2018 landete Regisseur, Autor und Schauspieler John Krasinski mit A QUIET PLACE eine weltweiten Kino-Hit. Das Creature-Feature mit originellem Sounddesign und dem Spiel der Geräuschlosigkeit lockte nicht nur ein großes Publikum in die Kinos, sondern bekam auch durch die Bank positive Kritiken, so dass eine Fortsetzung schnell beschlossene Sache war, die aufgrund der Corona-Pandemie allerdings erst mit etwas über einem Jahr Verspätung in die deutschen Kinos gelangte. Nun steht der Heimkino-Start von A QUIET PLACE 2 (2020) bevor und wir verraten euch, ob das Konzept auch ein zweites Mal funktioniert.

Originaltitel: A Quiet Place: Part II

Drehbuch & Regie: John Krasinski

Darsteller: Emily Blunt, Millicent Simmonds, Cillian Murphy, Noah Jupe, John Krasinski, Djimon Hounsou…

Artikel von Christopher Feldmann

Horrorfilme, die das Publikum mit kreativen Ideen oder gar originellen Konzepten überraschen, sind mittlerweile eine echte Seltenheit geworden. Zwischen farblosen Remakes bekannter Titel, dem x-ten Geisterbahngrusel aus dem Hause Blumhouse Productions und reichlich Grabbeltischware war John Kransinskis A QUIET PLACE (2018) eine echte Wohltat. Die Prämisse um gefräßige Alien-Monster in einem fast schon apokalyptischen Szenario, die dem Gehör nach Jagd auf Menschen machen, erwies sich als Volltreffer. Durch den Verzicht auf eine dominierende Geräuschkulisse und ein packendes Sounddesign kreierte der Film eine ganz eigene Spannung, die dafür sorgte, dass sich in den Kinosälen niemand traute, mit der Popcorn-Tüte zu rascheln. Nun versuchte man, mit einer Fortsetzung die Geschichte weiterzuspinnen, was mich eher skeptisch stimmte, sind Versuche, solche gelungenen Ideen zu wiederholen, doch zu oft gescheitert. Allerdings wurde ich eines besseren belehrt, denn A QUIET PLACE 2 (2020) punktet nicht nur mit reichlich Spannung, sondern auch mit einem interessanten Ausbau der filmischen Realität.

Handlung:

Die tödliche Gefahr durch die ebenso grausamen wie geräuschempfindlichen Kreaturen ist noch immer allgegenwärtig. Jeder noch so kleine Laut könnte ihr letzter sein. Evelyn (Emily Blunt) ist mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Jupe) und dem Baby nun auf sich allein gestellt. Weiterhin muss die Familie ihren Alltag in absoluter Stille bestreiten. Als sie gezwungen sind, sich auf den Weg in das Unbekannte aufzumachen, merken sie schnell, dass hinter jeder Abzweigung weitere Gefahren lauern. Eine lautlose Jagd beginnt …

Der Prolog des Films wirft uns erst mal eine ganze Weile zurück und schildert die Ankunft und somit die erste Attacke der außerirdischen Wesen, was auch zu einem Wiedersehen mit Regisseur und Autor John Krasinski führt, der ja im Vorgänger bekanntlich das Zeitliche segnete. Daraus resultiert eine actionreiche und ungeheuer fesselnde Sequenz, in der die Familie Abbott versucht, den gefräßigen, spinnenartigen Monstern zu entkommen, während die Stadt ins blanke Chaos gestürzt wird. Für einen Film, der besonders mit Stille arbeitet, ein ungewohnt krachendes, nervenaufreibend in Szene gesetztes Opening, welches immer wieder in die Perspektive der gehörlosen Regan wechselt, was dem Ganzen einen besonderen Reiz gibt. Der eigentliche Plot knüpft nahtlos an den des Erstlings an, die Familie, angeführt von Emily Blunt muss einen neuen Zufluchtsort finden. Der bisherige ist abgebrannt, Vater Lee ist tot und ein Neugeborenes gilt es möglichst geräuschlos zu transportieren. Nicht gerade rosige Aussichten.

Ab diesem Moment steht das Sequel vor einer besonderen Herausforderung. Zwar soll der Film deutlich mehr bieten als der klaustrophobische Vorgänger und trotzdem die Geschichte konsequent fortführen, sich allerdings auch nicht wiederholen und bereits gesehenes recyceln oder gar aufwärmen. Ein Balanceakt, den Regisseur Kransinski überraschenderweise ganz gut meistert. Mit der Suche nach einem neuen Unterschlupf, öffnet der Film seine eigene Welt und löst sich erfreulicherweise von seinem ursprünglich beengten Setting. Das sorgt für zahlreiche spannende Momente, befinden sich die Abbotts doch nun gewissermaßen auf dem Silbertablett. Jedes Geräusch kann die gehörlosen Monster auf den Plan rufen und wenn Sprössling Marcus plötzlich in eine Bärenfalle tritt und die Schmerzensschreie nicht mehr zurückzuhalten sind, dann sitzt man als Zuschauer schnell auf der Sitzkante. A QUIET PLACE 2 erzeugt eine ganze Reihe gelungener, intensiver Szenen, kommt aber nicht ohne geringfügige Schwächen aus. Manche Momente oder Entwicklungen wirken immer wieder etwas arg forciert, etwa wenn Marcus in einer längeren Sequenz in lebensbedrohliche Schwierigkeiten gerät oder Regan plötzlich das Zepter in die Hand nimmt und alleine nach Möglichkeiten sucht, der Bedrohung zu entfliehen. Hier geht ab und an etwas die Plausibilität flöten, weshalb das Sequel nicht ganz so aus einem Guss wirkt wie der Erstling aber immer noch spannende Genrekost darstellt.

Das Drehbuch ist allerdings geschickt darin, seine Macken mit den Stärken der Charaktere zu kompensieren. Emily Blunts Figur rückt überraschenderweise etwas in den Hintergrund, womit den Kindern, besonders Regan, mehr Raum gegeben wird. Dieser geschickte Perspektivwechsel wertet den Film wirklich auf, denn das taube Mädchen mausert sich glaubhaft zur starken Persönlichkeit, die den Großteil des Films wirklich tragen kann. Weil aber auch sie nicht ohne einen männlichen Vater-Ersatz auskommt, wurde ihr Cillian Murphy als Emmett zur Seite gestellt, der neben ihr die stärkste Figur ist. Seine Motivationen bleiben schleierhaft, seine Absichten undurchsichtig und bis zum Ende hin weiß man nicht genau, ob man hier Freund oder Feind vor sich hat. Murphy spielt hervorragend und verleiht der Figur eine gewisse Ambivalenz. Das Duo würde sich perfekt für einen weiteren Film im A-QUIET-PLACE-Universum eignen. Generell liefern alle Darsteller gute bis sehr gute Leistungen ab, allen voran Millicent Simmonds, der wohl mehr als Cameo angedachte Djimon Hounsou bleibt lediglich etwas überflüssig aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Inszenatorisch kann man Krasinski, der im wahren Leben mit Emily Blunt verheiratet ist, nichts vorwerfen. Das Multitalent weiß ganz genau, wie er an der Spannungsschraube drehen muss, um den gewünschten Effekt zu erzielen, die Bilder sind einprägsam und das Sounddesign kann wieder vollends überzeugen. Ein Beweis dafür, dass gewisse Ideen auch ein zweites Mal funktionieren, wenn man geschickt mit ihnen umgehen kann. Der einzige Wehrmutstropfen, ist die Darstellung der Monster. Diese sehen auch dieses Mal recht digital aus und sind etwas omnipräsent. Hier konnte der erste Teil etwas mehr Punkte sammeln aber da das Creature-Design nun mal aus dem Sack ist, büßt das Sequel etwas an Horror-Feeling ein.

Bereits ab dem 07. September gibt es A QUIET PLACE 2 digital zu kaufen. Sammler müssen sich bis zum 30. des Monats gedulden, dann erscheint die Fortsetzung über Universal Pictures Home Entertainment auf Blu-ray und DVD. Wer es gerne etwas edler mag, kann auch alternativ zum Steelbook greifen, das es neben der Blu-ray-Variante auch als 4K-Version gibt. Bild- und Tonqualität des vorliegenden Pressemusters sind hervorragend, im Bonusmaterial findet ihr unter anderem mehrere Featurettes, unter anderem zur Tongestaltung und ein Tagebuch des Regisseurs, der Einblicke in den Dreh gewährt.

Fazit:

Normalerweise sind Sequels ihren Vorgängern unterlegen, das Höher-schneller-weiter-Prinzip funktioniert oft weniger gut. A QUIET PLACE 2 (2020) ist das eine wohlige Ausnahme. John Krasinski lieferte eine überaus gelungene Fortsetzung zu seinem Überraschungshit ab, die die Welt konsequent erweitert, den Figuren mehr Raum gibt und in Sachen Spannung einmal mehr überzeugt. Kleine Schönheitsfehler muss sich der Film trotzdem vorwerfen lassen, unterm Strich lohnt sich das Creature-Feature aber allemal.

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