Der Horrorfilm ist ein vielfältiges Genre mit allerlei Variationen, bei denen es Licht-, aber auch Schatten gibt. Im Falle des Werwolfhorrorfilms ist der Bereich Schatten allerdings wesentlich verbreiteter, als das Licht. Je weiter die Filmgeschichte voranschritt, desto seltener kamen echte Perlen ans Tageslicht. Denkt man die letzten zwanzig Jahre zurück, so wird die Luft schon dünn (und es nenne mir bitte niemand Twilight oder Underworld als gelungene Genrevertreter mit filmhistorischem Nutzen, dann dreht sich der gute Larry Talbot im Grabe um). Anfang der Achtziger sah die Welt aber noch anders aus. Insbesondere das Jahr 1981, in dem gleich drei nennenswerte Vollmondanbeter das Licht der Filmprojektoren erblickten, war ein guter Jahrgang für Lykanthropen. In diesem Jahr erschienen: der Großstadthorrorfilm Wolfen, der großartige An American Werewolf in London und eben The Howling von Joe Dante. STUDIOCANAL veröffentlicht Letzteren nun erstmals im neuen 4K remasterten Gewand mit tollem Bonusmaterial. Da heul ich vor Freude glatt den Mond an.

Originaltitel: The Howling

Alter dt. Titel: Das Tier

Regie: Joe Dante

Darsteller: Dee Wallace, Patrick Macnee, Dennis Dugan, Christopher Stone, Kevin McCarthy, John Carradine

Artikel von Christian Jürs

Karen White (Dee Wallace) ist eine mutige Frau. Die TV-Nachrichtensprecherin wird seit geraumer Zeit von einem Stalker namens Eddie (Robert Picardo) verfolgt, der von der Polizei gesucht wird, da er bereits mehrere Frauen bestialisch zugerichtet auf dem Gewissen hat. Karen stellt sich, mit einem Mikrofon aus dem Fernsehstudio ausgestattet und von der Polizei überwacht, ihrem unfreiwilligen Verehrer. Ihr Mann Bill (Christopher Stone), der hilflos im Sender dem Funkverkehr lauscht, ist wenig begeistert von der Einsatzbereitschaft seiner Frau. In einer Telefonzelle des nächtlichen Hollywoodboulevards bekommt sie von Eddie die Anweisung, ihn in der Filmkabine eines Sexshops aufzusuchen. Dort erwartet die junge Frau jedoch eine böse Überraschung. Zunächst zwingt Eddie sie, sich ein Video anzuschauen, in dem eine junge Frau vergewaltigt wird, dann verwandelt sich der perverse Sexmörder vor ihren Augen in einen Werwolf. In letzter Sekunde kann die herbeieilende Polizei den Psychopathen erschießen.

Auch wenn Karen unverletzt davonkam, innerlich nahm sie verständlicherweise Schaden. So fehlt ihr im Anschluss an die Tat beinahe jegliche Erinnerung an den erlebten Albtraum. Zum Ausgleich leidet sie seither unter selbigen. Deshalb begibt sich die Moderatorin außer Dienst in Behandlung bei dem renommierten Psychiater Dr. Waggner (Patrick Macnee), der einen Aufenthalt in seinem abgelegenen Therapiezentrum vorschlägt, wo Karen wieder zu sich finden soll. Dankend nimmt sie den Vorschlag an und begibt sich mit ihrem Ehemann auf die Reise in die wäldliche Umgebung, wo alle Patienten des Sanatoriums in Eintracht miteinander ihre Zeit verbringen. Doch so mancher von ihnen verhält sich seltsam und das nächtliche Wolfsgeheul, welches Karen immer wieder aus dem Schlaf reißt, lässt sie böses ahnen. Bill, der mit ihr die Reise antrat, will indes nichts von ihren Ängsten wissen und entfernt sich emotional immer weiter von seiner Liebsten. Stattdessen hat er ein Auge auf die naturverbundene, äußerst merkwürdige Marsha (Elisabeth Brooks) geworfen, die ihm eindeutige Zeichen gibt. Hinzu kommt, dass Karen Hinweise entdeckt, die darauf schließen lassen, dass sich Eddie einst ebenfalls noch vor Kurzem in Dr. Waggners Therapiezentrum aufhielt. Derweil forschen ihre Kollegen vom TV-Sender Terry (Belinda Balaski) und Chris (Dennis Dugan) daheim nach, was wirklich in besagter Nacht geschehen ist, da sie sich Sorgen um Karen machen. Werden sie rechtzeitig hinter das Geheimnis von Dr. Waggner und seinen Patienten kommen oder ist es für Karen und Bill bereits zu spät?…

The Howling aka Das Tier von Joe Dante geht das Thema Lykanthropie, ebenso wie sein populärer Konkurrent American Werewolf mit einer gehörigen Portion Satire an. Dies geschieht, auch aufgrund seines düsteren Einstiegs, weniger offenkundig als bei Kollege John Landis und geriet damit ein kleines bisschen weniger Massenkompatibel. Meine Frau meinte bei der Sichtung irgendwann: „Irgendwie kann ich das alles nicht ernst nehmen.“ – recht hat sie, soll man nämlich auch nicht. Hat man dies erkannt, so funktioniert der Film ganz ausgezeichnet. Lediglich der Kuschelwerwolf am Ende des Films sieht ein wenig lächerlich aus – doch auch diese Darstellung erfolgte nicht grundlos.

Bei den Namensgebungen im Film haben sich die Macher einen kleinen Spaß für Kenner und Kennerinnen des Genres erlaubt. So tragen viele Charaktere die Namen von Regisseuren klassischer Werwolfstreifen. Auch gibt es ein spätes Wiedersehen mit Genreveteran John Carradine, der einen Werwolf in der Endlifecrisis verkörpert. Selbstredend durfte auch Dick Miller nicht fehlen, der bis zu seinem Ableben immer wieder in den Filmen Joe Dantes auftrat. Sein populärster Auftritt in dessen Filmen dürfte die Rolle des Mr. Futterman im Klassiker Gremlins – Kleine Monster sein.

Im Alter von ungefähr 12 oder 13 Jahren lieh mir mein Vater erstmals Das Tier aus der hiesigen Videothek. Es war Liebe auf den ersten Blick, auch wenn das alte Verleihtape der Fa. Embassy ein so stark abgedunkeltes Bild hatte, dass man die genialen Maskeneffekte von Spezialeffektefachmann Rob Bottin teils nur erahnun konnte. Der düsteren Atmosphäre tat dies aber keinen Abbruch. Doch diese Zeiten sind längst vorbei und nun erstrahlt The Howling in seiner neu remasterten Version in noch nie gesehenem, neuen Glanz.

Mir lag zum Test die Blu-ray-Variante vor, die über ein glasklares und gestochen scharfes, aber vor allem auch helles Bild verfügt. Der Ton (Deutsch und Englisch in DTS-HD Audio Master 5.1, aber auch die französische Variante in DTS-HD Audio Master 2.0) klingt hervorragend. Im Bonusmaterial befinden sich zwei längere, sehr interessante Featurettes (Inside the Career of Joe Dante, Welcome to Werewolfland), diverse geschnittene Szenen (im Original mit dt. Untertiteln), Outtakes und der neu erstellte Trailer, den Ihr hier auch eingefügt vorfindet.

The Howling gilt zurecht als Klassiker des Genres, der sechs Sequels nach sich zog, die allesamt nicht annähernd die Qualität des Originalfilms halten konnten. Immerhin geriet die erste Fortsetzung, Howling II: Stirba – Werewolf Bitch, für Trashfans durchaus unterhaltsam. Von mir gibt es für den ersten Teil jedenfalls einen glatten Kauftipp.

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