Mr. Futterman hat es schon immer gewusst. Gremlins haben sich in den Kampfflugzeugen der US-Army während des 2. Weltkriegs versteckt und waren dafür verantwortlich, dass ihre Maschinen vom Himmel geholt wurden. Doch mit den Anarcho-Kuschelmonstern von Joe Dante hat das Vieh in dieser schrägen, neuseeländischen Produktion wenig gemein. Hit-Girl Chloë Grace Moretz muss sich dem Monster in dieser Veröffentlichung aus dem Hause CAPELIGHT PICTURES stellen. Ob ihr dabei ein weiterer „Hit“ gelungen ist und welche Schwierigkeiten die Produktion im Vorfeld hatte, erfahrt Ihr im Artikel.

Regie: Roseanne Liang

Darsteller: Chloë Grace Moretz, Nick Robinson, Beulah Koale, Taylor John Smith

Artikel von Christian Jürs

1943 in Auckland, Neuseeland. Die kampferprobte Pilotin Maude Garrett (Chloë Grace Moretz) betritt eine Maschine der US-Luftwaffe. Mit sich führt sie eine Tasche, gefüllt mit geheimem Inhalt, sowie ein Schreiben, welches sie bevollmächtigt, die darin enthaltenen, wichtigen Unterlagen nach Samoa zu befördern. Die ausschließlich männliche Crew ist wenig begeistert, schließlich bringen Frauen an Bord nach ihrem Wissen Unglück. Und so verfrachten sie Maude kurzerhand während des Starts der Maschine in die Geschützkabine an der Unterseite der Boeing. Die ihr so wichtige Tasche übergab sie zuvor an das Besatzungsmitglied Walter Quaid (Taylor John Smith), der sich ihr als Einziger nicht feindselig gegenüber verhält.

Von ihrer Kabine aus kann Maude die Gespräche der Crew mitanhören, da diese unwissentlich die Sprecheinrichtung laufen lassen. Die Männer verhalten sich dabei extrem frauenfeindlich und sexistisch. Selbst, als Maude ihnen zu verstehen gibt, dass sie jedes Wort verstehen kann, werden die obszönen Beleidigungen unter lautem Gelächter fortgeführt. Doch für eine Debatte über Sexismus bleibt Maude keine Zeit, als sie plötzlich eine merkwürdige Kreatur auf den Tragflächen der Boeing erblickt. Umgehend meldet sie ihre Entdeckung, woraufhin sie jedoch nur noch mehr abwertendes Gelächter erntet. Auf ihren Wunsch, endlich aus der Kabine gelassen zu werden, kommen die Männer zunächst ebenfalls nicht nach. Erst, als Maude eine feindliche Maschine am Himmel entdeckt, ist die Panik an Bord groß. Doch die junge Frau kann sich beweisen, indem sie mit dem Bordgeschütz den Angreifer vom Himmel holt. Endlich haben die Männer ein Einsehen und wollen Maude aus ihrer Kabine befreien. Doch dann bricht ihr ein Hebel ab und die Luke lässt sich nicht mehr öffnen. Was für Klaustrophobiker bereits ein Albtraum wäre, entwickelt sich zur Todesfalle, denn bei der von Maude auf den Tragflächen entdeckte Kreatur handelt es sich tatsächlich um einen Gremlin, der fleissig dabei ist, die Maschine auseinander zu nehmen. Als das Monster die junge Frau in ihrer Kugel entdeckt, bläst es zum Angriff. Für Maude beginnt ein Kampf auf Leben uns Tod, bei dem ihr die männliche Besatzung nicht behilflich sein kann…

Noch bevor die erste Klappe von Shadow in the Cloud fiel, gab es Quereleien hinter den Kulissen. Hintergrund waren Beschuldigungen mehrerer Frauen gegenüber Drehbuchautor Max Landis, die von sexueller Belästigung bis hin zu Vergewaltigung reichen. Der Sohn von Regielegende John Landis (An American Werewolf in London) wurde daraufhin verständlicherweise gefeuert und sein Skript wurde von Regisseurin Roseanne Liang massiv überarbeitet. Herausgekommen ist dabei ein ungewöhnlicher, aber nicht durchgehend überzeugender Genrefilm mit feministischer Kernaussage. Zumindest die erste Dreiviertelstunde des gerade einmal 83 minütigen Filmes ist wirklich sehenswert. In dieser Zeit muss die großartig agierende Chloë Grace Moretz den Film auf ihren Schultern tragen, da wir, sobald sie die Geschützkabine betritt, durchweg bei ihr mit den Kameraaugen bleiben. Die männlichen Darsteller agieren fortan nur noch akustisch, was Frau Moretz wunderbar kompensieren kann. Ein zweiter Pluspunkt ist die treibende Musik von Mahuia Bridgman-Cooper, die etwas Carpenterhaftes in sich trägt und stark an Stranger Things erinnert.

Dass die Männer sprachlich vulgärer sind, als sie es zu dieser Zeit vermutlich waren, passt zum eigentümlichen Stil von Shadow in the Cloud, der niemals allzu Ernst daher kommt. So stopft unsere Heldin ein Loch in der Scheibe vor ihr mit einem Halstuch. Erstaunlich, wofür die alles gut sind. Als sie das Tuch zwecks des Verbindens von Wunden wieder aus dem Loch rauszieht, ist dieses für den weiteren Verlauf der Handlung quasi vergessen. Doch dann offenbart man den wahren Inhalt des Koffers, woraufhin Frau Moretz und der Film die Kanzel verlassen, was die ganze Chose auseinanderbrechen lässt – zumindest für mich. Sogar die Filmmusik verliert ihren Drive und klingt sonderbar anders, was schade ist. Gegen Ende wird die Feminismuskarte vollkommen ironisch ausgespielt und mündet in einem extrem absurden Schlussbild, das natürlich nicht gespoilert wird. Mir persönlich war´s etwas zu drüber, ich hätte mir eher einen konstanten Fortlauf nach der ersten Hälfte gewünscht, aber das ist letztendlich Geschmackssache.

Sehenswert ist der Film allemal, vor allem für Freunde von Werken wie Sucker Punch, nur halt zwei Nummern kleiner, dafür aber mit einem Gremlin. Dieser hat allerdings wenig mit Joe Dantes Knuddelmonstern gemein und schaut eher wie eine rasierte Ratte, gekreuzt mit Gollum aus. Sehenswert sind auch die Veröffentlichungen von Capelight Pictures. Mir liegt das Mediabook zur Rezension vor und dieses besticht schon rein optisch mit seinem an eine Pin-up-Variante von Stanley Kubricks Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben erinnernden Frontbild. Dagegen kann das Fotocover der anderen Versionen leider nicht mithalten. Im Inneren findet man außerdem ein Booklet mit vielen Bildern und einem Interview mit Regisseurin Roseanne Liang. Enthalten ist der Film auf Blu-ray und als 4K-Ultra HD Scheibe. In den Extras befindet sich eine Featurette über die Entstehung, sowie Trailer und Teaser. Die Bildqualität ist sehr gut, wobei die Blu-ray Variante in dunklen Passagen etwas zu Blöckchenbildung neigt. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1) ist ebenfalls sehr gut. Die Synchronisation ist hochwertig und Frau Moretz hat ihre Stammstimme Luisa Witzorek, die ihr schon in Kick-Ass das Organ lieh, verpasst bekommen. Sehr löblich.

Trailer:

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