Jetzt wird´s mal wieder trashig, denn ich widme mich nach etwas längerer Pause einmal wieder der FULL MOON Reihe von WICKED VISION. Wie so oft bei Charles Band, der hier sogar selbst dirigierte, machen kleinwüchsige Monster den Protagonisten das Leben schwer. Diesmal sind es aber keine Puppen, Däumlinge oder Spielzeuge, sondern missgebildete Mutationen, die traurig dreinblickend den Cast nach und nach ausdünnen. Business as usual also in dieser auf 1000 Stück limitierten Edition. Hier unsere Herz-, Nieren und sonstige Innereienprüfung.

Originaltitel: Hideous!

Alter deutscher Videotitel: In Vitro – Angriff der Mutanten

Regie: Charles Band

Darsteller: Jerry O´Donnell, Jacqueline Lovell, Mel Johnson Jr., Rhonda Griffin, Michael Citriniti, Tracie May

Artikel von Christian Jürs

Irgendwie passend. Hideous beginnt in einem Klärwerk, wo drei depperte Angestellte allerlei Müll aus dem Scheißhauswasser fischen. Ein prima Job, den man gerne von der Agentur für Arbeit vermittelt bekommt, oder? Es dauert jedenfalls nur einen kurzen, hanebüchenen Dialog lang, da holen sie auch schon etwas Eigenartiges aus der trüben Jauche. Allerdings handelt es sich dabei nicht um das Drehbuch zu Lola rennt, sondern um anderen Abfall. Ein kleiner, toter Mutant ist es, den der Vorarbeiter gewinnbringend in den nächsten Filmminuten verscherbeln wird.

Er bietet die ganz heiße Ware der geldgeilen Geschäftsfrau Belinda Yost (Tracie May) an, die wiederum das obskure Ding einem reichen Geldsack namens Napoleon Lazar (Mel Johnson Jr.) verkauft. Dies verärgert jedoch ihren Stammkunden Dr. Lorca (Michael Citriniti), der bereits drei weitere Kreaturen von der windigen Geschäftsfrau gegen Bares erstand. Diese verweilen seitdem in gut beleuchteten Reagenzgläsern in ihrem toten Dasein. Der vergretzte Kunde setzt sofort seine dauergeile und durchgehend nur wenig bis gar nicht bekleidete Assistentin Sheila (Jacqueline Lovell) auf den Konkurrenten an. Diese bringt umgehend mit Waffengewalt das Wesen in ihre Obhut und damit in den Besitz von Dr. Lorca. Da der exentrische Lazar aufgrund der windigen Umstände, unter denen er das Ding erstand nicht die Polizei einschalten kann, wendet er sich, zusammen mit Belinda Yost, an einen sprücheklopfenden Privatdetektiv namens Leonard Kantor (Jerry O´Donnell). Der findet schnell heraus, dass die strunzdumme Sekretärin Elvina Shaw (Rhonda Griffin) mit in der Sache drinhängt. Gemeinsam begeben sie sich in das Anwesen von Dr. Lorca, um die entführte Kreatur wieder zurückzuholen. Diese ist allerdings mitnichten tot und belebt ihre drei artverwandten Missgeburten mithilfe plötzlich aus ihrem Schädel wachsender Tentakel zu neuem Leben. Als Lazar und Lorca dies spitzkriegen, entbrennt ein Kampf zwischen den Exzentrikern um die Vormundschaft der kleinen Strolche. Doch die denken gar nicht daran, auf ihre Freiheit zu verzichten und eröffnen ebenfalls die Jagd auf die anwesenden Menschen.

Startet man die Scheibe von Wicked Vision, so erscheint ein sichtlich gut gelaunter Charles Band, der voller Stolz seinen Film ankündigt und verlautet, wie spaßig der Dreh doch damals war. Das hebt die Stimmung, ja da kommt Freude auf. Deshalb ist man auch gar nicht böse, wenn bei Filmstart eine Texttafel darüber informiert, dass der Film an allerlei defektem, offensichtlich falsch gelagertem Filmmaterial leidet, was zu diversen Bildstörungen im Laufe der Handlung führen wird. Besser als nix, denke ich mir und bin zunächst erstaunt über das anfangs noch glasklare Bild. Doch nach kurzer Zeit trübt sich die Stimmung ein wenig, denn schnell fällt mir auf, dass Hideous erstaunlich dunkel daher kommt. Erstaunlich vor allem, weil die Szenen, die man im Bonusmaterial der Videozone-Folge zu Gesicht bekommt, zwar schwammigste VHS-Qualität an den Tag bringen, jedoch deutlich heller erstrahlen. Immerhin, dass muss man dem dunklen Bild zugute halten, sehen die Monstermutanten dadurch nicht ganz so offensichtlich schlecht aus, bestehen sie doch aus relativ unbeweglichen Handpuppen, die man, damit sich furchteinflößender wirken, mit einer Tube Flutschi Anal übergossen hat. Trotzdem vermögen die Mutanten mit Bewegungsrheuma so gar keinen Horror zu verbreiten. Doch dies war wohl auch niemals Bands Absicht, füllt er den Film stattdessen mit allerlei Sprüchen und zumeist lahmen Witzchen, die leider nur bedingt den Zuschauer bei der Stange halten. Das „bei der Stange halten“ gelingt dann eher Jacqueline Lovell, die den ganzen Film über entweder Oben ohne oder zumindest mit einer sehr knapp sitzenden Weste bekleidet für optische Reize sorgt. Jerry O´Donnell darf als Sprücheklopfer vom Dienst auch Einen zum Besten geben und Tracie May ist als Sherilyn Fenn-Look-a-like-Geschäftsfrau ebenfalls bestens besetzt. Den geilsten Part hat aber Rhonda Griffin als strunzdoofe Sekretärin abbekommen. Ihr Schauspiel macht Laune und sie wirkt so ganz anders als noch in The Creeps, der als Full Moon Classic Selection No. 3 an anderer Stelle bereits besprochen wurde. Mel Johnson Jr., den man als Taxifahrer aus Total Recall – Die totale Erinnerung kennt und Michael Citriniti, der als Riesenkopf in Head of the Family ebenfalls innhalb der Full Moon Reihe dabei war, zerren derweil eher am Nerv des Publikums mit ihrem Herumgekasper.

Die vorhergesagten Bildstörungen kommen immer an Spulenwechseln zum Tragen, wobei der Letzte davon für Sekunden nun wirklich schauderhaft ausschaut. Aber, wie erwähnt, besser als nix – wenn doch nur diese verdammte Dunkelheit nicht wäre. Viel nerviger ist aber, dass eine Stunde lang so gar nix passiert, bis dann endlich die Monster ihre Rache einfordern und mit ein paar lahmen Effekten den Cast dezimieren. Erstaunlich, dass der Film damals zur VHS-Zeit ungeprüft in die Videotheken gebracht wurde. Hatte man wirklich Angst, hier durch die FSK-Prüfung zu fallen?

Das Bild (1,78:1 / 1080p) ist mittelmäßig bis unbefriedigend, was vor allem an der fehlenden Helligkeit liegt. Der Ton hingegen (Deutsch und Englisch als DTS-HD Audio Master 2.0) ist ordentlich. Im Bonusmaterial befindet sich neben der erwähnten Videozone-Folge noch ein Audiokommentar mit Mel Johnson Jr. und Michael Citriniti, sowie ein neuer, deutscher Trailer und der Originaltrailer. Ein Wendecover mit rahmenlosem Motiv ist auch diesmal wieder vorhanden.

Alles in allem muss man schon echter Vollblut-Full Moon-Fan sein, um Hideous etwas abgewinnen zu können. Horrorfans werden den lahmen Reigen müde belächeln und als Komödie ist er zwar ganz nett, aber bei weitem nicht lustig genug. Komplettisten der Reihe werden natürlich nicht um den Film herumkommen.

Trailer:

Zurück zur Startseite