genießt einfach das Flair der frühen 90er, welches der Film gekonnt einfängt, steht hier einem gelungenen Abend auf der Couch nichts im Wege.

Trailer:

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