„Was Eltern wirklich wissen sollten“ lautet der Titelzusatz des 5. Teils der hierzulande zu zweifelhaftem Ruhm gelangten Schulmädchen Report-Reihe. Wirklich wissen wollten Eltern von den sexuellen Eskapaden ihrer Liebsten wohl lieber nichts. Ohne den Deckmantel der Pseudo-Aufklärung war es allerdings damals, viele Jahre vor Pornhub, nicht möglich, eine frivole Titten- und Ärscheparade dem voyeuristisch angehauchten Zuschauer problemlos zu präsentieren. Autor, Regisseur und Podcaster Christian Genzel wagte einen Streifzug durch die Schmuddelreihe und brachte seine Erfahrungen zu Papier (oder auch zu Kindle). Es ist der erste Band der EDITION POPKULTUR (wobei Poppkultur vielleicht passender wäre). Hier ein kleiner Einblick in den Schmöker und die Rammelreihe.

Autor: Christian Genzel

Erschienen in der Edition Popkultur

Artikel von Christian Jürs

Günther Hunold machte es sich zur Aufgabe, uns mit seinen Aufklärungsbüchern den Zusammenhang zwischen Bienen und Blumen zu erklären. Werke wie Papst und Pille, Vergiss die Peitsche nicht oder auch Abarten des Sexualverhaltens zählen zu seinen Sachbüchern, die mit Sicherheit nur zu Informations- und Weiterbildungszwecken gelesen wurden („Du Schatz, ich hab da was gelesen, was ich unbedingt einmal an Dir ausprobieren möchte…„). Im Jahr 1970 erschien über den Kindler Verlag sein „Sachbuch“ Schulmädchen-Report, das er unter dem Pseudonym Günther Heller verfasste.

Filmproduzent Wolf C. Hartwig sicherte sich die Filmrechte für läppische 30.000 DM und konnte dieses Geld locker vervielfältigen, denn Schulmädchen Report – Was Eltern nicht für möglich halten lockte, bei Produktionskosten von gerade einmal 220.000 DM ganze 6 Mio Bundesbürger in die hiesigen Kinos. Erstaunlich, wie wissbegierig die Erwachsenen damals noch waren. Um diesen Wissensdurst zu stillen, überschwemmte Hartwig in den Folgejahren die Lichtspielhäuser mit Sequels (die Reihe brachte es auf stolze 13 Teile). Ettliche Spin-Offs (Hausfrauen-Report, Skihasen-Report, Schlüsselloch-Report, Bademeister-Report, Massengeschmack-TV-Report,…) sprossen ebenfalls aus dem Boden, denn unter dem Deckmäntelchen des Aufklärungsstreifens konnte man der Zensur ein Schnippchen schlagen. Zumindest vorerst, denn zur Zeit der Videotheken gerieten ettliche dieser Filme auf den Index, wo auch heute noch einige von ihnen verweilen.

Mit Aufkommen des Kabelfernsehens, irgendwann Ende der 80er, kam auch ich, damals noch ein pickeliger Teenager, in den „Genuss“ dieser existenziellen Aufklärungshilfe. Denn Samstags im Spätprogramm war Titten-Time bei den Privaten angesagt. Direkt im Anschluss an Alles, Nichts, Oder?! mit Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder durften auf RTLplus die Flotten Teens ihre Jeans ausziehen, während Sat.1 mit dem Schulmädchen-Report Teil XY für Aufklärung im Kinderzimmer sorgte. Da fiel die Wahl oft schwer, welchem frivolen Lustspiel man beiwohnen würde. Glücklicherweise hat Gott den Videorecorder erfunden. Letztlich war es aber scheißegal, welches Filmchen den Schwengel zum Glühen brachte. Wichtig war vorrangig, dass die Eltern keinen Wind davon bekamen.

Auch Christian Genzel, der ungefähr meine Generation ist, dürfte hier seine ersten „Stehversuche“ unternommen haben. Er führt uns mit seinem Buch einmal ausführlich durch die 13-teilige Softsexreihe. 144 Seiten umfassen seine Besprechungen der 13 Filme, die er niemals allzu ernst betrachtet und gleichzeitig die Empörung über das Gezeigte entkräftet. Denn auch wenn das gespielte Laientheater von Sex mit Minderjährigen handelt, so waren deren Darsteller und Darstellerinnen doch meist schon weit über die Volljährigkeit hinaus gereift. Natürlich muss nicht nur die minderjährige Filmfigur schlucken, wenn der Papa der Freundin diese in die mit ihm schon gut gefüllte Badewanne einlädt. Er meint es doch nur gut.

Tatsächlich ist das alles aber auch wirklich hanebüchener Unsinn, der in den Filmen verzapft wurde. So etwa in Teil 3, der den tollen Zusatztitel trägt „Was Eltern nicht mal ahnen„, in dem eine vermeintlich Vierzehnjährige ihre Sexualität entdeckt und mit dem 10 jährigen Cousin Doktorspiele spielt. Der lässt beim Anblick ihrer Brüste den Satz „Mensch, das sind ja dieselben Dinger wie bei meiner Mami!“ fallen – ein hoffnungsloser Fall, dieser Junge. Christian Genzel serviert uns allerlei von diesen künstlerischen Ergüssen, die als Dialoge dargeboten werden. Sätze wie „Wer einmal leckt, der weiß wie´s schmeckt!“ oder „Ich bin die Stute, wo ist der Hengst?“ sind da keine Seltenheit.

Fragwürdig ist das natürlich allemal, daraus macht auch der Autor keinen Hehl. Wenn man aber die Distanz zum Gezeigten wahren kann und mit der nötigen Ironie an die Sache herangeht, hat die Reihe, wenn auch mit Kopfschütteln, einen gewissen Unterhaltungswert. Hinzu kommt, dass viele spätere Stars hier ihre ersten Gehversuche unternahmen. So gibt es Leute wie Heiner Lauterbach, Sascha Hehn, Katja Bienert und Jutta Speidel zu entdecken in Werken, die ihnen heute mit Sicherheit unangenehm sind.

Die Lektüre dieses Buches ist allerdings alles andere als unangenehm, denn Christian Genzels Fachwissen und ironischer Erzählstil machen das Werk, welches neben detaillierten Inhaltsangaben auch allerlei wissenswertes zu erzählen weiss, ebenso für Nicht-Fans lesenswert. Ich hatte meinen Spaß. Und ganz ehrlich, ein Fan der Reihe war ich nie. Ich schaltete meinen alten Röhrenfernseher mit Zimmerantenne nämlich lieber auf RTLplus, um der süßen Gloria Guida beim Ausziehen ihrer Jeans hinter verschneitem Bild zuzuschauen.

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