Kleine Kinder haben oftmals Panik, wenn es erstmals ans Haareschneiden geht. Könnte ja weh tun. Bei mir ist das unfassbar lange her und so langsam signalisiert mein Haupthaar, dass die Zeiten der Friseurbesuche sich gegen Ende hinbewegen. Von daher konnte ich ganz entspannt an den neuesten Horrorschocker aus dem Hause LIGHTHOUSE HOME ENTERTAINMENT herangehen, in dem eine psychisch kranke Dame ihren Job zu ernst nimmt und anfängt, Kopfhäute abzutrennen für die private Frisurensammlung. Freundlicherweise spendiert der Verleiher Euch je eine DVD und Blu-ray. Wie Ihr da rankommt? Steht unten im Artikel.

Regie: Jill Gevargizian

Darsteller: Najarra Townsend, Brea Grant, Jennifer Seward, Davis DeRock, Sarah McGuire

Artikel von Christian Jürs

Regisseurin Jill Gevargizian inszenierte mit ihrem Langfilmdebüt The Stylist eine XXL-Version ihres gleichnamigen Kurzfilmes aus dem Jahr 2016. In beiden Versionen übernahm Schauspielerin Najarra Townsend die Titelrolle als mörderische Skalpsammlerin. Der Schocker wurde aber kein simpler Slasherhorror, sondern das einfühlsame Profil einer psychisch kranken Persönlichkeit.

Claire (Najarra Townsend) führt ein einsames, zurückgezogenes Leben. Die sozialen Kontakte der Friseurin beschränken sich auf ihre Zeit mit den Kundinnen, während sie deren Haare stylt. Claire arbeitet oftmals bis in die späten Abendstunden, wo sie sich dann allein mit ihren Kundinnen befindet. Oftmals unterbreiten die Damen beim Smalltalk dann ihre dunkelsten Geheimnisse, wie zum Beispiel Seitensprünge. Die Anonymität des Friseursalons macht halt die Zunge locker. Doch so schüchtern und zurückhaltend die zuhörende Claire nach außen hin ist, so krank ist ihr Innerstes. Und so vergiftet sie hin- und wieder Damen, die nicht zu ihrem Kundenstamm gehören und nur einmalig vorbeikommen wollten. Danach beraubt sie die Leichen ihres Skalps, den Claire dann für ihre Sammlung mit nach Hause, in ihre bunkerähnliche Wohnung, nimmt. Dort setzt sie sich die erbeuteten Echthaarperücken auf und taucht in ihrer Fantasie in das Leben, welches ihr auf dem Friseurstuhl geschildert wurde, ein.

Eines Tages wird die Situation für Claire allerdings kompliziert, als Olivia (Brea Grant), eine ihrer Stammkundinnen, sie überredet, deren Hochzeitsfrisur zu übernehmen. Die baldige Braut möchte ihre große Liebe Charlie (Davis DeRock) ehelichen und ihre ursprüngliche Stylistin ist abgesprungen. Um sie in die Vorbereitungen einzubinden, nimmt Olivia ihre Friseurin daher in den Kreis von Freunden und Familie auf, was in Claires wirrer Gedankenwelt gefährliche Türen öffnet. Nach und nach mischt sie sich in das Familienleben ein und schreckt auch vor weiteren Morden nicht zurück. Am Tag der Hochzeit eskaliert die Situation dann vollends, denn Claire sieht sich in ihrer Gedankenwelt bereits an der Seite von Charlie.

Auch wenn das Sammeln von Kopfhäuten Assoziationen an William Lustigs Maniac oder dessen Remake weckt, bekommt man hier etwas gänzlich anderes geboten. Claire offenbart uns zwar bereits in der Eröffnungssequenz, wozu sie fähig ist, doch danach tritt der Film zugunsten der inneren Zerrissenheit seiner titelgebenden Hauptfigur und ihrem Kampf gegen die Mordlust, auf die Bremse. Das bedeutet aber nicht, dass von nun an Langeweile herrscht. Im Gegenteil, dank der einfühlsamen Spielweise von Hauptdarstellerin Najarra Townsend und der ebensolchen Regie von Jill Gevargizian, lernen wir zu verstehen, was sich in Claires Gedankenwelt abspielt und wie sie, zugungsten eines möglicherweise normalen Lebens, dagegen ankämpft, ehe die inneren Dämonen zuschlagen. Doch wie zuletzt in Dexter: New Blood, kann auch diese Titel-Anti-Heldin nicht aus ihrer Haut. Gerät sie in stressige Situationen, sollte man Claire möglichst aus dem Weg gehen, wie der ein- oder andere Charakter schmerzhaft feststellen wird.

Ein Horrorfilm von Frauen, der insbesondere für Frauen inszeniert wurde, die dem Genre wohlgesonnen sind (wobei sich den Film selbstredend auch Männer anschauen können). Oftmals gelingt das Update eines Kurzfilms ins XXL-Kinofilmformat nicht. Hier allerdings ist insbesondere die ausgiebige Charakterzeichnung Claires die große Stärke von The Stylist. Die hier und da eingestreuten Splattereffekte sind ordentlich, toppen aber nicht die schockierenden Mordszenen beider Maniac-Verfilmungen. Statt Terror und Horror, überwiegt hier der psychiologische Standpunkt in einem entschlackten Tempo und schönen Bildern. Wer sich darauf einlassen mag, bekommt einen ordentlichen, aber nicht sensationellen Film geboten, dessen Ende allerdings vorhersehbar ist.

In punkto Bildqualität (2,39:1 / 1080p) weiss die zur Rezension vorliegende Blu-ray zu überzeugen. Auch die Tonqualität (Deutsch / Englisch in DTS-HD Audio Master 5.1) ist sehr gut. Als Bonus gibt es ein Wendecover ohne FSK-Logo.

Gewinnspiel:

Lighthouse Home Entertainment spendiert Euch eine DVD und eine Blu-ray des Schockers. Alles, was Ihr dafür machen müsst, ist eine Mail mit dem Betreff „Lieblingskiller“ an christian@die-medienhuren.de zu senden und folgende Gewinnspielfrage zu beantworten:

Wer ist Euer Lieblings-Serienkiller im gesamten Filmuniversum?

Einsendeschluß ist Dienstag, der 28.6.2022 um 21 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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