Hier ist er, der perfekte Pärchenfilm. Ihr glaubt mir nicht? Aber auf dem Cover steht doch „Downton Abbey meets Evil Dead“ – da werden doch zwei völlig verschiedene Geschmacksrichtungen zufriedengestellt. So eine Art Erdbeeren mit Cayennepfeffer in Filmform. ILLUSIONS UNLTD. FILMS haben, in Zusammenarbeit mit INDEED FILM, dieses ungewöhnliche Werk, welches mit nur 22.000 Britischen Pfund Budget auskommen musste, ungekürzt in fünf verschiedenen Covervarianten auf den Markt gebracht. Wir haben für Euch geprüft, ob der Film wirklich für einen romantisch-splatterigen Abend auf der heimischen Couch mit dem Partner taugt.

Regie: Jack McHenry

Darsteller: Jessica Webber, Tom Bailey, Margaret Clunie, Timothy Renouf, Charlie Robb

Artikel von Christian Jürs

Was tun, wenn man als junger Filmemacher zwar über Talent, Ideen und genügend Enthusiasmus verfügt, es am nötigen Kleingeld jedoch hapert? Kommt man aus Deutschland, so könnte man sich an die Filmförderung wenden, aber dann kann man auch gleich sein gesamtes Geld am Roulettetisch auf die Null setzen. Die Chance, hier etwas Kohle abzustauben, dürfte größer sein als bei den hiesigen, korrupten Filmfördervereinen hausieren zu gehen. Der britische Filmemacher Jack McHenry, der bislang nur den Kurzfilm Dungeon of Vampire Nazis vorzuweisen hatte, nutzte eine Kickstarterkampagne und konnte so immerhin gut 20.000 Pfund zusammenkratzen, die er weise in den hier vorliegenden Film investierte.

Offenkundig ist McHenry ein Horrorfilmfan, der sich von Werken wie Tanz der Teufel oder auch Night of the Demons inspirieren ließ. Eine bloße Kopie dieser Genreklassiker lieferte er glücklicherweise aber nicht ab, sondern schuf etwas ganz eigenes. Angesiedelt ist seine Geschichte in den 1930ern. Optisch lässt er Here comes Hell wirken wie ein Werk aus eben dieser Epoche. Im heute ungewöhnlichen Bildformat 1,33:1 und zudem noch in schwarz/weiß, betritt gleich zu Beginn ein Ansager (Jasper Britton) die Bühne, um das Publikum nicht nur herzlich willkommen zu heißen, sondern auch eine Warnung auszusprechen, dass der folgende Film Bilder von grausamer Gewalt bieten würde. Wer über einen empfindlichen Magen oder ebensoein Gemüt verfüge, der möchte doch bitte gehen. Allen übriggebliebenen Zuschauern, zu denen auch ich gehörte, wünscht er dann „Viel Spaß beim Film ihrer Wahl“ (oder so ähnlich).

Danach gibt es einen schicken, im alten Stil und mit passender, ebenso altmodischer Musik unterlegten, Vorspann, gefolgt von der Vorstellung unserer fünf Hauptcharaktere. Victor (Charlie Robb), ein nichtsnutziger, reicher Erbe, der das Geld seines verstorbenen Vaters zumeist in Reisen und Parties investiert, hat ein teures, aber baufälliges Anwesen erworben, in welches er seine vier besten Freunde zu einem gemeinsamen Wochenende lädt. George (Tom Bailey), Sohn eines erfolgreichen, texanischen Geschäftsmannes, reist mit dem Zug an. Im Gepäck eine Flasche starker Fusel und eine Knarre (halt so, wie es sich für einen echten Texaner gehört). Optisch erinnert er frappierend an Josh Brolin, aber das nur nebenbei. Seine große Liebe, Christine (Margaret Clunie), die ihn jedoch verschmäht, ist ebenso auf dem Weg und zu guter Letzt die ergeizige Schriftstellerin Elizabeth (Jessica Weber) mit ihrem schnöseligen Verlobten Freddie (Timothy Renouf), der selbstverständlich über ein Automobil und eine ekelhaft arrogante Art verfügt.

In der Baugrube in Form eines Herrenhauses angekommen, ist die Freude über die schäbige Behausung zunächst nicht allzu groß. Auch das abendliche Dinner, welches Victor selbst in der Küche fabriziert hat, sorgt nicht für Jubelschreie bei den Anwesenden. Immerhin ist der Weinkeller gut bestückt. Doch der Gastgeber hat noch ein As im Ärmel, in Form eines Überraschungsgastes. Auftritt Madame Bellrose (Maureen Bennett), ein Medium, tritt herein, um eine Séance mit den Anwesenden abzuhalten. Ziel ist es, mit dem Geist von Ichabod Quinn (Nicholas Le Prevost) aufzunehmen, dem einst das Anwesen gehörte und der allerlei okkulten Mumpitz dort veranstaltete. Was selbstredend von den Anwesenden belächelt wird, entwickelt sich schnell zum Albtraum, als Madame Bellrose mit fremder Stimme spricht und plötzlich zu einer mordenden, besessenen Bestie mutiert…

Here comes Hell lässt sich gut die Hälfte seiner Spieldauer Zeit, uns die fünf Freunde vorzustellen. Obwohl die Gesamtlaufzeit gerade einmal 80 Minuten beträgt, sind besagte 40 Minuten ein wenig zuviel des Guten, denn gar simpel gestickt sind die Figurenzeichnungen. Man muss kein Genie sein, um zu erahnen, wer hier den bösen Wesen zum Opfer fällt und wer sich als starker Charakter mit Überlebenswillen herausstellt, zumal vor allem der schnöselige Freddie nicht unbedingt sympathisch daher kommt und man ihm ein baldiges Ableben wünscht. Selbstredend wird man in dieser Hinsicht nicht enttäuscht.

Wenn dann aber die Hölle losbricht, kann sich der Genrefreund trotz niedrigstem Budget an einer, zwar nicht allzu gorigen, aber durchaus originellen Schlachtplatte erfreuen. Neben dem bereits erwähnten, altmodischen Look der Dreißiger, fährt Regisseur Jack McHenry allerlei schräge Kameraeinstellungen und Regieideen auf, die einen Sam Raimi, dessen Arbeit hier eindeutig als Vorbild gedient haben, stolz machen dürften. Ob Dämonen mit zertrümmerten Schädeln, die quasi blind durch die Gegend eilen oder Personen, die mir nichts, dir nichts auf Däumlingsgröße schrumpfen, ob Nebelschwaden oder sich öffnende Dimensionstore auftauchen, hier wird aufgefahren, was das schmale Budget hergibt. Erstaunlich, wie gut dabei der Großteil der Effekte ausschaut.

Fazit des Ganzen ist, dass es sich hier zwar mitnichten um einen späteren Genreklassiker handeln wird, dafür ist der Einstieg etwas zu lang geraten und die Figuren zu beliebig. Trotzdem ist der Debutlangfilm von Jack McHenry äußerst sehenswert geraten, da man das mäßige Drehbuch mit vielen originellen, filmischen Elementen ordentlich aufwertet. Der kleine Cast spielt ziemlich gut und auch in Sachen Synchronisation scheinen sich ILLUSIONS UNLTD. Films und Indeed Film nicht lumpen gelassen haben, denn die ist erstaunlich gut geworden. Da habe ich bei größeren Verleihern schon deutlich Schlechteres gehört.

Here comes Hell ist in fünf verschiedenen, optisch äußerst ansprechenden, limitierten Mediabookvarianten (Blu-ray und DVD) erschienen. Bild- und Tonqualität (Deutsch und Englisch) sind sehr gut. Untertitel in beiden Sprachfassungen sind optional enthalten. Im Bonusmaterial befinden sich drei kurze Featurettes, Interviews und diverse Trailer. Als besonderes Schmankerl befindet sich der Kurzfilm Dungeon of Vampire Nazis in englischer Sprache (wahlweise mit UT) ebenfalls im Bonusbereich. Dieser lässt bereits die wilden Regieeinfälle Jack McHenrys erahnen, kommt jedoch wesentlich alberner und trotz seiner kurzen Laufzeit von 16 Minuten relativ geschwätzig daher. Im Cast sind hier bereits Tom Bailey und Margaret Clunie dabei. Im Inneren der Box befindet sich zudem ein stabiles Booklet mit einem Text von Thorsten Hanisch, einem Interview mit dem Regisseur, sowie diversen Fotos und Storyboardzeichnungen.

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