Spätestens seit dem weltweiten Erfolg der zeitgemäßen Neuinterpretation von ES, sind die schaurigen Horrorgeschichten von Bestseller-Autor Stephen King wieder schwer gefragt und natürlich schielten diverse Studios prompt auf noch herumliegende Verfilmungsrechte, um den nächsten potenziellen Kassenhit abzuliefern. So auch Blumhouse Productions, die mit ihrem Output seit Jahren erfolgreich das Genre beackern. So sicherten sie sich schnell die Lizenz für Kings Roman FEUERKIND (1980), um der Geschichte über ein Mädchen mit pyrokinetischen Kräften eine Frischzellenkur zu verpassen. Allerdings wurde FIRESTARTER (2022) schon vor dem unzeremoniellen Kinostart mangels aufmerksamkeitserregender Werbekampagne sprichwörtlich begraben und ging sang- und klanglos unter. Nun veröffentlichte Universal Pictures Home Entertainment den Streifen hierzulande für den heimischen Gebrauch und ob er es schafft, ein Feuer der Begeisterung zu entfachen, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Firestarter

Drehbuch: Scott Teems; nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King

Regie: Keith Thomas

Darsteller: Zac Efron, Ryan Kiera Armstrong, Sydney Lemmon, Michael Greyeyes, Gloria Reuben, Kurtwood Smith…

Artikel von Christopher Feldmann

Stephen-King-Verfilmung haben eine Tradition im modernen Kino, die nicht erst seit fünf Jahren besteht. Bereits in den 1970er Jahren begann man, sich bei den literarischen Ergüssen Kings zu bedienen. So wurde dessen erster Roman prominent von Regisseur Brian De Palma verfilmt, der mit CARRIE – DES SATANS JÜNGSTE TOCHTER (1976) ein Werk ablieferte, das nicht selten als Klassiker seines Jahrzehnts bezeichnet wird. Spätestens Stanley Kubricks THE SHINING (1980), eine zugegeben relativ freie Interpretation der zu Grunde liegenden Vorlage, sorgte für eine wahre King-Mania, galt dessen Name doch fortan als Synonym für guten Horror. So wurde in den 1980er Jahren so ziemlich alles verfilmt, was nicht niet- und nagelfest war. DEAD ZONE (1983), CUJO (1983), CHRISTINE (1983), DER WERWOLF VON TARKER MILLS (1985) oder FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE (1989), nur um ein paar Beispiele zu nennen. Die Qualität der einzelnen Umsetzungen schwankte zwar, der Erfolg war jedoch groß. Mitten in der ersten großen Welle entstand auch DER FEUERTEUFEL (1984), mit der noch jungen Drew Barrymore in der Hauptrolle, die als mit pyrokinetischen Fähigkeiten ausgestattetes Mädchen, für hitzige Temperaturen auf der Leinwand sorgte. Allerdings konnte diese King-Adaption wenig Begeisterung bei Kritikern wie Publikum auslösen, im direkten Vergleich zur nun erschienenen Neuauflage, gleicht die feurige Hatz von damals jedoch fast schon einem Blockbuster, denn FIRESTARTER (2022) sieht nicht nur nach TV-Niveau aus, sondern ist auch inhaltlich ein absoluter Rohrkrepierer.

Handlung:

Seit mehr als einem Jahrzehnt befinden sich Andy (Zac Efron) und Vicky (Sydney Lemmon) auf der Flucht: Verzweifelt versuchen sie, ihre Tochter Charlie (Ryan Kiera Armstrong) vor einer geheimnisvollen Regierungsbehörde zu verstecken, die ihre einzigartige Fähigkeit, Feuer zu entfachen, als Massenvernichtungswaffe einsetzen will. Andy hat seiner Tochter beigebracht, ihre durch Wut oder Schmerz ausgelöste Fähigkeit zu kontrollieren. Doch für die nun elfjährige Charlie wird es immer schwieriger, das Feuer zu bändigen. Als durch einen Zwischenfall der Aufenthaltsort ihrer Familie offenbart wird, nimmt ein mysteriöser Agent (Michael Greyeyes) die Verfolgung auf, um Charlie ein für alle Mal in die Gewalt der obskuren Organisation zu bringen.

Bevor man damit beginnt, auf einen Film wie FIRESTARTER einzudreschen, sollte man zumindest anführen, dass schon die Buch-Vorlage aus dem Jahr 1980 zu den eher mittelprächtigen Werken des berühmten Schreibers zählt. Nicht selten wird sie als eine Art wenig inspiriertes Rip-Off zu Kings Welterfolg CARRIE (1974) bezeichnet, was auch vollkommen gerechtfertigt ist, hatte dessen Debüt-Roman doch wesentlich mehr Horror, mehr Tiefgang und auch mehr Tragik zu bieten. Dies lässt sich auch konsequent auf die 84er-Verfilmung von COMMANDO-Regisseur Mark L. Lester übertragen, denn die überzeugte zwar mit hübscher Pyrotechnik und einem herrlich fiesen George C. Scott, war aber mindestens genau so zäh erzählt, wie die Buchversion. Zwar folgte 2002 ein Sequel in Form eines TV-Zweiteilers, ein Eintrag in die Popkultur blieb der Geschichte allerdings verwehrt. Warum sich nun Blumhouse Productions ausgerechnet auf diesen Stoff gestürzt haben, um ein Stück vom nun wieder beliebten Kuchen abzugreifen, muss man jedoch nicht verstehen. Wahrscheinlich wusste dies Firmenchef Jason Blum irgendwann selbst nicht mehr und ließ die Story genauso schnell und glanzlos herunterfilmen wie den Großteil seiner anderen Projekte.

Man kann auch nicht behaupten, man hätte es nicht kommen sehen. Schon die Werbekampagne für den Film war schlichtweg nicht vorhanden, lediglich ein Trailer wurde veröffentlicht und allein hierzulande fanden nicht einmal Pressevorführungen statt. Dies ließ schon vor Kinostart die Alarmglocken läuten und bei der Sichtung bewahrheitete sich schließlich die Vermutung. Was man hier ablieferte, hat im Kino eigentlich nichts verloren und ich wundere mich, dass man den Film nicht vorab an einen Streaminganbieter verhökert hat. FIRESTARTER erzählt selbstredend dieselbe bekannte Geschichte vom kleinen Mädchen mit den besonderen Kräften und ihrem telepathisch begabten Vater, die beide von der Regierung gejagt werden, immerhin würde diese sich gerne das feurige Temperament der kleinen „Charlie“ zu Nutze machen. Mehr zu erzählen gibt es nicht und auch diese kurze Wiedergabe verspricht eigentlich mehr, als der Film schlussendlich zu bieten hat. Das Drehbuch hat wirklich so gar nichts zu erzählen und schafft es zu keiner Sekunde irgendeine Form von Spannung zu erzeugen, dabei mangelt es dem Plot nicht an interessanten Themen. Vater-Tochter-Beziehung, der verantwortungsvolle Umgang mit der eigenen Macht, Kritik am System oder Coming-of-Age-Aspekte, FIRESTARTER holt nichts aus diesen Vorlagen heraus, sondern spult die immer gleiche Leier um sinistere Regierungsagenten ab, die einem Kind ans Leder wollen.

Würde das Skript von Scott Teems, der auch schon HALLOWEEN KILLS (2021) verbrochen hat, wenigstens diese Hetzjagd durch das amerikanische Hinterland spannend erzählen, würde ich über den Mangel an einer tieferen Ebene gar nicht erst kritisieren. Aber selbst diese ist einfach nur langweilig und austauschbar.

Es ist schon wahrlich überraschend, wie wenig in FIRESTARTER passiert. Statt Dinge zu zeigen, präsentiert uns der Film größtenteils nichtssagende Dialoge, die sich in schnödes Gelaber ergeben. Kurz vor Schluss gibt es dann noch ein paar Feuereffekte, wenn auch mit computergenerierter Unterstützung, und fertig ist die Laube. Man sitzt förmlich verwundert vor dem Bildschirm und fragt sich: „Ach, das war jetzt alles?“. Gegen diese Verfilmung wirkt selbst die wenig gelungene Neuauflage von FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE aus dem Jahr 2019 wie Genre-Gold, denn auch in Sachen Inszenierung und Atmosphäre ist die Wiederauferstehung des Feuerkindes eine herbe Enttäuschung.

Dabei saß mit Keith Thomas ein durchaus fähiger Mann auf dem Regiestuhl, der zuletzt mit THE VIGIL (2019) überzeugen konnte. Hier schien ihm rein gar nichts eingefallen zu sein, sieht FIRESTARTER doch aus wie ein handelsüblicher TV-Film, den man genau so gut auch für den SyFy-Channel hätte produzieren können. Statt der mauen Story ein wenig Tempo zu geben, filmt Thomas nur öde Kulissen ab, dreht in nahezu jeder Szene die Farbe raus und legt großspurig den matschigen Grau-Filter drüber, damit das Ganze optisch wie inhaltlich auf derselben blassen Ebene rangiert. Im Finale gibt es dann mal zwar kurz eine kleine Feuerbrunst zu bewundern, diese wird aber so schnell im Keim erstickt, dass es kaum Eindruck hinterlässt. Und während der Abspann rollt, wird man das Gefühl nicht los, dass es sich hier um einen Piloten für eine TV-Serie handelt, die wir natürlich nie zu Gesicht bekommen werden. Ursprünglich sollte der deutsche Regisseur Fatih Akin den Posten übernehmen, doch nach den üblichen „kreativen Differenzen“ verließ dieser das Projekt und dürfte somit der Einzige sein, der aus der Sache als Gewinner hervorgeht. Auch die Darsteller tun sich und dem Film keinen Gefallen, denn auch wenn Zac Efron mittlerweile ehrbares Schauspiel an den Tag legt, lässt ihn das Drehbuch jedoch sprichwörtlich verhungern. Anders ist das bei Ryan Kiera Armstrong als Titelfigur, denn die ist wirklich schwach in ihrer Rolle und funktioniert meiner Meinung nach so gar nicht. Einzig Michael Greyeyes, der als „Rainbird“ George C. Scott beerben durfte und deutlich mehr der Vorlage von King entspricht, bringt etwas Präsenz mit, nur leider weiß der Film auch mit ihm kaum etwas anzufangen. Kino-Recke und ROBOCOP-Baddie Kurtwood Smith hingegen bekommt nur einen etwas besseren Gastauftritt spendiert.

Einzig positiv hervorzuheben, ist derweil die Musik von John Carpenter, der gemeinsam mit seinem Team die Synthesizer anschmeißen durfte, um dem Film seinen charakteristischen Sound zu verpassen. Dies ist ihm durchaus gelungen, jedoch hätte ich dem Score einen besseren Film gewünscht. Schafft man es, 95 Minuten die Augen geschlossen zu halten, könnte man fast glauben, es handele sich um eine gute King-Verfilmung, wie man sie sich wünschen würde.

Universal Pictures Home Entertainment veröffentlichte den Streifen just im Heimkino und neben der digitalen Variante erschien auch eine Blu-ray, sowie eine DVD. Bild- und Tonqualität sind gut, in den Extras finden sich ein alternatives Ende, Deleted Scenes, Gag-Reel, sowie der Trailer.

Fazit:

FIRESTARTER (2022) ist mitnichten der nächste große Hit nach einer Vorlage von Stephen King, sondern ein mauer, ideenloser und darüber hinaus langweiliger Versuch, etwas vom neu entfachten King-Hype abzugreifen. Die Neuauflage ist weniger ein flammendes Inferno, sondern mehr ein altes Streichholz, das nach kurzer Entzündung sofort nur etwas Qualm von sich gibt.

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