Fleischkonsum ist nach wie vor ein heißes Thema und löst immer wieder hitzige Diskussionen zwischen Liebhabern klassischer Wurst- und Fleischwaren, sowie überzeugten Veganern aus. Was schlussendlich die richtige Entscheidung für die eigene Ernährung ist, muss jeder selbst entscheiden und auch die schwarze, französische Komödie VEGANER SCHMECKEN BESSER – ERST KILLEN, DANN GRILLEN (2021) bietet keine klare Antwort auf die Frage, ob man dem Grillgut abschwören sollte oder nicht. SquareOne Entertainment und Leonine haben den Film kürzlich im Heimkino veröffentlicht und ob er neben all seinen Spitzen gegen die hiesige Esskultur auch zu unterhalten vermag, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Barbaque (int. Titel: Some Like it Rare)

Drehbuch: Fabrice Eboué, Vincent Solignac

Regie: Fabrice Eboué

Darsteller: Marina Foïs, Fabrice Eboué, Jean-François Cayrey, Lisa Do Couto Texeira, Virginie Hocq…

Artikel von Christopher Feldmann

Es ist Sommer und somit Hochsaison für Grillfans. Fast täglich landen Bratwürste, Steaks und andere tierische Spezialitäten auf dem heimischen Rost, ein nicht wegzudenkendes Kulturgut im Familien- und Freundeskreis. Dass dafür zahlreiche Tiere ihr Leben lassen müssen und das je nach Hersteller unter unwürdigen Bedingungen, wird dabei gerne vergessen. Es gibt die militanten Verfechter, für die ein Leben ohne Fleisch kaum vorstellbar ist und eben diejenigen, die sich generell dem Konsum tierischer Lebensmittel verweigern. Auf welcher Seite man sich positionieren sollte, ist nach wie vor ein Streitthema, klar ist aber, dass wir gerade in Deutschland zu viel Fleisch essen. Da ich selbst gerne grille und daher auch Fleisch schätze, tue ich mich ebenso schwer damit, den richtigen Weg zu finden. Wichtig sollte dabei aber der Ursprung der Ware sein. Kein Billigfleisch zu Dumpingpreisen, abgepackt aus dem Supermarktregal, sondern ordentliches, stressfrei gehaltenes Fleisch vom heimischen Metzger, am besten aus eigener Herstellung. Damit ecke ich vermutlich auch bei den ein oder anderen an, sorgt jedoch für ein persönliches, besseres Gewissen. Die Komödie VEGANER SCHMECKEN BESSER – ERST KILLEN, DANN GRILLEN (2021) widmet sich ebenfalls diesem Thema, rechnet aber insbesondere mit den verhärteten Fronten ab und hält beiden Seiten genüsslich aber auch blutig den Spiegel vor.

Handlung:

Sophie (Marina Foïs) und Vincent (Fabrice Eboué) führen seit zehn Jahren einen kleinen Metzgereibetrieb, der zuletzt aber alles andere als gut lief. Sie stehen kurz vor dem Ruin und auch ihre Ehe hat schon bessere Tage gesehen. Im Gegensatz dazu läuft es bei der Metzgerei-Kette ihrer vermeintlich besten Freunde bestens. Nonstop prahlen die beiden ungeniert damit, wie profitabel ihre Geschäfte laufen und werten mit schnippischen Bemerkungen Sophie und Vincent bei jeder sich bietenden Gelegenheit ab. Als der frustrierte Vincent versehentlich einen radikalen Veganer mit seinem Auto überfährt, scheint endgültig alles verloren. Panisch vor Angst, wegen Mordes ins Gefängnis zu müssen, kommt ihm spätabends die rettende Idee, den Toten einfach zu „verwursten“. Schließlich ist er Metzger! Gesagt, getan. Dummerweise beginnt seine unwissende Frau Sophie tags darauf das Fleisch zu verkaufen – mit ungeahntem Erfolg. Jetzt brauchen die beiden dringend Nachschub!

VEGANER SCHMECKEN BESSER feierte bei den vergangenen Fantasy Film Fest Nights seine Deutschlandpremiere und erfreute sich großem Zuspruch des Publikums. Dabei handelt es sich bei dem Film weniger um einen klassischen Film-Fest-Streifen aus dem Horror/Fantasy-Segment, sondern um eine bissige Komödie französischer Machart. Das ist in diesem Fall nicht abwertend gemeint, denn Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Fabrice Eboué kombiniert den bekannten französischen Humor mit einem frischen Sujet, dessen Kernthema aktueller denn je ist.

Die Geschichte eines Metzgerpärchens, das seine besten Tage hinter sich hat und nun das Menschenfleisch für sich entdeckt bietet natürlich allerhand Spielfläche für politisch unkorrekte aber auch blutige Gags. Und trotzdem sollte man hier kein Fest für Gorebauern erwarten, denn dem Film ist viel mehr daran gelegen, zwei Kulturen gnadenlos gegen das Schienbein zu treten. Dass natürlich die Hardcore-Veganer, die nicht mal herkömmlichen Wein trinken wollen, da bei der Herstellung mutmaßlich Fliegen und ähnliches Getier verendeten, hier ihr Fett wegbekommen, liegt auf der Hand. So prangert der Film diese fast schon fundamentalistische Haltung an, die sogar Gewaltausbrüche zur Folge hat, wenn maskierte Aktivisten Metzgereien verwüsten und in schließlich in Schutt und Asche legen. Auch deren belehrendes Gehabe wird aufgegriffen, denn auch ich habe schon Menschen getroffen, die dazu neigten, mir ihre Sichtweisen aufzuzwingen. Das hat im Film besonders witzige Momente zu Folge, wenn Sophie und Vincent auf den Freund ihrer Tochter treffen, der besonders Vincent fast zur Weißglut treibt.

Aber natürlich bleibt der Film nicht einseitig, sondern watscht Fleischkonsumenten ebenso wie die Veganer ab. Dass das Metzgerpaar irgendwann das Menschenfleisch für sich entdeckt und schließlich gewinnbringend unter die Leute bringt, ist die logische Konsequenz des Raubtiers „Mensch“, das unnachgiebig nach mehr lechzt. Und wenn sich schließlich die Kunden die Nasen am Schaufenster plattdrücken, um etwas von diesem neuen „iranischen Schweinefleisch“ zu ergattern, schwingt immer Kritik am aktuellen Konsumverhalten mit.

Deswegen dürfen auch nicht die Franchise-Metzger fehlen, die ihre Waren zu Spottpreisen verkaufen und sich daran eine goldene Nase verdienen. Diese sind hier natürlich arrogante Yuppies, die stets mit dem eigenen Umsatz prahlen. Diese sind, wie auch die restlichen Figuren, natürlich völlig überzeichnete Stereotypen, denen es an Tiefgang mangelt. Das ist nicht weiter schlimm, immerhin steckt trotz der Übertreibungen immer ein gesundes Maß an Wahrheit in den Figuren. Lediglich Sophie und Vincent bekommen etwas mehr Unterbau und der Film zeichnet eine gescheiterte Beziehung, die durch das mörderische Geschäftsmodell wieder etwas Auftrieb erlebt, was zu zahlreichen amüsanten Szenen führt, in denen die Beiden ganz Rom-Com-like ihre Zweisamkeit genießen, während sie neue Opfer über den Haufen ballern.

Das Drehbuch verschießt in der ersten Hälfe viel Pulver und kann sich nicht davor retten, besonders im letzten Drittel, am Schluss etwas durchzuhängen. Dass Eboué am Ende keine definitive Antwort auf die Frage nach dem richtigen Ernährungsverhalten parat hat, ist da fast schon das geringste Übel. VEGANER SCHMECKEN BESSER ist mehr eine überdrehte Bestandsaufnahme, die es dem Zuschauer überlässt, über gewisse Dinge nachzudenken. Dabei kann man dem Film verzeihen, dass er mehr oder weniger ins Nichts läuft und eine narrative Stringenz vermissen lässt. Die beiden Hauptdarsteller, Fabrice Eboué und Marina Foïs machen einen guten Job und haben eine wunderbare Chemie, so dass die Beiden fast schon liebenswert erscheinen. Beide tragen das kurzweilige Vergnügen hervorragend, andere Figuren bleiben daher bloße Staffage oder eben Kanonenfutter. Auch in Sachen Gekröse gibt es einige blutige Spitzen, auch wenn man hier keinen Splatter erwarten sollte. Die Freigabe ab 18 Jahren erscheint mir doch etwas übertrieben.

Die Blu-ray aus dem Hause SquareOne Entertainment bietet eine gute Bild- und Tonqualität, in den Extras findet sich lediglich der Trailer.

Fazit:

VEGANER SCHMECKEN BESSER – ERST KILLEN, DANN GRILLEN (2021) ist eine etwas andere Komödie aus Frankreich, bei der Genrefans guten Gewissens einen Blick wagen können. Ein frecher, bissiger und politisch unkorrekter Seitenhieb auf die aktuelle Esskultur, der beiden Seiten genüsslich den Spiegel vorhält. Nicht perfekt aber ziemlich unterhaltsam.

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