Das ist mal ein starkes Stück. Immer wenn man meint, das sich zur Zeit nichts filmisch auf dem Markt tut, kommt das südkoreanische Kino daher und erfreut mit kompakten, wendigen Geschichten – in diesem Fall mit einer wahren Geschichte. Der NDR Reporter Jürgen Hinzpeter (Thomas Kretschmann) bewies 1980 den richtigen Riecher und lies sich von einem Taxifahrer zu einer Demonstration in Gwangju fahren, bei der das Volk gegen die damaligen Militärdiktatur Südkoreas auf die Straße ging. Hinzpeter wurde der Journalist, der das brutale Vorgehen des Militärs festhielt und so den Wechsel des Landes von einer Diktatur in eine Demokratie dokumentierte. Dafür wurde er später mit einem Orden ausgezeichnet. Doch ohne seinen Taxifahrer, fulminant gespielt von Kang-ho Song (Parasite, 2019), wäre die Reportage damals nicht möglich gewesen. KOCH FILMS brachte den Streifen nun für den heimischen Markt heraus.

Originaltitel: Taeksi woonjunsa

Regie: Hun Jang

Darsteller: Kang-ho Song, Thomas Kretschmann, Hae-jin Yoo, Ryu Jun-Yeol, Jeong-eun Lee

Artikel von Kai Kinnert

Seoul, 1980: Für seine Tochter tut der verwitwete und hart arbeitende Taxifahrer Kim alles. Doch auf der Jagd nach einem besonders lukrativen Gast stolpert der unbedarfte und politisch wenig interessierte Kim auf die Bühne der Weltgeschichte. Die Höchstsumme, die ein deutscher Journalist für eine Fahrt von Seoul nach Gwangju zu zahlen bereit ist, hat nämlich ihren Grund: Die Stadt ist nach offenen Konfrontationen zwischen Demonstranten und Staatsmacht zur verbotenen Zone erklärt worden. Es beginnt ein irrwitziger und gefährlicher Trip ins Herz der Unruhen, der die beiden ungleichen Männer für immer zusammenschweißen wird.

Groß und teuer war die Nummer nicht. Regisseur Hun Jang hält seinen Film dicht beisammen und konzentriert sich dabei ganz auf seinen Taxifahrer Kim, der als Witwer jeden Taxijob annimmt, um so das Geld für seine Tochter zu verdienen. Ein Kampf ums Überleben, getragen mit einer Menge Herz und Schnauze. Die politischen Unruhen im Lande verfolgt der Film ganz aus der Sicht des Taxifahrers, der sich, ob der Staus, ständig über die Demonstranten in der Stadt aufregt. „Studieren die nur, um später zu demonstrieren?“ fragt er sich und drängelt sich seinen Weg frei. Derweil bekommt der NDR Reporter Jürgen Hinzpeter in Japan mit, dass im südkoreanischen Gwangju Menschen bei den Demonstrationen getötet werden. Er beschließt von den Unruhen zu berichten und fliegt nach Seoul, um von dort aus mit dem Taxi nach Gwangju zu fahren. Kein leichtes Unterfangen, denn die Tour wird ein bewegendes Abenteuer für beide, dem Taxifahrer und dem Journalisten, die alsbald im Zentrum eines gewichtigem, politischem Ereignisses stehen werden.

Der Film verbringt viel Zeit beim Taxifahrer und Kang-ho Song füllt seine Spielzeit gut. Er ist der knauzige Typ, eine Art Viggo Mortensen aus Green Book, der hier mit Thomas Kretschmann Ergreifendes erlebt. Gekonnt schaltet der Streifen in plötzliche Härten um, die Action ist kein Fremdkörper in der Inszenierung, das brutale Drama auf der Straße wird spürbar. Im Finale hält Jürgen Hinzpeter mit seiner Kamera drauf, doch damit ist es nicht getan, denn das Filmmaterial muss ja auch noch in Sicherheit gebracht werden und auch hier findet der Film Raum für Spannung.

Es ist erstaunlich, wie stilsicher das südkoreanische Kino durch sämtliche Genres rutschen kann. Als wäre die Story ein Stück Butter in der heißen Pfanne, schwappen alle Emotionen gekonnt hin und her. Leichtfüßig verbindet der Streifen sämtliche Ansätze und Ausflüge zu einem organischem Ganzen. Am Ende schlägt der Film einen Bogen in die Gegenwart und findet so einen schönen, rührenden Schluss, der sich ganz auf die entstandene Freundschaft zwischen Jürgen Hinzpeter und Kim konzentriert. Der Film endet mit persönlichen Worten des echten Jürgen Hinzpeter, der bis zu seinem Tode ständig an seinen Freund denken musste.

A Taxi Driver ist ein leichter, rührender, dramatischer und tragischer Film zugleich, gut gespielt durch Kang-ho Song und Thomas Kretschmann. Das Schöne an ihrem Schauspiel ist, dass sie ihre gefühlvollen Szenen gut hinbekommen… man ist in den entscheidenden Momenten tatsächlich gerührt und auch der Witz und die Action sitzt. Das hat gepasst. Wer sich für das südkoreanische Kino erwärmen kann, darf hier einen Blick wagen.

Das Bild der uns vorliegenden Blu-ray ist satt und sauber, der Ton ebenso. Als Extra gibt es einen Kinotrailer.

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