WICKED VISION DISTRIBUTION GMBH sind Experten im Bezug auf B-Filme aus der Produktionsschmiede von Charles Band. Schon mehrfach haben wir Euch seine günstig gedrehten Filme, die er unter dem Banner der Kultproduktionsfirma FULL MOON auf die Menschheit losließ, vorgestellt. Heute gehen wir einen Schritt weiter zurück in die Vergangenheit, als Band noch unter EMPIRE PICTURES produzierte und seine Werke, zumindest in den USA, nicht nur im Heimkino, sondern auch im letzten Kinosaal links gezeigt wurden. Die Zutaten dieses knallbunten Abenteuerfilms stimmen schon mal. So gibt es hier einen Cyborg mit Panzerantrieb, eine sexy Wissenschaftlerin, einen sprücheklopfenden Abenteurer, einen R2D2-Klon, ´nen Kung Fu-Star und natürlich einen Bösewicht mit Welteroberungsplänen. Quasi die Wundertüte für den Herrn.

Originaltitel: Eliminators

Alternative deutsche Titel: Eliminators – Cäsars Rückkehr / Die Zerstörer

Regie: Peter Manoogian

Darsteller: Andrew Prine, Denise Crosby, Patrick Reynolds, Conan Lee, Roy Dotrice

Artikel von Christian Jürs

Startet man die Blu-ray (oder auch DVD) von Destroyers, so erscheint, wie auch beim kürzlich besprochenen Hideous, ein freudig strahlender Charles Band, der voller Eifer davon erzählt, was für ein toller Film uns hier erwartet, der anno 1985 im sonnigen Spanien entstand. Viele aufwendige Effekte, aus einer Zeit vor CGI, würden wir zu sehen bekommen und die Drehzeit, die normalerweise bei einem Charles Band Streifen auf ca. einen Monat angesetzt war, betrug satte 10 Wochen („which was crazy„). Die Vorfreude bei mir steigerte sich bei mir zu diesem Zeitpunkt ins Unermessliche.

Tatsächlich sollte ich nicht enttäuscht werden, geht es doch bereits im Vorspann ordentlich zur Sache. Wir schauen, während die Credits vor unseren Augen abgespult werden, in das Antlitz des Mandroiden (Patrick Reynolds), einer Super-Duper-Killermaschine, die uns als erste Figur des Heldenquartetts von Destroyers vorgestellt wird. Während der treibende Soundtrack von Bob Summers, der auch die Musik zu Heiße Hasenjagd, den ich nicht kenne, dessen Titel mich aber anspricht, komponierte, uns bereits den Schweiß der Erregung auf die Stirn zaubert, erfahren wir in kurzen Rückblicken vom Schicksal des Mandroid. Dieser war wohl einst Pilot, der aber abstürzte (blöd gelaufen) und nun einen stählernen Robocop-Körper sein Eigen nennt sowie ein rotes Terminator-Leuchtelicht anstelle des rechten Auges trägt. Visionär, möchte man meinen, denn auch wenn der Terminator zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade die Kinosäle zum Erzittern brachte, war Robocop noch maximal eine Fantasie im Kopfe Paul Verhoevens, von der Regisseur Peter Manoogian noch gar nichts wissen konnte. Trotzdem verhält sich der Mandroid, wie wir später feststellen werden, eher menschlich wie Polizist Murphy und nicht wie ein Cyberdine Systems Roboter. Durch die Zeit reisen wie Arnie kann er aber trotzdem, kämpft er im Vorspann doch wie einst Asterix und Obelix gegen ein Bataillon Römer. Naja, ein besonders kleines Bataillon, besteht es, budgetbedingt doch nur aus fünf armseligen Mannen.

Nach diesen höchst aufregenden Anfangscredits geht es dann auf ins in Mexiko liegende Labor von Professor Reeves (Roy Dotrice), dem man dank Zauselhaar und entstellter Fresse bereits ansieht, dass sein Anliegen ein gar Böses ist. Sein alter Assistent Takada (Tad Horino) hingegen ist außer sich vor Freude, denn die Plastikkapsel, in der der unbesiegbare Mandroid gerade durch Raum und Zeit reiste, ist zurückgekehrt. Auf die Frage, wie sich der Mandroid nun fühle, erwidert dieser „Durcheinander!“ – mir geht es ganz ähnlich. Dann hat auch noch sein Neutronenzielsucher zweimal gestreikt, Sachen gibts. Professor Reeves jedoch ist nicht zufrieden. Er fordert Takada auf, den Mandroiden, den er nun nicht mehr braucht, zu zerstören. Ziemlich verschwenderisch, wenn man bedenkt, dass dessen Entwicklung nicht ganz kostengünstig gewesen sein dürfte. Doch Takada hat ein Gewissen, immerhin besitzt der Mandroid ein menschliches Gehirn und verhilft dem Cyborg zur Flucht. Für diesen Frevel muss Takada natürlich mit dem Leben bezahlen, der Mandroid hingegen kann über sieben Brücken verschwinden – auf einem praktischen Raupenfahrzeug übrigens, dass zwar langsam und klobig ist, trotzdem aber als sein fahrbarer Untersatz dient. Wer geht schon zu Fuß, wenn er ein Auto hat? Auch, wenn es extrem langsam und unpraktisch in der Bedienung ist. Mit der am langsamsten fliegenden Rakete der Welt, die er aus seinem Arm abfeuert, sprengt der Mandroid sich jedenfalls in die Freiheit. Danach geht er dann doch zu Fuß weiter. War wohl der Kraftstoff alle.

Sein Ziel ist das Labor, in dem die geniale Wissenschaftlerin Col. Nora Hunter (Denise Crosby), irgendwo in den USA, gerade an einer Treteimerversion von R2D2 arbeitet. Nora Hunter soll vom Mandroid nicht, wie einst Sarah Connor, eliminiert werden (auch wenn der Originaltitel so lautet). Stattdessen möchte er sie um Hilfe bitten. Damit er sich nicht gleich als Cyborg zu Erkennen gibt, verkleidet Mandroid sich adrett mit einem Hut, der genial von der roten Augenlampe ablenkt (NICHT!). Frau Hunter hat nicht nur einen coolen Namen, sie erkennt im Mandroid auch gleich ihre eigene Erfindung, die ansonsten nur Professor Reeves kannte, der nach ihrem Wissen jedoch vor Jahren gestorben ist. Doch der, so erklärt der Mandroid, hat dank Organverpflanzung sein Leben verlängert (hat er sich selbst das Organ verpflanzt? Oder war es Takada, den er nun aus Dank dafür ins Jenseits befördert hat?). Nachdem Mandroid Frau Hunter nun über den bösen Professor informiert hat, machen sich beide gemeinsam auf, zurück nach Mexiko, um dem Professor das Handwerk zu legen. Ihren R2D2-Klon nimmt die Wissenschaftlerin natürlich auch mit.

Obwohl der Mandroid problemlos seinen Weg quer durch die Pampa zu Nora Hunter (ich liebe diesen Namen) gefunden hat, benötigen sie für den Rückweg nun ein Boot, weswegen Nora in einer Bar nach dem härtesten Kerl für so eine Reise fragt. Die anwesenden Machos fangen daraufhin sofort an, sich gegenseitig bei einer zünftigen Bud Spencer / Terence Hill-Schlägerei den Schädel einzuschlagen. Gewinner der Sinnloskloppe ist schließlich Harry Fontana (Andrew Prine), der König des wilden Dschungels, wie er sich selbst nennt. Natürlich bleibt diese Reise nicht hindernisfrei, denn neben zwei Jägern des Professors, von denen einer der Kneipenwirt aus Terminator 2 ist, der Arnie unfreiwillig seine Sonnenbrille spendete, macht sich auch gleich ein Mannsweib aus der Kneipe mit ihren Leuten auf, um Harry Montana, Nora Hunter und dem Mandroid das Leben schwer zu machen. Damit diese der Lage wieder her werden, gesellt sich im letzten Drittel auch noch ein Kung Fu Kämpfer namens Kuji zu ihnen, der von Ninja Commando-Star Conan Lee verkörpert wird.

Vergleicht man die frühen Charles Band Produktionen mit den heutigen Auswürfen, so traut man seinen Augen kaum. Hier wurde wirklich noch richtig Geld investiert und natürlich, im Gegensatz zu den Digitalvideoproduktionen jüngeren Datums, auf richtigem Film gedreht. Trotzdem ist alles natürlich etwas trashiger als in herkömmlichen Hollywoodproduktionen und das Drehbuch ein wilder Klumpatsch aus Genreversatzstücken, doch dank eines hohen Tempos, cooler Sprüche und einer funktionierenden Chemie zwischen den Schauspielern, macht der Film tatsächlich Laune. Die FSK 16 Freigabe ist dabei zu vernachlässigen, denn vor allem Kids im jungen Teenageralter dürften hier ihre helle Freude haben (und geistige Spätentwickler wie ich einer bin, auch).

Andrew Prine gibt die Billigversion von Michael Douglas in Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten durchaus sympathisch. Denise Crosby, die Horrorfans vor allem aus der ersten Verfilmung von Friedhof der Kuscheltiere kennen dürften, harmoniert wunderbar mit Prine. Beide spielen sich, in den obligatorischen Kabbeleien zweier Charaktere, die natürlich füreinander bestimmt sind, die Bälle wunderbar zu. Mandroid Patrick Reynolds übt sich im Terminatorenblick. Seine Karriere war nach diesem Großauftritt allerdings weitestgehend beendet und bestand zuvor auch meist nur aus Kleinstauftritten, wie der eines Tänzers im Film Xanadu. Conan Lee ist ein begnadeter Actiondarsteller aus Hongkong, dessen eingangs erwähnten Ninja Commando ich als Kind rauf- und runtergeguckt habe. Er war außerdem Hauptdarsteller in beiden Tiger on the Beat – Streifen, in denen er einen sensationellen Fight mit Kettensägen (Teil 1) und einen sensationell missglückten Stunt (Teil 2) vollziehen durfte, der ihn mehrere Wochen ins Krankenhaus gebracht hat. Hier darf er leider wenig Halsbrecherisches vorführen, lediglich ein wenig herumtreten und ein wenig mit dem Säbel rasseln. Schade, trotzdem ist er ziemlich sympathisch und wertet den Film nochmals auf und ganz so verschenkt wie in Lethal Weapon 4, wo er gar nichts machen darf, wird er hier auch nicht.

Die Bildqualität (1,85:1) ist hervorragend und wird uns erstmals hierzulande in HD präsentiert. Auch der Ton (Deutsch und Englisch DTS-HD Master Audio 2.0) ist glasklar. Die Synchronisation stammt aus einer Zeit, als auch kleinere Werke mit Top-Sprechern vertont wurden. So hören wir hier u.a. Tom Cruise Sprecher Patrick Winczewski, Sigourney Weavers Stammsprecherin Karin Buchholz, Engelbert von Nordhausen und Joachim Tennstedt. Das 24 seitige Booklet hat einmal mehr Christoph N. Kellerbach verfasst. Im Bonusmaterial findet man, neben Trailer und Bildergalerie ein ganz besonderes Schmankerl: Empire of the Full Moon – eine ca. einstündige Diskussionsrunde mit Dr. Rolf Giessen, Dr. Gerd Naumann und Matthias Künnecke, in der die drei Herren über die Entstehung und das Phänomen Full Moon, rund um Charles Band und seine Familie sinnieren. Höchst unterhaltsam und interessant.

Destroyers ist in drei Covervarianten erhältlich, wobei Cover A auf 444 Exemplare-, Cover B und C auf je 222 Exemplare limitiert sind. Eine liebevolle Veröffentlichung, die neben einer top Qualität mit tollem Bonusmaterial punkten kann.

Trailer:

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