Ihr fragt Euch, wer dieser Manuel Hinrichs ist, der zusammen mit unserem Kai am Artikel zu Diamantenlady gearbeitet hat? Nun, einst war er Lübecks einziger Politfilmer, der seinen Groll gegen den Mangel an sozialer Gerechtigkeit in Form von Kurzfilmen auskotzte. Spricht man Manuel Hinrichs auf Horrorfilme an, so sagt er immer, es sei nicht sein Genre. Doch wenn man sich seine Filme anschaut, dann begeben sich die Werke ins Genre des Psychohorrors, jedoch jedes mal mit einer wichtigen Aussage dahinter. Der perfekte Anlass, unserem „Hurenween“ einen gehaltvollen Stempel aufzudrücken. Links zu den Filmen inklusive.
Artikel von Christian Jürs und Kai Kinnert
Manuel Hinrichs ist ein ganz besonderer Mensch. Jemand, der zuhört, der sich Dinge zu Herzen nimmt und sich für Menschen und Politik interessiert. Das mag auf jüngere Leser der Generation TikTok komisch wirken, aber so jemanden gibt’s noch.
Drei seiner wichtigsten Werke und zwei coole Bonusfilme wollen wir Euch heute ans Herz legen, denn Manuels kritische Polithorrorfilme sind immer noch brandaktuell und müssen endlich entdeckt werden.
Here we go:
C.I.S.
(2002)
Laufzeit: 16 Minuten
In dem Debutfilm des Lübecker Experimentalfilmers geht es um das Elend der Welt, welches in vielen Nachrichtenschnippseln auf uns einprasselt. ein Film, den man sich unbedingt mit aufgedrehten Lautsprechern in einem abgedunkelten Raum anschauen sollte. Es war der erste Film der APPROX ZERO Reihe.
Externality
(2006)
„In einer nahen Zukunft verfährt der Staat rabiater mit seinen Arbeitslosen. Da Armut aus Sicht der Gesellschaft vererbt wird, reinigt der Staat seine Gesellschaft in einer Form von Sippenhaft die Städte vom Anblick der Armut und Arbeitslosigkeit…“
Dritter Kurzfilm von Manuel Hinrichs aus seiner APPROX ZERO – Reihe, die sich meist auf experimentelle Art und Weise gesellschaftlichen Problemen und der Verrohung nähert.
Black Soul
(2008)
„Jeder Mensch ist es gewohnt, sein Auto zu fahren und grundlegend Mobil zu sein. Was für uns Alltag ist, hat an anderen Stellen der Welt seinen kriegerischen und kapitalistischen Anfang. Der Wohlstand unser Welt basiert auf Blut.“
Vierter Film aus Manuel Hinrichs experimenteller und politischer Kurzfilmreihe APPROX ZERO.
Doch bereits bevor C.I.S. das Licht der Welt erblickte, schilderte Manuel Hinrichs seine Idee zu einem Film über einen Mann, der sich das Leben nehmen will, weil seine Freundin ihn verlassen hat unserem Autoren Kai Kinnert. Der machte aus dem vorgetäuschten, maskierten Raubüberfall, der dazu dienen soll, um von der Polizei erschossen zu werden, etwas gänzlich anderes. Seht selbst….
Druckpunkt
(2002)
Was macht man, wenn man die einzige Schußwaffe 10 Minuten vor dem geplanten Überfall verlegt hat? Man beginnt zu improvisieren und hofft das es niemandem auffällt…
Doch auf einem Bein konnte man nicht stehen und so bekam der Film noch ein Sequel…
D2 – Druckpunkt 2
(2002)
Wieder beweist die Bande, dass sie für die Kleinkriminalität nicht geschaffen ist. Statt eine Geldtasche von A nach B zu bringen, wird ihnen in einem unachtsamen Augenblick die Tasche von einem 14jährigen geklaut. Der örtliche Kleinstadt-Pate ist um Fassung bemüht und setzt der Band ein Ultimatum von wenigen Stunden das Geld wieder aufzutreiben. Ansonsten würde einer von ihnen im See versenkt werden…
Soviel zu den Filmen Manuel Hinrichs. Leider hat sich Manuel längst vom Filmemachen zurückgezogen. Aber wer weiß, da er seine Filme immer aus einer Wut heraus drehte (Auslöser zu BLACK SOUL war beispielsweise eine Reportage, die den Kunden einer Tankstelle zeigte, der vom Kamerateam zu den gestiegenen Benzinpreisen befragt wurde. Er schimpfte, dass es immer den kleinen Mann treffe und stieg in seinen Audi A6.
Wer weiß, eines Tages greift Manuel vielleicht wieder zur Kamera. Themen hätte er genug.