Wenn jemand einen Film über ein Waffensystem im Vietnamkrieg machen kann, dann wohl John Milius. Der Mann wollte damals unbedingt zur Navy und in den Vietnamkrieg ziehen, wurde aber wegen leichtem Asthma abgelehnt. Stattdessen schrieb er sich auf einer Filmschule ein und freundete sich mit George Lucas an, traf auf Coppola, schrieb später an Dirty Harry und Magnum Force, Apocalypse Now, drehte Farewell to the King, Conan – Der Barbar und Die Rote Flut. Abenteuer und Action liegen Milius, der Krieg hat ihn nie losgelassen. Beim Drehbuch von Flug durch die Hölle muss Milius feuchte Hände bekommen haben, denn hier geht es um Vietnam und den A-6-Bomber, um Männer im Einsatz. PARAMOUNT PICTURES brachte den feuchten Waffentechniktraum nun frisch auf Blu-ray heraus.

Originaltitel: Flight of the Intruder

Regie: John Milius

Darsteller: Danny Glover, Willem Dafoe, Brad Johnson, Rosanna Arquette

Artikel von Kai Kinnert

Danny Glover („Lethal Weapon“) spielt Commander Frank Camparelli, den kampferfahrenen Flugstaffel-Führer auf einem Flugzeugträger während des Vietnamkrieges. Brad Johnson („Always“) ist Pilot Jake Grafton, ein desillusionierter junger Überläufer, der auf Rache sinnt. Willem Dafoe („Spiderman“) ist der zynische, aufs Bomben versessene Schütze Cole, von Grafton für einen unerlaubten Einsatz hinter den feindlichen Linien rekrutiert. Das Ziel: ein Raketendepot in Hanoi. Das Flugzeug: der A-6 Bomber, ein Tiefflieger ohne Verteidigungswaffen. Das Risiko: das Militärgericht unter Leitung von Commander Camparelli … falls sie lebend zurückkehren.

Der A-6-Bomber. Darum geht’s. Das Ding durch die Abwehr fliegen (der Tiefflieger hat keine Verteidigung), fiese Bomben abwerfen und ab die Kiste. Es gibt zwar eine Story drumherum, aber ohne die A-6 und den Krieg gäbe es keine Action und so ist das Flugzeug und sein Einsatz Dreh- und Angelpunkt der Story. Kern sind die vielen sinnlosen Missionen ohne Erfolg, Bomberziele, bei denen es nach Abwurf der Ladung keine Folgeexplosionen gab. Dafür aber schweren Beschuss und Lebensgefahr. Die größte Gefahr für die A-6 sind die SAM Raketen des Vietcong und so plant Pilot Jake Grafton einen privaten Angriff auf das Zentrallager in Hanoi, im Tiefflug direkt ins Herz des Feindes also, um so die anstehenden Friedensverhandlungen zu beschleunigen und das große Sterben zu reduzieren.

Und so sind das auch die besten Szenen des Films. Autor Stephen Coonts, der für diesen Film seinen gleichnamigen Roman zum Drehbuch umschrieb, war selber A-6 Pilot im Vietnamkrieg und später Fluglehrer auf der Maschine. Dank seiner Fachkenntnis sind die Szenen mit der A-6 stets technisch versiert und spannend geschrieben, die Nummern sind ein Heimspiel für John Milius, der sich für die Dreharbeiten bei einer dankbaren US NAVY aus dem Equipment bedienen durfte. Neben echten Flugszenen mit der A-6 gibt es auch noch einen Flugzeugträger samt Besatzung, der mit Start- und Landesequenzen und auf Fahrt optisch gekonnt eingefangen wird. In Sachen Dynamik und Konflikt ist Milius filmisch am Besten, hier gelingen ihm Actionszenen, die auch noch nach 30 Jahren spannend sind. Kein Wunder, denn Coonts wusste ja, was er schrieb.

Doch der Streifen beginnt in dieser Sache mit einem Schreck. Die Action in den ersten Minuten sieht alles andere als gut aus, viel Modelltrick und eine günstige Green Screen demonstrieren das Alter des Films, dazu gesellt sich eine relativ schlechte Inszenierung im wackelnden Hydraulik-Cockpit. Die Stimmung hellt sich aber sogleich wieder auf, denn der Flugzeugträger und der Landeanflug der echten A-6 kommen ins Spiel, dazu Danny Glover als Commander Frank Camparelli, der hier gekonnt und zackig aufspielt. Aber auch Willem Dafoe ist in guter Form, ebenso Brad Johnson als Jake Grafton, der in einer Romanreihe von Stephen Coonts noch weitere Actioneinsätze erleben sollte. So sind es auch die guten schauspielerischen Leistungen, die den Streifen außerhalb der Action in seiner ansonsten irgendwie behäbigen Rahmenhandlung aus Kriegstrauma, der Begegnung mit einer Frau und einer Militärgerichtsverhandlung zusammenhalten.

Flug durch die Hölle ist ein alternder Militärfilm, bei dem es technisch und in der Anwendung der A-6 korrekt zu geht. Der Streifen erlahmt etwas, sobald man sich außerhalb des Cockpits aufhält und die lustige Kneipenschlägerei, in die Grafton und seine beiden Kameraden geraten, wirkt doch eher wie der sentimentale Traum eines John Milius, der in Vietnam auch gerne Kneipenschlägereien erlebt hätte. Da wirkt der Film wie eine Alt-Herren-Erinnerung an einen Krieg, der so wohl auch seine amüsante Seite hatte. Trotzdem, die spätere Action im Flieger ist spannend gemacht und sorgt so, auch dank seiner guten Besetzung, für passende Unterhaltung in einem ansonsten nicht rund ausgewogenen Film. Fans von Kampfflugzeugen und John Milius sollten einen Blick wagen.

Das Bild (2,39:1 / 1080p) der Blu-ray ist gut, der Ton (Deutsch, Japanisch & Französisch in Dolby Digital 2.0 / Englisch in DTS-HD Master Audio 5.1) ebenso. Untertitel in den jeweiligen Sprachen sind optional enthalten. Extras gibt es leider keine.

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