Mit einem Jahr Verspätung kam diesen Sommer endlich das große Finale der Jurassic World-Reihe in die Kinos. Die Pandemie sorgte bereits während des Drehs zu Verzögerungen und auch die nur begrenzt erlaubte Auslastung der Vorführsäle verhinderte, dass wir bereits letztes Jahr die Zusammenführung der neuen Helden (Pratt, Howard) mit der alten Garde (Neill, Dern, Goldblum) genießen durften. Doch zum Genuß geriet der überlange Streifen nur für wenige Zuschauer. Der Großteil des Publikums war unzufrieden mit dem ihnen präsentierten Ergebnis. Woran es lag, dass viele enttäuschte Gesichter den Saal verließen und ob der 12 Minuten längere Extended Cut das Ruder rumreißen kann, könnt Ihr nun mit der Veröffentlichung von UNIVERSAL PICTURES HOME ENTERTAINMENT überprüfen. Hier meine Meinung zu beiden Filmversionen.

Originaltitel: Jurassic World: Dominion

Regie: Colin Trevorrow

Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Sam Neill, Laura Dern, Jeff Goldblum, DeWanda Wise

Artikel von Christian Jürs

Als 2015 mit Jurassic World die neue Trilogie des Dinosaurieruniversums an den Start ging, fühlte ich mich bestens unterhalten. Zwar bot der Film nur eine Neuerung gegenüber der Klassikerreihe, nämlich einen überfüllten, geöffneten Park, doch damit konnte Jurassic World ein wunderbares Katastrophenfilmszenario erschaffen, welches durchaus Laune macht. Mit Chris Pratt und Bryce Dallas Howard hatte man zudem zwei unverbrauchte Stars im Cast, deren Chemie einfach passt.

Die 2018 entstandene Fortsetzung Jurassic World: Das gefallene Königreich versprühte zwar weiterhin den Charme der beiden Hauptdarsteller und wusste mit einem unerwarteten Gruselhaussetting zu überraschen, ganz so kurzweilig wie sein Vorgänger geriet der Film jedoch nicht. Immerhin gab es eine neue Plotidee, in der ein einsamer, alter Mann seine verstorbene Tochter heimlich klonen ließ und diese als seine Enkelin großzog.

Maisie Lockwood (Isabella Sermon) heißt das Mädchen und steckt mittlerweile mächtig in der Pubertät. Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die mittlerweile ein gemeinsames Leben in einer abgelegenen Waldhütte in der Sierra Nevada führen, haben Maisie in ihre Obhut genommen und verstecken sie vor der Öffentlichkeit. Denn Maisies Herkunft ist mittlerweile ein offenes Geheimnis und somit ist sie in Gefahr. Doch nicht nur die Teenagerin lebt mit Claire und Owen zusammen. Auch Raptorin Blue lebt versteckt im anliegenden Wald und ist inzwischen Mutter geworden.

Das Glück der in der Natur lebenden Familie samt urzeitlichen Schmusetieren ist allerdings nur von begrenzter Dauer, als ein Wilderer (Scott Haze) dort aufschlägt und das Velociraptorbaby und das geklonte Mädchen entführt. Zwar bemerken Owen und Claire die Tat, können sie aber nicht mehr verhindern. Umgehend macht sich das Paar auf, die Entführungsopfer wieder zu befreien. Hilfe erhalten sie dabei von Owens ehemaligem Raptorentrainingskollegen Barry (Omar Sy) und der Pilotin Kayla Watts (DeWanda Wise), die das entführte Mädchen ausflog und nun unter Gewissensbissen leidet.

Zeitgleich sucht Dr. Elli Sattler (Laura Dern) ihren ehemaligen Arbeitskollegen und Lebensgefährten Dr. Alan Grant (Sam Neill) auf, jedoch nicht aus romantischen Gründen. Sie ist einer eigenartigen Plage von Riesenheuschrecken auf der Spur, die die gesamte Ernte der amerikanischen Bauern vernichten. Die gesamte Ernte? Nein, die genmanipulierten Ernteerträge der dubiosen Firma Biosyn, die einem gewissen Dr. Lewis Dodgson (Campbell Scott) gehört, bleiben unversehrt. Glücklicherweise ist im Hauptfirmensitz samt Labor ein alter Bekannter als Berater tätig – Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum), der Elli und Alan nicht nur mit Informationen versorgt, sondern ihnen auch eine Einladung für die Labore Biosyns ausstellt. Klingt irgendwie forciert? Ist es leider auch.

So laufen in der ersten Filmhälfte fortan beide Geschichten parallel ab, ehe es natürlich, alleine schon für den Moneyshot direkt über diesem Text, zur Vereinigung der neuen- und alten „Legacy„-Charaktere kommt. Doch Moment mal. Eigentlich war doch die Prämisse, mit der wir aus Jurassic World: Das gefallene Königreich entlassen wurden die, dass die Dinos nun in die Freiheit der amerikanischen Wildnis entkommen waren und Kurs auf die umliegenden Kleinstädte nahmen. Eine Idee, die gruselige Spannung von Familien in Not und Bedrängnis versprach, beim Kinobesuch jedoch innerhalb der ersten fünf Minuten bereits wieder vernichtet wurde. Denn nach dem Universal-Logo wurde uns umgehend in einer Nachrichtensendung erklärt, dass die Gefahr gebannt sei, da die Leute der Fa. Biosyn die ausgebüchsten Tiere wieder eingfangen haben und diese auf eine einsame Insel verfrachteten.

Halt! Stop! wird so mancher schreien, der damals, kurz vor Kinostart, auf YouTube ein Video erhaschte, in dem uns exklusiv die ersten fünf Minuten von Jurassic World: Ein neues Zeitalter präsentiert wurden. In diesem Clip bekam man zunächst einen Blick in die Urzeit der Dinos serviert und anschließend eine Szene in einem Autokino der Gegenwart, in welches ein T-Rex einbricht und für Chaos sorgt – also genau das, was man sich eigentlich vom letzten Teil der Trilogie erhoffte. Ich habe Euch am Ende des Artikels dieses Video einmal verlinkt.

Nun möchte man „Betrug“ rufen, doch ich kann zumindest teilweise Entwarnung geben. Im Extended Cut, der nun im Heimkino veröffentlicht wird (nicht auf DVD), sind diese Anfangsszenen wieder vorhanden. Leider geht es danach weiter wie gehabt und die 12 Minuten längere Schnittfassung hat, bis auf ein klein wenig weitere Action, auch sehr viel Füllmaterial zu bieten. Fakt ist, die Prämisse, die uns versprochen wurde, hat man letztlich nicht eingehalten. Lediglich das Aufeinandertreffen der alten- und neuen Stars bekommen wir ausgiebig serviert. Immerhin etwas.

Doch auch das Klassentreffen der Generationen geriet ein wenig enttäuschend, auch wenn die Darsteller, die immerhin 2020 inmitten der Hauptzeit der Pandemie einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt waren, sichtlich Spaß an ihrer Arbeit hatten. Was dem überlangen Film (im Extended Cut immerhin 160 Minuten Laufzeit) schlichtweg fehlt, ist eine spannende Handlung mit überraschenden Figurenentwicklungen. Stattdessen müssen sich Elli, Owen, Alan, Ian, Claire, Maisie und all die anderen gegen immer wieder neue Handlanger des mächtig fiesen Klischeebösewichts Dodgson wehren (der übrigens im originalen Jurassic Park bereits auftauchte und von Cameron Thor verkörpert wurde. Nachdem er ein 13 jähriges Mädchen sexuell bedrängte, wurde er aus verständlichen Gründen nicht mehr besetzt). Die Schergen des Bösen bleiben hierbei total austauschbar, weil sie schlichtweg einfach nur böse agieren und keinen Raum zur Entfaltung bekommen, da ihre Screentime aufgrund von gefressen werden generell nach wenigen Filmminuten vorbei geht.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter krankt an allen Ecken und Enden. Sei es die, wie erwähnt, unerfüllte Prämisse aus dem Vorgängerfilm, die uns der Cliffhanger damals versprach, die schwachen Bösewichte oder die wenig bedrohlichen Angriffe der viel zu selten agierenden Dinos. Hier gilt generell: Sobald Chris Pratt seinen magischen Arm ausstreckt, erstarren alle Dinos in Erfurcht, anstatt diesen abzubeißen. Hinzu kommt, dass die parallel erzählten Geschichten wirken, als habe man zwei unterschiedliche Drehbücher einfach miteinander vermischt. So mancher Charakterwandel erstaunt zudem. Ian Malcolm wirkt zweitweise wie eine völlig andere Person, die die Coolness der ersten beiden Teile im Laufe der Jahre scheinbar verlor. Den in den beiden Vorgängerfilmen äußerst unsympathisch agierenden Dr. Henry Wong (BD Wong) plagen diesmal Gewissensbisse. Es wirkt, als mache ihn seine neue Langhaarfrisur zu einem besseren Menschen. Statt Spannung und Überraschungen in die Geschichte einzubauen, bemüht sich der Film darum, möglichst woke zu sein. Letzteres ist nicht schlimm, immerhin möchte man eine wichtige Umweltbotschaft vermitteln, was nicht das Schlechteste ist. Auch die Actionszenen und Effekte können sich natürlich sehen lassen. Hilft aber nix, der Film zieht sich leider enorm und lässt Überraschungen gänzlich vermissen.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter erscheint in mehreren Editionen, die ich unter diesem Artikel verlinkt habe. Bild- und Tonqualität sind dabei, je nach Speichermedium, von großartig bis fantastisch zu bewerten. Im Bonusbereich findet man diverse Featurettes, sowie den Extended Cut, der auf DVD fehlt, zu dem ich aber unbedingt raten würde, da er das etwas müde Finale doch ein wenig aufwertet.

Auch wenn mein Fazit etwas negativer ausfällt als erhofft, so kommt natürlich kein Fan der Reihe um den finalen (?) Teil herum. Wer hingegen die ersten fünf Filmen schon nicht mochte, wird durch Jurassic World: Ein neues Zeitalter aber auch nicht mehr bekehrt werden.

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