Solche Filme müssen ein Traum für alternde Profis wie Liam Neeson sein. Mit wenig Cast, einer kleinen Vater-Sohn-Story und der Toskana als Drehort, kann man sich als Schauspieler so richtig von all den Action-Scharmützeln der letzten Jahre erholen. Dazu noch ein Dreh mit dem eigenen Sohn, was will man mehr. Warum also nicht einmal ein Feelgood-Movie um ein Landhaus in Italien, das verspricht Sonne, Wein und charmante Situationen. Doch kann der Film auch abliefern? LEONINE bringt den Streifen nun frisch in die heimischen Wohnzimmer.

Originaltitel: Made in Italy

Regie: James D’Arcy

Darsteller: Liam Neeson, Micheál Richardson, Lindsay Duncan, Valeria Bilello

Artikel von Kai Kinnert

Der erfolgreiche Londoner Galerist Jack (Micheál Richardson) steht vor dem Ende seiner Ehe und Karriere: Denn seine Frau will auch die gemeinsame Galerie verkaufen. Um dies zu verhindern, will Jack das ehemalige Familiendomizil in der Toskana zu Geld machen. Dazu braucht Jack jedoch das Einverständnis seines Vaters Robert (Liam Neeson), von dem er sich jedoch seit dem Tod der Mutter entfremdet hat. Letztendlich machen sich die beiden doch gemeinsam auf die Reise nach Italien, um die seit Jahren leerstehende Villa zu verkaufen. Was sie dort jedoch vorfinden, ist ganz und gar nicht, was Jack erwartet hat. Das Haus ist in einem desolaten Zustand und eine eigenwillige lokale Handwerkertruppe soll es wieder auf Vordermann bringen. Doch dann begegnet Jack der jungen Köchin Natalia (Valeria Bilello), die zuerst mit köstlichem Essen aus ihrer Trattoria sein leibliches und bald auch sein seelisches Wohl ins Lot bringt. Während die Villa langsam wieder in altem Glanz erstrahlt, nähern sich auch Vater und Sohn wieder an.

Tja, was soll man sagen. Vielleicht was positives. Nun denn, also: man spürt Liam Neeson hier und da ein wenig an, dass er die Rolle wahrscheinlich nur deswegen annahm, weil es leichte autobiografische Züge in der Handlung gibt, mit deren Spiel Neeson den Tod seiner eigenen Ehefrau aufarbeiten konnte. Und weil er mit seinem Sohn Micheál Richardson spielen durfte, der mit dem Tod von Neesons Ehefrau seine Mutter verlor. Außerdem gibt es eine gelungene Einstellung, die einen gewissen Witz versprüht. Jack und Robert sitzen am Morgen auf der Terrasse des Familiendomizils in der Toskana und Jack kommentiert die schöne Landschaft mit einem Halbsatz. Das lässt Robert nicht kalt, denn er schätzt die malerische Schönheit der Toskana und beginnt mit einem kleinen Vortrag die hinter ihm liegende Landschaft künstlerisch zu analysieren. In dieser Einstellung sitzt Robert mittig und die Landschaft im Hintergrund rahmt Robert symmetrisch perfekt. Er beschreibt die Gegend ohne sich umdrehen zu müssen und seine Gesten treffen dabei blind die richtigen Fixpunkte im Hintergrund. Das ist eine witzige Idee und Neeson macht daraus einen guten Moment, von denen es leider nicht viele in diesem Streifen gibt.

Die Regie führte der Schauspieler James D’Arcy (Dunkirk, Cloud Atlas, Master & Commander), der auch das Drehbuch schrieb und mit dem Film sein Regiedebüt gab. Und da liegt der Hund begraben. Die Story ist ein alter Hut und es mangelt dem Film konstant an Charme, Frische und guter Kameraarbeit. Wenn man schon ein vorhersehbares Drehbuch hat, dann sollte man wenigstens mit einem Look arbeiten, der das Licht und die Landschaft der Toskana mit verschiedenen Brennweiten einfängt, die Schauspieler darin einbettet und so für eine angemessene Optik sorgt, die die ansonsten schlappe Inszenierung nach vorne bringt. Made in Italy ist ein kleiner Film, soweit kein Problem, aber der Look ist fast schon unverzeihlich günstig. Wie ein lascher TV-Film für´s Montagskino kommt der Streifen daher, wobei sämtliche Aufnahmen außerhalb der Dialoge nur schnell und amateurhaft aus der Hand abgefilmt worden sind. Da klemmt die GoPro am rostigen Mietwagen und die Karre rumpelt kurz über die Schlaglöcher Italiens, die Umgebung wird flott aus dem Fenster gefilmt und den Rest der Zeit verbringt man auf der Terrasse und in Innenräumen. Sicherlich eine Kostenfrage, aber deswegen muss man nicht auf Ideen und ein künstlerisches Konzept verzichten. Die Einstellung mit Liam Neeson, wie er die Landschaft hinter sich beschreibt und dabei perfekt im Bild sitzt, ist so eine gute Idee…doch leider ist es tatsächlich die einzige im gesamten Film.

Made in Italy ist witzlos, vorhersehbar, lahm im Timing und fahrlässig unkreativ in der Kameraführung. Liam Neeson spielt routiniert und Micheál Richardson bleibt unauffällig. Die größte Spannung bezieht der Film aus dem Zusammenspiel zwischen Neeson und Richardson, die als Jack und Robert in der Toskana die Trauer über den Tod der Ehefrau und Mutter überwinden und so wieder zueinander finden. Doch leider macht der Film nichts daraus…schade eigentlich.

Das Bild der uns vorliegenden DVD ist gut, der Ton ebenso. Als Extras gibt es Liam Neeson und Micheál Richardson im Gespräch mit James D’Arcy, Valeria Bilello und Micheál Richardson im Gespräch mit James D’Arcy und den deutschen Trailer.

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