Kommt nach dem 80er Revival, welches Stranger Things ausgelöst hatte, nun das Wiederbeleben des Slashers der 90er Jahre? Neben der Netflix Produktion Fear Street, deren erster Teil „1994“ Bezug auf das damals so beliebte Genre nahm, wirbt das Cover des vorliegenden Films mit dem Spruch „Scream für die Generation Z“, wobei das erwähnte Franchise demnächst auch in die bereits fünfte Runde (Serienableger nicht mitgerechnet) geht. Erstaunlicherweise kann Initiation, wie der Film, den uns SQUAREONE ENTERTAINMENT in Kürze im Heimkino präsentiert, viel mehr als nur einen bloßen Slasher-Klon aufs Parkett zu legen. Worin genau die Qualitäten des Streifens liegen, klären wir im Artikel.

Originaltitel: Initiation

Regie: John Berardo

Darsteller: Lindsay LaVanchy, Isabella Gomez, Shireen Lai, Lochlyn Munro, Yancy Butler, Gattlin Griffith

Artikel von Christian Jürs

Eine äußerst beliebte Location für einen US-Teenie-Horrorfilm ist das Universitätsgelände, samt Studentenverbindung. Ob Scream 2, Düstere Legenden, Blutweihe oder Schundstreifen wie Sorority Babes in the Slimeball Bowl-O-Rama (ja, den gibt´s wirklich und er heißt hierzulande langweilig Beast You!), immer wieder hetzte ein Killer „unschuldige“ Studenten und Studentinnen zu Tode. Auch in Slayed – Wer stirbt als nächstes? geht ein unbekannter, maskierter Killer auf einem Campusgelände seinem blutigen Treiben nach. Doch entgegen dem Großteil einschlägiger Genreproduktionen, baut man hier zunächst eine Geschichte auf, deren Ausgangsposition erst später (ungefähr ab Minute 30), zu besagten Morden führt.

Alles beginnt mit einer ausgelassenen Party, die die Bruderschaft Sigma Nu Pi, in ihrem Haus auf dem Campusgelände der Whiton Universität, ausrichtet. Natürlich sind einige der Studenten nicht ganz selbstlos, als sie die weiblichen Campusbewohner einladen. Betrunken machen und flachlegen lautet stattdessen die Devise, die insbesondere von Beau Vaughn (Gattlin Griffith) und seinen Freunden ausgelebt wird. Ellery Scott (Lindsay LaVanchy), die gerade ein Praktikum in einem Labor absolviert, ahnt von den Absichten der Jungs und mahnt ihre Freundinnen, aufeinander Acht zu geben. Bei einer Runde Bier-Pong jedoch vergessen die Mädels ihre guten Vorsätze und so landet die bis zur besinnungslos betrunkene Kylie (Isabella Gomez) tatsächlich im Schlafzimmer der Jungs, wo sie von Ellery schließlich vorgefunden wird. Dass ihr Bruder Wes (Froy Gutierrez), der der Bruderschaft angehört, sich ebenfalls in diesem Raum befindet, macht die Situation nur noch schlimmer. Kylie vermutet, dass man sie in dieser Nacht sexuell missbraucht hat, traut sich jedoch nicht, zur Polizei zu gehen. Stattdessen scheint ein maskierter Killer plötzlich für Gerechtigkeit sorgen zu wollen, als nach und nach die Jungs aus besagtem Zimmer das Zeitliche segnen…

Was nach 08/15-Slasher in der Beschreibung klingt, ist in der Realität wesentlich besser, als erwartet. Nicht umsonst lässt sich der Film eine halbe Stunde Zeit, um sowohl Tatmotiv, als auch potentielle Täter und Opfer vorzustellen. Passend dazu, serviert uns der Film diesmal keinen sabbernden Irren, sondern jemanden, der einen guten Grund für seine Taten besitzt. Die jungen Darsteller spielen überzeugend und werden von ein paar alten Hasen unterstützt. So gibt es ein Wiedersehen mit Yancy Butler, die einst von Jean Claude Van Damme in Hard Target – Harte Ziele beschützt werden musste, ehe sie sich in die Drop Zone begab. Auch Lochlyn Munro, der damals bei Freddy vs. Jason am Start war und zuletzt neben Bruce Willis und Frank Grillo im Oberheuler Cosmic Sin gelangweilt durch Anwesenheit glänzte (wofür er sich hoffentlich schämt), gibt hier sein Stelldichein als schmieriger Leiter der Universität, der am Liebsten alles Geschehene unter den Tisch fallen lassen würde.

Optisch überzeugt der Film, dessen jugendliche Hauptfiguren, wie im wahren Leben, sämtliche Kommunikation über das Smartphone laufen lassen, mit Texteinblendungen, die stylisch ins Bild integriert wurden. Diese sind in der deutschen Fassung gut lesbar untertitelt worden, was ein Segen ist, denn wer nur über ein kleines TV-Gerät verfügt oder gar über sein Laptop Filme goutiert (ein furchtbarer Gedanke), der muss seine Augen ordentlich anstrengen, so klein geriet teilweise die Schrift. Die Angriffe des Killers sind dafür atmosphärisch und trotz FSK 16-Freigabe ordentlich saftig geraten. Bloody hell.

Uns lag zur Rezension die Blu-ray Variante vor, die mit gestochen scharfem Bild (2,35:1 / 16:9) und sauberer Tonqualität (Deutsch und Englisch in DTS-HD Audio Master 5.1) punkten kann. Untertitel für Hörgeschädigte sind vorhanden. Im Bonusbereich befinden sich, neben dem Trailer, noch zwei Featurettes über den Dreh. Ein Wendecover ohne FSK-Flatschen ist ebenfalls vorhanden.

Wer auf der Suche nach einem ordentlichen Slasher ist und sich über die dümmlich agierenden Teenager in der Netflix-Produktion Fear Street 1994 geärgert hat, der sollte dieser kleinen Produktion, die uns SquareOne Entertainment serviert, eine Chance geben. Ich jedenfalls war positiv überrascht, dass hier nachvollziehbar handelnde Jugendliche gezeigt werden. Ach ja, die Schlusspointe ist auch super.

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