Den Film hatte ich schon lange vergessen. Ich erinnere mich an die Videokassette, die bei mir in der Videothek stand. Aber habe ich den Film jemals gesehen? Keine Ahnung. Jason Priestley spielt hier den autistischen Jüngling, der vom Wettbuchmacher bei der Mafia zum Killer aufsteigt. Seine größte Charakterstärke ist die fragende Gleichgültigkeit, die ihm das Töten so leicht macht. Zeit also, meine Erinnerung an diesen Film aufzufrischen. KOCH FILMS brachte die Produktion von Michael J. Fox nun als Mediabook heraus.

Regie: Wallace Wolodarsky

Darsteller: Jason Priestley, Kimberly Williams-Paisley, Peter Riegert, Robert Loggia, Jay Kogen, Michael J. Fox, Talia Balsam

Artikel von Kai Kinnert

Sesselpupser Cosmo (Jason Priestley) ist Wettbuchhalter für die Mafia und bekommt eines Tages einen neuen Boss vorgesetzt. Der sieht Cosmo wegen seiner Kaltblütigkeit zum Profikiller berufen und schickt ihn in die Ausbildung, um das Geschäft des Tötens zu erlernen. Doch als sich der junge Mann in die Yoga-Lehrerin Jasmine (Kimberly Williams-Paisley) verliebt, will er seine Pistole an den Nagel hängen. Ein Plan, der mit vielen Leichen gepflastert ist.

Es ist ein kleiner, aber feiner Film. Ich kannte den Streifen tatsächlich noch nicht und bin ganz überrascht, wie gut Cold Blooded funktioniert. Da ist diese reduzierte, aber gekonnt gesetzte Kamera, die ganz ruhig in der Szene bleibt und mit geschickten Fahrten plötzliche Spannung erzeugen kann. Dazu passt die stimmige Filmmusik, die den Film nicht aus dem Rahmen wirft und sich gut ins Geschehen einwebt. Dann das Drehbuch. Kompakt geschlossen in der Story und schwarz-humorig im Tenor kommt der Film daher, gespickt mit interessanten Charakteren und gut sitzenden, beinahe beiläufigen Pointen. Es gibt keine richtigen Gags, der Streifen ist keine Komödie, sondern serviert seinen autistischen Killer mit trockenem Humor und überzeugt durch seine liebevoll-absurde Story. Und es wird durchaus blutig. Dafür, dass Cosmo eigentlich gar nicht töten will, macht er es doch unnachgiebig und hat nur kurz Kontakt zu seinem Gewissen. Welches Gewissen? Der Mann ist wie ein aufgezogenes Uhrwerk und drückt einfach mal im Gespräch ab. Als Autist steht er eben neben der Welt. Dabei beweist sich Cosmo schon im Schusstraining als Naturtalent, der – ratzfatz – die Trainingstafeln treffsicher und auf Ansage hin perforiert. Augen, Leber, Milz und Lunge – wofür sein Trainer und Freund Jahre an Übung mit der Waffe brauchte, wird von Cosmo schon am ersten Tag abgeliefert. Und Cosmo schläft gut, im Gegensatz zu seinem Ausbilder Peter Riegert, der die Nächte nur noch im Suff durchsteht und von Alpträumen geplagt wird. Natürlich ist es dann nur eine Frage der Zeit, bis der Boss den Tod Riegerts will, denn Cosmo wird von nun an Murder No. 1.

Parallel zum fragwürdigen Aufstiegs als Killer, geht Cosmo zum Yoga und verliebt sich prompt ins rehäugige Yoga-Girl Jasmine, die natürlich einen cholerischen Macho-Freund hat, der sie schlecht behandelt. Im letzten Drittel des Streifens wird dieser Umstand zu einem amüsant-trockenem Gespräch zwischen dem zukünftigem Ex-Freund Jasmins und Cosmo führen, eine Szene, die zwar vorhersehbar, aber dank der guten Dialoge und einer rund aufspielenden Besetzung bestens funktioniert.

Überhaupt wurde der Film bis in die Nebenrollen hin gut besetzt, hier gibt sich gutes Schauspiel die Klinke in die Hand. Cold Blooded wurde gekonnt inszeniert und das Ensemble passt. Jason Priestley macht seine Sache richtig gut, er spielt fast unbewegt und verlagert sein Handeln auf Details, auf das Brodeln unter seiner hübschen Oberfläche, das sich doch nur nach Liebe sehnt und damit gefährlich ist. Und so wünscht sich Cosmo nichts sehnlicher, als mit Jasmin zusammen zu sein. Sie wird über den Ausgang der Geschichte, über Cosmos Schicksal, entscheiden.

Cold Blooded funktioniert auch nach 27 Jahren noch bestens im Segment des schwarz-humorigen Low-Budget-Sektors und ist eine rund schnurrende Nummer des kleinen Killer-Kinos. Timing, Schauspiel und Witz stimmen. Jason Priestley ist super als Cosmo, er spielt ihn einfach gut und durchdacht. Der Witz liegt hier im Kleinen, im Kontrast und in der Plötzlichkeit. Das hat Spaß gemacht.

Das Bild ist gut und sauber, der Ton ebenso. Als Extras gibt es den deutschen Trailer und eine Bildergalerie.

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