Zum 25 jährigen Jubiläum schenkt TURBINE MEDIEN GMBH dem Fantasy-Streifen mit Dennis Quaid in der Hauptrolle eine neu remasterte Auflage in zwei wunderschönen Mediabooks. Toll, dass sie dem Klassiker von Regisseur Rob Cohen ein qualitativ hochwertiges Update spendieren, doof hingegen, dass sie mich, der damals mit Anfang zwanzig im Kino saß, damit an das eigene Alter erinnern. Schönen Dank auch, liebes TURBINE-Team. Doch Spaß beiseite, denn tatsächlich war das Update längst überfällig, zumal hier erstmals wieder seit der VHS-Version die unzensierte, unverfremdete Tonspur verwendet wurde (näheres dazu im Artikel), nur halt wesentlich wuchtiger als damals. Ob der Film qualitativ da noch mithalten kann oder ob der alte Drache Staub angesetzt hat? Wir werden sehen…

Regie: Rob Cohen

Darsteller: Dennis Quaid, David Thewlis, Pete Postlethwaite, Dina Meyer und der Stimme von Sean Connery (Original) bzw. Mario Adorf (dt. Synchronisation)

Artikel von Christian Jürs

Ritter Bowen (Dennis Quaid) ist ein Kämpfer vom alten Schlag. Für ihn ist der Schwur, den er einst ablegte, sich als Soldat des Königs für das Gute einzusetzen, oberstes Gebot. Diese Tugend versucht er, dem jungen Prinzen Einon (Lee Oakes) beim Kampftraining mit dem Schwert mitzugeben. Er soll eines Tages ein besserer König werden als sein Vater (Peter Hric), der mordend und brandschatzend sein Volk unterdrückt.

Als der Tyrann eines Tages von aufständigen Bauern gerichtet wird, eilt Einon zu ihm, entreißt seinem sterbenden Vater die Krone und stößt kurz darauf mit einem Bauernmädchen (Sandra Kovacicova) zusammen. Dabei stürzt der angehende, neue König so unglücklich, dass ein hölzerner Pfahl sein Herz lebensbedrohlich verletzt. Sofort eilt Bowen mit dem sterbenden Jungen zurück in den Palast, um ihn an Königin Aislinn (Julie Christie) zu übergeben. Die überlässt ihren Sohn allerdings nicht dem Tod. Stattdessen lässt sie ihn in eine nahegelegene Höhle transportieren, in der ein alternder Drache lebt. Diesen bittet die Königin, ihren Sohn nicht sterben zu lassen, da er ein gutes Herz habe. Der Drache willigt ein und spendet dem Prinzen die Hälfte seines Herzens, welches fortan in Einons Brust schlägt und dem Jungen neue Lebenskraft verpasst.

Doch leider entpuppt sich der neue König als guter Schauspieler, der den Nettmenschen lediglich gespielt hat. Zwölf Jahre später hat sich König Einon (jetzt: David Thewlis) in einen schrecklicheren Tyrannen verwandelt, als es sein Vater jemals war. Bowen, der das Herz des Drachen für die Verwandlung Einons zum Despoten verantwortlich macht, hat es sich derweil zur Aufgabe gemacht, jeden einzelnen noch existierenden Drachen ausfindig zu machen, um ihn zu vernichten. Der Mönch Gilbert (Pete Postlethwaite), der Zeuge wird, wie Bowen einen Drachen erlegt, schließt sich dem Ritter, zu dessen Leidwesen, an. Er möchte ein Heldenepos über Bowen verfassen. Doch die nächste Jagd auf ein weiteres Ungetüm entwickelt sich als schwierig, denn der alte Drache (Stimme: Sean Connery / Mario Adorf) erweist sich als cleverer als seine vorherigen Artgenossen. Da Bowen es nicht bewerkstelligt bekommt, seinen Gegner zu töten, bietet dieser ihm einen Deal an, der nicht von ungefähr an den Westernklassiker Zwei glorreiche Halunken erinnert.

Fortan greift der Drache, der der Letzte seiner Art zu sein scheint, zum Schein unschuldige Dörfer an, deren verzweifelte Einwohner Bowen dafür bezahlen, seinen Job zu erledigen und sie von dem Drachen zu befreien. Doch der Pfeil, den Bowen auf den Drachen schießt, wird von diesem aufgefangen und er lässt sich zum Schein tot im Meer versinken. Dieser Trick funktioniert recht gut, bis eines Tages das Wasser, in dem Draco, wie Bowen seinen verbündeten Feind fortan nennt, zu flach zum Abtauchen ist. Bowen, Draco und Gilbert fliehen daraufhin, mit einer jungen, attraktiven Frau namens Kara (Dina Meyer) im Schlepptau. Sie begeben sich nach Avalon, der Begräbnisstätte von König Arthur. Dort findet Bowen nicht nur heraus, dass es sich bei Kara um das Mädchen von einst handelt, welches den König schwer verletzte, er erkennt auch in Draco eben jenen Drachen, der Einon das Leben rettete. Dieser schwört, dass sein Herz nicht Schuld an der Veränderung des Thronfolgers sei, sondern dieser von jeher ein bösartiger Mensch war, der alle zu täuschen wusste. Bowen besinnt sich daraufhin seiner Tugenden und macht mit Draco gemeinsam Jagd auf den König, um dessen Schreckensherrschaft für immer zu beenden…

Als Dragonheart anno 1996 im Kino startete, wurde dem Film ein ordentliches, jedoch nicht sensationelles Einspiel an den Kinokassen zuteil. Immerhin genügte es, um später bislang drei Direct-to-Video-Fortsetzungen, ohne die Starpower des Erstlings, zu produzieren. Dabei war Dragonheart tricktechnisch eine kleine Revolution. Nur drei Jahre nach Jurassic Park war die Technik endlich soweit, einen vollständig computeranimierten Drachen so zu gestalten, dass er das Publikum als lebensechte Illusion wahrgenommen wurde. Dabei musste die Effektefilme ILM lange daran arbeiten, Draco die notwendigen Emotionen, basierend auf der Stimme und der Mimik Sean Connerys, ins Gesicht zu zaubern. Dies war in Steven Spielbergs Dinofilm noch nicht notwendig gewesen. Doch auch wenn man heute den Computereffekt als solchen natürlich deutlich erkennt, besitzt Draco immer noch genug Persönlichkeit, um 25 Jahre später immer noch zu überzeugen.

Trotzdem war dem Film nicht der ganz große Erfolg beschieden, was definitiv nicht an der bahnbrechenden Effekteshow gelegen haben kann. Hierfür dürften andere Gründe ausschlaggebend gewesen sein. So war Dennis Quaid zwar auch anno 1996 noch ein charismatischer Mime, der einen Film zwar tragen, jedoch kein großes Publikum mehr in die Lichtspielhäuser locken konnte. Da half es auch nichts, dass Sean Connery, der langsam in Richtung Ruhestand steuerte, akustisch anwesend war. Letztlich konnte auch das Drehbuch nicht vollends überzeugen. Zwar ist der Film mit seinen 103 Minuten Laufzeit durchweg kurzweilig erzählt, doch große Überraschungen hat die Geschichte nicht parat. Quaid gibt den launischen Helden souverän, was in der deutschen Synchronfassung durch Thomas Danneberg noch verstärkt wird, doch Dina Meyer als Loveinterest bleibt eher blass. Pete Postlethwaite ist nicht mehr als ein Comic-Relief, der die Handlung nicht wesentlich vorantreibt und Julie Christie hat zu wenig Screentime, um überhaupt eine Persönlichkeit zu entwickeln. Bei David Thewlis erkennt man bereits an der hässlichen Frisur, dass er nur der Bösewicht sein kann. Den Twist, dass Draco derjenige Welche ist, der einst sein Herz spendete, ist auch, schon anhand der Stimme (im Original und der deutschen Fassung) wirklich kein Geheimnis und der Anfang der Geschichte wird ziemlich gehetzt vorgetragen. So erhalten die Hauptfiguren nur wenig Gelegenheit, dem Zuschauer ans Herz zu wachsen, ehe die Action beginnt, was wohl die größte Schwäche von Dragonheart ist. Trotzdem ist der Streifen ein wundervoller Familienfilm für einen verregneten Sonntag Nachmittag.

Auch wenn der Film von Rob Cohen, dessen größter Hit wohl The Fast and the Furious für immer bleiben wird, nach 25 Jahren ein wenig Staub angesetzt hat, das Mediabook von Turbine Medien GmbH ist eine Wucht. In zwei Covervarianten, wobei Cover B exklusiv bei Müller erhältlich ist, sind zwei Blu-rays enthalten. Einmal mit Dolby Atmos 7.1.4 – Ton, die andere in Auro-3D 11.1. Beide Fassungen sind ungeheuer wuchtig und fordern die heimische Soundanlage bis aufs Äußerste. Die unzensierte Kinosynchronisation ist ebenfalls in DTS 5.1 aufgespielt. In dieser wurde die Stimme Mario Adorfs nicht verfremdet (warum man dies später tat, ist unschlüssig) und Draco darf, beim Sturz in zu flaches Wasser, laut „Scheiße!“ rufen. Auf VHS war diese Version noch enthalten, alle digitalen Veröffentlichungen mussten mit der geänderten Version leben. Selbst Synchronlegende Tobias Meister, der hier die Synchronregie führte, kann heute nicht mehr nachvollziehen, warum dies einst geschah. Das Bild stammt außerdem von einem neuen HD-Master und kommt gestochen scharf und ohne Grundrauschen daher.

An Extras wurde ebenfalls nicht gespart. So gibt es einen Audiokommentar mit Rob Cohen, ein Making-of (ca. 45 Minuten), zwei entfernte Szenen, Teaser & Trailer, eine Fotogalerie, sowie ein ausführliches Booklet mit Worten vom Regisseur, einem Interview mit Tobias Meister und eine ausführliche Schilderung der Entstehungsgeschichte von Tobias Hohmann.

Insgesamt ein guter Familienfilm in einer tollen Edition, die das Nonplusultra für lange Zeit in Sachen Dragonheart darstellen dürfte.

Trailer:

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