Abkühlung gefällig bei den hohen Temperaturen? Dann haben wir hier einen Vorschlag für Euch. Die Faszination für das Genre des Haihorrorfilms scheint weiterhin ungebrochen zu sein. Seit Steven Spielberg vor 46 Jahren seinen gefräßigen Killer auf die Kinoleinwände losließ, gab es immer wieder mal mehr-, mal weniger gelungene Variationen des Killerfisches. Auch die Verballhornungen durch diverse Mockbuster, in denen mehrköpfige-, geisterhafte-, sanddurchquerende- oder auch tornadoangetriebene Haie ihr Unwesen trieben, konnten dem Genre nicht die Faszination nehmen. Dieser australische Beitrag, den EUROVIDEO nun im Heimkino veröffentlichte, meint es aber zu 100% ernst. Ob dies eine gute Idee war oder besser doch ein Zombie-Shark im Player gelandet wäre, könnt Ihr nun bei uns nachlesen.

Originaltitel: Great White

Regie: Martin Wilson

Darsteller: Katrina Bowden, Aaron Jakubenko, Kimie Tsukakoshi, Tim Kano, Te Kohe Tuhaka

Artikel von Christian Jürs

Kaz (Katrina Bowden) und Charlie (Aaron Jakubenko) führen eine glückliche Beziehung und ein wenig erfolgreiches Unternehmen. Sie besitzen ein Charter-Wasserflugzeug, mit dem sie Touristen an den nahegelegenen, traumhaften Stränden umherfliegen. Doch die Kosten können kaum gedeckt werden und die Banken drohen, den Geldhahn abzudrehen. Die eigentlich freudige Botschaft, dass Nachwuchs ins Haus steht, kommt daher äußerst ungelegen. Als sich das Yuppie-Pärchen Michelle (Kimie Tsukakoshi) und Joji (Tim Kano) zu einem nahegelegenen Atoll fliegen lassen wollen, um dort die Asche ihres verstorbenen Großvaters, der einst im Krieg dort strandete, nahe bei seinen gefallenen Kameraden zu begraben, kommt endlich wieder Geld ins Haus. Und so machen sich die Pärchen, zusammen mit Benny (Te Kohe Tuhaka), der als Koch für die Verpflegung sorgen soll, auf, den Traumstrand anzufliegen.

Was sie dort jedoch vorfinden, ist weniger ein Traum, sondern ein Albtraum. Eine von einem Hai zerfetzte Leiche (Jason Wilder) wurde an den goldgelben Strand gespült. Auf dessen Handy entdeckt die Gruppe, dass der junge, verstorbene Mann mit einer weiblichen Begleitung (Tatjana Marjanovic) auf einer Yacht unterwegs war. Charlie entscheidet, dass sie umgehend mit dem Flugzeug nach der möglicherweise noch lebenden, jungen Dame suchen müssen, was seitens Joji zu massiven Protesten führt. Tatsächlich entdecken die Fünf die havarierte Yacht kopfüber im Wasser treibend. Sie landen neben dem Wrack, können aber nur noch den Tod bei der ebenfalls übel zugerichteten Dame, die unter dem Boot treibt, feststellen. Als die erfolglosen Retter wieder starten wollen, greift plötzlich ein weißer Hai das auf dem Wasser treibende Flugzeug an, wodurch dieses in den Fluten versinkt. Die Reisenden können sich mit letzter Not in das Rettungsschlauchboot retten, in dem sie fortan hilflos der Strömung ausgeliefert sind. Was Charlie bereits vermutet, bestätigt sich nach kurzer Zeit: Der Hai umkreist die hilflos umhertreibende Gruppe in der Hoffnung auf baldige Nahrung…

Great White – Hol Tief Luft. punktet zunächst mit einer traumhaften Strandkulisse, ehe er nur wenige Filmminuten später unser Figurenquintett in seine missliche Lage bringt. Leider haben wir hier Figuren aus dem Horrorfilm-Einmaleins, um die wir als Zuschauer bangen sollen. Katrina Bowden, die einzige, mir bekannte Darstellerin aus dieser Runde (sie übernahm einst die weibliche Hauptrolle in der Kult-Horrorkomödie Tucker & Dale vs. Evil) macht bereits in den ersten Filmminuten klar, dass ihr Schicksal relativ safe ist, indem sie ihre Schwangerschaft erwähnt. Reisegast Joji hingegen gibt von Minute eins an das unsympathische Arschloch, während Reisekoch Benny auch ein Polizist, drei Tage vor der Pensionierung hätte sein können. Leider ist es ausgerechnet seine Figur, die als einzige echte Sympathiepunkte beim Publikum erhaschen kann. Bei den übrigen zwei Kandidaten darf man aber tatsächlich gespannt sein, wer von ihnen jemals wieder festen Boden unter den Füßen spüren wird.

So muss die spannende Ausgangssituation des Tierhorrorstreifens die ganze Chose aus dem Dreck ziehen, was jedoch ebenfalls nur bedingt gelingt. Dabei waren die Macher so klug, ihr offensichtlich geringes Budget in nur wenige Haieffekte zu investieren, wodurch die Bestie zwar nur äußerst selten und meist nur kurz im Bild zu erhaschen ist, die Animationen aber immerhin recht gelungen wirken. So kommt, wie damals bei Spielberg, anfangs oft nur eine Flosse an der Wasseroberfläche ans Tageslicht, um Spannung zu erzeugen. Doch erstaunlicherweise hält sich der „Große Weiße“ eine ganze Weile lang bedeckt, um den Spannungen an Bord des Rettungsbootes Raum zu überlassen. Dies ist mit Abstand die größte Schwäche von Great White – Hol tief Luft., denn gut geschrieben sind die Charaktere eher nicht. Man fragt sich auch sofort, was die schüchterne, nette Michelle an ihrem Arschlochfreund jemals gefunden haben kann. So dauert es dann doch erstaunlich lange, bis jemand über Bord geht und als Appetithappen endet.

Eine dauerhafte Gefahr, wie beispielsweise in The Shallows, dürft Ihr also nicht erwarten. Auch einige Logiklücken (Boote und Flugzeuge werden in Sekunden zum Kentern gebracht, ein blödes Schlauchboot über einen größeren Zeitraum aber nicht) muss man verknusen können, um an Great White – Hol tief Luft. Spaß zu haben. Gelingt einem dies, kommt aber immerhin unterm Strich solide Unterhaltung dabei heraus.

Bild- (2,40:1) und Tonqualität (Englisch und Deutsch in DD 5.1) sind top. Untertitel gibt es leider keine. Als Bonus gibt es Werbetrailer und ein Wendecover ohne FSK-Flatschen.

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