Ein Cop hält die Straßen seines Viertels sauber, alles ist in geordneten Bahnen, doch dann ändert sich das Machtgefüge unter den Straßengangs. Es gibt Stress und der Cop muss mit seiner Truppe intervenieren. Das verspricht dem Zuschauer launiges Genre-Kino – und genau das wurde es auch. BUSCH MEDIA GROUP brachte den einstigen Kassenknüller Koreas nun für den deutschen Markt heraus. Eine gute Entscheidung.

Originaltitel: Beomjoidosi

Regie: Kang Yoon-Seong

Darsteller: Don Lee (Lee Dong-seok), Yoon Kye-sang, Jo Jae-yoon, Yoon Byung-hee, Choi Gwi-hwa, Im Hyung-joon

Artikel von Kai Kinnert

In den ärmeren Stadtteilen von Südkoreas Hauptstadt Seoul beherrschen chinesische Banden die kriminellen Geschäfte, egal ob Drogen, Glücksspiel oder Prostitution. Doch eine Sache haben sie alle gemeinsam: Respekt vor den zwei unbarmherzigen Fäusten des Cops Ma Seok-do. Er sorgt mit harter Hand und trockenem Witz in seinem Bezirk für Ordnung – und geht dabei selten nach Polizeikodex vor. Als der brutale chinesische Gangsterboss Jang Chen beginnt, sich die Geschäfte seiner Konkurrenten unter den Nagel zu reißen, bricht eine Zeit blutiger Fehden an. Detective Ma und sein Team geraten immer stärker unter Druck, als der Bezirk im Chaos zu versinken droht. Ma fasst einen gewagten Plan, um Jang Chen in die Enge zu treiben, doch er hat nicht mit dessen teuflischer Gerissenheit gerechnet.

Der Anfang des Films ist ein Start nach Maß.

Don Lee verfolgt einen Verdächtigen, der mit seinem Messer im Streit einen anderen Kerl schwer verletzt hat. Don Lee ist ein bulliger Typ, nicht der beste Sportler, und wurde gerade wegen Gang-Streitigkeiten im Viertel von einer Hochzeit abberufen, steckt also noch in seinem Anzug und ist dementsprechend kurz angebunden. Lee ist also hinter dem verdächtigen Gangster her und beweist sich dabei als der Klügere. Er nimmt eine Abkürzung und lässt so den Gangster in seine Faust laufen. Der Niedergeschlagene zückt sein Messer und rappelt sich auf. Lee weicht einen Schritt zurück, bleibt cool und murmelt: „Ah…ist das die Tatwaffe? Moment warte.“ Er greift lässig in seine Hosentasche und holt eine Beweismitteltüte hervor, faltet sie auf und hält sie dem Täter hin. „Hier. Tu es da rein.

Der Ganove fuchtelt mit dem Messer und greift an. „Du kleine Ratte!“ keift er.

Lee wehrt den Angriff wuchtig mit einem harten Griff ans Handgelenk des Typen ab, drückt nach unten weg, und ballert dem Kerl mit flacher Hand so hart in die Fresse, dass der benommen zu Boden knallt. Der Schlag ist perfekt und wuchtig-elegant, sogar Will Smith könnte hier noch was lernen. Die Szene dauert nur wenige Sekunden, doch Don Lee ist cool, die Inszenierung ist entspannt und die Action gekonnt. Das Kabinettsstückchen endet damit, dass der Kerl am Boden liegt und scheinbar nicht mehr atmet. Statt Hilfe zu holen, dreht Lee den Gangster nur in die stabile Seitenlage.

Die ersten Minuten von The Outlaws sind Programm, hier wird ein entspannt-cooles Stimmungsbild aufgebaut, das sich funktionierend durch den gesamten Film trägt. The Outlaws ist ein Cop-Movie, eben eine charmant-hart inszenierte Personality-Nummer, die angeblich auf einer realen Razzia basiert.

Cop Ma Seak-do ist der lässige Typ, stämmig in der Statur und er fackelt nicht lange, wenn sein Gegenüber nicht pariert. Schnell gibt es ein knackendes Handgelenk oder mit der flachen Hand voll an die Fressleiste. Der Bulle arbeitet mit seiner Einheit für Bandenkriminalität direkt vor Ort und hat durch sein Auftreten das Viertel gut im Griff. Doch dann kommt Jang Chen ins Spiel, ein skrupelloser Gangsterboss, der die Macht im Viertel will. Und der Typ ist wahrlich ein brutales Schwein.

The Outlaws ist von der ersten Minute an ein Genre-Film, der ganz durch die Präsenz Don Lees getragen wird. Bulle Ma Seak-do hat mit seinen, nicht minder ruppigen, Kollegen das Viertel fest im Griff und begegnet jeder Situation mit einer angeborenen Lässigkeit. Ein Kommentar hier, eine Backpfeife da, dort ein knackendes Handgelenk. In The Outlaws wird nicht geschossen, es gibt keine Martial-Arts-Sequenzen, hier ist niemand ein trainierter Fighter. Ma Seak-do bewegt sich mit seiner Einheit auf der Straße, sie sind Straßenkämpfer und dementsprechend schnörkellos ballert Ma Seak-do jeden direkt zu Boden, der Widerworte gibt. Respekt, wer´s selber macht.

Don Lee ist famos in seiner Rolle. Der Schauspieler kam erst spät zum Film und war vorher Personal Trainer der Mixed-Martial-Arts Kämpfer Mark Coleman und Kevin Randleman. Hier lernte er den groben Schlag und die Handgriffe, mit denen er im Film die Gangster zu Boden schickt. Don Lee bringt mit seiner Statur und seinem Aussehen genau die Glaubwürdigkeit mit, die so eine Rolle benötigt. Der Film inszeniert die Action trocken und mit schwarzhumorigem Witz, die Polizistentruppe macht Spaß und es gibt eigentlich jede Menge auf die Mütze.

Statt Schusswaffen gibt es hier Messerstechereien, selbst während der Autofahrt. Hier schwingt das Beil, dort gibt´s brachial Flaschen und Aschenbecher an den Kopf, Fressen werden demoliert und zum Ende hin wird ein Handgelenk derartig unangenehm gebrochen, dass man selber „Aua!“ schreit. Zumal der Kerl auch noch an der verletzten Hand quer durch den Raum gezerrt wird. The Outlaws mag es trocken und inszeniert Ma Seak-do so locker und unterhaltsam, dass man sich glatt eine Fortsetzung wünscht. So kam es dann auch: mit The Roundup (2022) erschien nun eine Fortsetzung zu The Outlaws, wieder mit Don Lee und seiner Truppe in der Hauptrolle. Da darf man sich also freuen.

The Outlaws ist launig-hartes Genre-Kino, charismatisch in der Besetzung und knochentrocken in seinem brutalen Handgemenge. Mit dem fiesen Gangster Jang Cheng ist nicht zu spaßen, mit Cop Ma Seak-do allerdings noch weniger, denn der möchte eigentlich nur Ruhe und Ordnung in den Straßen seines Reviers. The Outlaws ist sehenswert und cool, der Fan dieses Genres darf bedenkenlos einen Blick wagen…und sich auf die Fortsetzung freuen, die Busch Media Group hoffentlich alsbald hinterher schieben wird.

Uns lag die Einzel-Blu-ray zur Rezension vor. Das Bild sauber, satt und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein Making Of. Die Mediabookvariante verfügt über eine weitere Bonusscheibe mit 90 Minuten exklusivem Material (u.a. Interviews).

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