Mir flatterte just eine nette Blu-ray-Neuauflage ins Haus, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. SHAMROCK MEDIA (Vertrieb: CARGO RECORDS) präsentiert die Fortsetzung des 1982er Horror-Kurzgeschichtenklassikers Creepshow, der hierzulande damals als Die unheimlich verrückte Geisterstunde veröffentlicht wurde. In dieser Horroranthologie inszenierte Zombiepapst George A. Romero Kurzgeschichten aus der Feder Stephen Kings, die an die alten Vault of Horror Comics erinnern. Hierzulande waren zu dieser Zeit die Gespenster Geschichten, die verschiedene Horrorcomics mischten, ein populärer Vertreter dieser Zunft. Der Film wurde ein Erfolg, weshalb die beiden Großmeister des Horrors fünf Jahre später nochmal nachlegten, wobei Romero sich diesmal aufs Drehbuchschreiben beschränkte und die Regie seinem damaligen Kameramann Michael Gornick überließ. Da auch dessen drei Horrorepisoden herrlichen Grusel versprühen, lege ich Euch diese Edition einmal ans Herz… und andere Innereien.

Originaltitel: Creepshow 2

Alternativer dt. Titel: Creepshow – Kleine Horrorgeschichten

Regie: Michael Gornick

Darsteller: George Kennedy, Lois Chiles, Dorothy Lamour, Jeremy Green, Daniel Beer, Tom Savini

Artikel von Christian Jürs

Der kleine Billy (Domenick John) wartet sehnsüchtig auf die Lieferung des neuen Creepshow Comics. Der Junge, der Probleme mit ein paar Schulbullies hat, flüchtet sich gern in die obskure Welt der Mumien und Monstren. Glücklicherweise taucht der Laster, auf dessen Ladefläche der Creep (Tom Savini) mit seinen Comics bereits wartet, bereits nach kurzer Zeit auf und übergibt die neueste Ausgabe des Horrorcomics an den kleinen Gruselfan. Das Heft beinhaltet drei bluttriefende Stories…

Alter Häuptling Holzkopf („Old Chief Wood’nhead“) lautet der Titel der ersten Story, die in einem verlassenen, alten Wüstenkaff namens Dead River spielt. Dort führen das in die Jahre gekommene Ehepaar Ray (George Kennedy) und Martha Spruce (Dorothy Lamour) ein mittlerweile schlecht laufendes Geschäft, vor dessen Tür ein alter Holzindianer steht und symbolisch Wache hält. Täglich wird er von Ray liebevoll gepflegt. Es ist eigentlich ein Tag wie jeder andere, bis plötzlich eine brutale Bande den Laden überfällt und das alte Ehepaar ermordet. Dem Holzindianer auf der Veranda passt dies gar nicht. Er erwacht zum Leben und macht sich auf, um Vergeltung zu üben und ein paar Skalps zu einzusammeln…

Meine eingangs genutzten Worte des Lobes muss ich mit der Kritik zu dieser ersten Geschichte ein klein wenig revidieren. Dies liegt nicht am fehlenden Comiclook, den George A. Romero mit seiner im ersten Teil genutzen, bewusst bunten und damit künstlichen Ausleuchtung erzeugte. Nein, dieser dürfte ohnehin nicht jedermanns Sache sein und wurde von Regisseur Michael Gornick gegen einen handelsüblichen, filmischen Look ausgetauscht. Wohl auch, um Zeit und Geld zu sparen, denn das Budget war knapp und die Produktion lag zu Drehbeginn bereits weit zurück, da andauernde Regenfälle zu massiven Verzögerungen führten. Es sind auch nicht die Spezialeffekte, denn die wissen durchweg zu überzeugen (immerhin arbeiteten auch die beiden KNB-Mitglieder Howard Berger und Greg Nicotero an diesen mit). Nein, es ist die absolute Vorhersehbarkeit der Geschichte und der komplett fehlende Gruselfaktor, der diese Geschichte zum qualitativen Schlusslicht des Films werden lässt (von der käsigen Rahmenhandlung mal abgesehen). Da hilft es auch nichts, dass der sympathische George Kennedy hier einen netten Auftritt hinlegte.

Mit Das Floss („The Raft„) geht es dann aber spannungsmäßig steil voran. Darin begeben sich vier junge Leute, die mit ihrem Hang zum Kiffen und sexuellen Aktivitäten direkt aus einem Freitag der 13. Film stammen könnten (oder aus meinem damaligen Umfeld), an den Crystal Lake… oder so ähnlich. Es ist jedenfalls ein abgelegener Badesee, in dessen Mitte sich ein Floß befindet. Zu diesem schwimmen die teens hinüber, um auf dem Floß eine schöne Zeit zu verbringen. Daraus wird aber nichts, als sie einen Ölteppich entdecken, der nicht nur auf dem Wasser treibt, sondern auch langsam auf die Feiertruppe zuschwimmt. Ein Ölteppich, mit einem gesunden Appetit.

Der Blob auf dem Wasser, so ungefähr lässt sich die Geschichte umschreiben, die als einzige in Creepshow 2 einer Kurzgeschichte Stephen Kings entstammt (die beiden anderen Storys steuerte der Horrormeister, gemeinsam mit seinem Buddy George A. Romero, exklusiv bei). Die Charaktere in dieser Episode mögen bräsige Teenies sein, denen man keine Träne nachweint, die gut getricksten Matsch- und Splattereffekte, sowie die dauerhaft existente Bedrohung, lassen die erste Episode allerdings im Vergelich wie einen ZDF-Sonntagsabendfilm für Mutti wirken. Eine deutliche Steigerung, die in der letzten Folge schließlich noch getoppt werden soll.

Diese heißt Der Anhalter (The Hitchhiker) und die hat es sowohl vom Grusel-, als auch vom Humorfaktor in sich. Hauptfigur ist die untreue Ehefrau Annie Lansing (Lois Chiles), die heimlich einen Callboy aufsucht und bei ihm einschläft (war er so mies oder so gut, dass sie in Ohnmacht fiel?). Gehetzt, macht sie sich auf, mit dem Auto die Heimreise durch die nächtlichen Straßen anzutreten, bevor ihr Ehemann von seinem Dienst heimkommt (unpraktischerweise wohnt Mr. Callboy auch noch meilenweit von ihrem Daheim entfernt). Aufgrund einer Unachtsamkeit übersieht sie auf nächtlicher Landstraße einen farbigen Anhalter (Tom Wright) im quietschgelben Regenmantel und kachelt den guten Mann einfach um. Aus Panik, hiermit ihr Lügengerüst zum Einsturz zu bringen, lässt sie den leblosen Mann auf der einsamen Straße zurück und begeht fahrerflucht. Doch der vermeintlich Tote taucht kurze Zeit später im Rückspiegel von Annie wieder auf und macht Jagd auf die Unfallverursacherin. Er möchte sich „einfach nur bedanken für´s Mitnehmen„…

Ex-Bondgirl Lois Chiles (Moonraker) im Duell gegen ihr aufdringliches Unfallopfer ist ebenso spannend und gruselig, wie auch humorvoll. Denn egal, was die Dame auch macht, um sich des Verfolgers zu entledigen, er kommt immer wieder. Eigentlich sollte man mit der Ehebrecherin kein Mitleid haben, doch das Setting der dunklen, einsamen Landstraße ist so unheimlich, dass man unweigerlich mit Miss Lansing mitfiebert, würde man sich selbst doch auch weit, weit weg wünschen an einen sicheren, freundlicheren Ort. Stephen King hat in dieser Episode übrigens einen kurzen Cameoauftritt (im ersten Teil war er noch Hauptdarsteller einer ganzen Geschichte). Für mich das absolute Highlight der Kurzfilmsammlung.

Eigentlich sollten noch zwei weitere Episoden gedreht werden, doch durch Budgetkürzungen von Produktionsfirma Laurel Entertainment, mussten die Geschichten „Pinfall“ und „Cat from Hell“ dran glauben. Letztere wurde dann allerdings zu einem späteren Zeitpunkt, in der Anthologie Geschichten aus der Schattenwelt von 1990 realisiert. So bleibt es bei zwei guten und einer „okayen“ Geschichte, sowie einer weitestgehend günstig animierten Rahmenhandlung, auf die ich auch gern hätte verzichten können. Diese befindet sich übrigens als Comicheft im Inneren dieser Edition. Hierfür braucht man aber gute Augen, da das Heft die Maße 13,5 x 10,5cm misst. Mit freundlicher Empfehlung ihres Optikers. Die Bildqualität (1,85:1 / 1080p) ist gut, der Ton (Deutsch in DTS HS Master Audio 2.0 und Englisch in DTS HD Master Audio 5.1) ebenso. Deutsche Untertitel sind optional enthalten. Als Bonus gibt es den Trailer in deutscher und US-Version, einen Audiokommentar von Perry Martin und Regisseur Michael Gornick und die Featurette Nightmare in Foam Rubbers, die einen spoilerlastigen Einblick in die FX-Arbeit bietet.

Creepshow 2 ist kein Horrorklassiker geworden, aber immerhin solide Genreware, die passend zur dunkler werdenden Jahreszeit gerne im Player landen darf.

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