Diesen Klassiker der Screwball-Comedy habe ich zuletzt vor 12 Jahren gesehen. Ich kaufte mir den Streifen damals für meine Sammlung und sah ihn mir an dem Tag auch noch einmal an, denn für mich war es bis dato einer der witzigsten Billy-Wilder-Filme, eine Volldampf-Vorstellung aller nur denkbaren Klischees und Vorurteile, hier bekam jeder mit Verve sein Fett ab. Kapitalisten, Kommunisten, Männer und Frauen, Deutsche, Amerikaner und Russen…hier wurde alles Mögliche persifliert und karikiert. „Sitzen machen!“ ist so eine Textzeile für die Ewigkeit, gespielt von einem fulminanten James Cagney, der hier wahrscheinlich die beste und witzigste Vorstellung seiner Karriere ablieferte. Aber auch James Cagney wäre nicht so gut gewesen, gäbe es da nicht die tollen Nebenfiguren, die die Spritzigkeit des Streifens erst möglich machten. Eins, zwei, drei ist ein Potpourri an straffen Dialogen, flottem Timing und treffendem Witz…soweit meine Erinnerung an diesen Film. KOCH FILMS brachte den Steifen nun auf Blu-ray und DVD Neuauflage mit interessanten Extras heraus. Doch ist der Streifen heute noch immer so gut… oder reicht lieber die Erinnerung daran, dass Billy Wilder ein talentierter Regisseur war?

Originaltitel: One, Two, Three

Regie: Billy Wilder

Darsteller: James Cagney, Horst Buchholz, Pamela Tiffin, Arlene Francis, Liselotte Pulver, Hanns Lothar

Artikel von Kai Kinnert

C.R. MacNamara (James Cagney), ein amerikanischer Top-Manager in West-Berlin, soll auf die Tochter seines Chefs aufpassen, während sie in der Stadt Urlaub macht. Doch 24 Stunden bevor ihre Eltern kommen, um sie wieder abzuholen, findet MacNamara heraus, dass Scarlet heimlich einen feurigen, jungen Kommunisten aus Ost-Berlin geheiratet hat. Was nun? Klare Sache: Wenn er seine Karriere nicht ruinieren will, muss Mac im Eiltempo einen wilden Kulturbolschewiken in einen vorzeigbaren Schwiegersohn verwandeln. Und bevor man „eins, zwei, drei“ sagen kann, droht sein furioser Plan schwere internationale Konflikte auszulösen: mit den Russen, den Deutschen und – am schlimmsten – mit seiner eifersüchtigen Frau.

Nicht jeder Film altert gut. Manchmal ist es einfach besser, Filme, die man früher super fand, heute nicht mehr zu sehen. Doch Eins, Zwei, Drei gehört nicht zu diesen Kandidaten. Der Streifen ist auch heute noch ein Quell der guten Laune. Billy Wilder hat mit diesem Film wahrlich ein kleines Meisterstück der zeitlos guten Komödie inszeniert, die zugleich auch noch ein filmisches Zeitdokument Berlins und des Kalten Krieges ist. Die Crew drehte vor Ort in Berlin und wurde dabei vom Mauerbau überrascht, was dazu führte, dass man die Szenen am Brandenburger Tor in München auf dem Gelände der Bavaria drehen musste. Und auch das am Ende die Pepsi-Flasche ins Bild gehalten wird, ist einem Anruf von Pepsi bei Billy Wilder zu verdanken.

Es macht einfach Spaß, mit diesem 60 Jahre alten Film erneut einen Filmabend zu gestalten. Neben den Aufnahmen des Berlins von 1961, ist der Streifen derart spielfreudig und gekonnt besetzt worden, dass es eine Freude ist. Selbst die kleinsten Rollen haben Charakter und eine eigene Komik, hier ist alles ausgefeilt und straff durchdacht. Da ist Schlemmer (Hanns Lothar), der Hacken knallende Assistent MacNamaras, da ist die Ehefrau MacNamaras (Arlene Francis), die ihren Ehemann stets mit „Mein Führer“ anredet, da ist Liselotte Pulver als MacNamaras Sekretärin, die hier souverän und selbst-persiflierend erotisch Aufspielt, eine Glanzrolle für Liselotte Pulver, da sind am Ende die vielen Herrenausstatter, die aus dem Kommunisten Otto einen adligen Kapitalisten machen sollen, der Maler, der während der Fahrt aus dem Autofenster hängt und das Familienwappen auf die Tür malt, dann die drei feier-freudigen Russen und der Toiletten-Baron, der verarmte Adlige, der ein Pissoir betreut und Otto adoptieren wird. Zusammengehalten wird der ganze Spaß durch einen atemlos spielenden James Cagney und einer Kuckucksuhr, die stündlich die amerikanische Flagge zeigt und eine wichtige Rolle spielt. Sogar Requisiten haben ihre durchdachte Funktion in der Handlung. Billy Wilder zeigt, wie alles im Film, Mensch und Material, die Story vorantreiben kann. Das ist gutes Screwball-Kino, das ist gekonnte Regiearbeit, so sollte man Filme drehen. Leicht und fokussiert zugleich, straff, treffend und ohne Zeitverschwendung. Eins, Zwei, Drei eben, ZackZack, Hacken knallen und ab!

Eins, Zwei, Drei ist noch immer ein witziger Film, ein echter Klassiker der Screwball-Comedy, der mit viel Feuer im Dialog und viel Liebe zu seinen Figuren inszeniert wurde. Wer seine Sammlung mit einem Billy-Wilder-Film aufhübschen möchte, ist mit diesem Streifen gut beraten.

Das Bild der vorliegenden Blu-ray ist sauber und makellos, der Ton ist gut. Als Extras gibt es Berliner Lektionen, Billy Wilder im Gespräch mit Hellmuth Karasek. Dieses Extra geht 97 Minuten und auch hier zeigt Billy Wilder, wie gut er Pointen bringen kann. Außerdem gibt es das Extra Schlöndorff & Wilder, Billy Wilder über Politik, den deutschen Vorspann, den deutschen Kinotrailer, den englischen Kinotrailer und eine Bildergalerie.

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