Bevor Schauspielerin Christina Ricci demnächst mit ihrem Stelldichein in Tim Burtons Netflix-Serie WEDNESDAY (2022) einen Bogen zu ihren Karriere-Anfängen schlägt, können Fans die charismatische Aktrice im Horror-Drama MONSTROUS (2022) bewundern. Darin spielt sie eine alleinerziehende Mutter in den 1950er Jahren und bekommt es dabei mit einem glitschigen Seemonster zu tun. Capelight Pictures veröffentlichte den Streifen mit Retro-Touch kürzlich im Heimkino, ob er sich lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Monstrous

Drehbuch: Carol Chrest

Regie: Chris Sivertson

Darsteller: Christina Ricci, Santino Barnard, Don Durrell, Lew Temple, Colleen Camp…

Artikel von Christopher Feldmann

Nach Rollen in MEERJUNGFRAUEN KÜSSEN BESSER (1990) und AUF DIE HARTE TOUR (1990), gelang Christina Ricci als „Wednesday Addams“ in der Horrorkomödie THE ADDAMS FAMILY (1991), sowie im Sequel DIE ADDAMS FAMILY IN VERRÜCKTER TRADITION (1993) der große Durchbruch. Ihre Darbietung gilt heute als ikonisch und auch danach gelang der Schauspielerin eine ergiebige Karriere, wobei sie bereits nach CASPER (1996) dazu neigte, deutlich erwachsenere und auch abgründigere Rollen zu spielen. Egal ob BUFFALO’66 (1998), SLEEPY HOLLOW (1999), MONSTER (2003) oder auch CURSED (2005), Ricci neigt seit jeher zu Projekten im Genre-Kino. Nach mehreren Jahren, in denen sie überwiegend im Fernsehen oder auch als Sprecherin tätig war, darf sie bald wieder im Kosmos der ADDAMS FAMILY unterwegs sein, spielt sie doch in der kommenden WEDNESDAY-Serie aus dem Hause Netflix eine noch nicht näher definierte Rolle. Dass Ricci auch darüber hinaus nicht dem Grusel abgeneigt ist, zeigt sie in MONSTROUS (2022), einem kleinen Independent-Horrorfilm, in dem sie abermals richtig glänzen darf, auch wenn das Drumherum noch ausbaufähig gewesen wäre.

Handlung:

Die junge Mutter Laura (Christina Ricci) möchte ihre Vergangenheit endlich hinter sich lassen. Sie zieht in ein abgelegenes Haus an einem idyllischen kleinen See, um dort mit ihrem Sohn Cody (Santino Barnard) ein neues Leben zu beginnen. Doch schon in der ersten Nacht im neuen Zuhause wird Cody von einer unheimlichen Kreatur heimgesucht – eine merkwürdige Kraft hat es auf den Jungen abgesehen. Als sich die schrecklichen Ereignisse häufen, muss Laura sich schließlich ihrer größten Angst stellen

Um ehrlich zu sein, muss ich meine Einleitung etwas revidieren, handelt es sich bei MONSTROUS doch nicht wirklich um einen reinrassigen Horrorfilm, sondern viel mehr um eine Art Psychodrama mit Horror- oder besser gesagt Grusel-Elementen. Würde ich diesen Film als klassischen Monsterhorror bezeichnen, wäre das doch ein wenig irreführend. Tatsächlich ist das Werk von Regisseur Chris Siverston, der übrigens auch die Gurke ICH WEIß, WER MICH GETÖTET HAT (2007) mit Lindsay Lohan zu verantworten hat, eine klare Hommage an das Gruselkino der 1950er Jahre, wird doch ausgiebig der All-Time-Classic DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS (1954) zitiert, der eine wichtige Rolle für die Handlung auch für die Hauptfigur spielt.

Die Geschichte rund um eine alleinerziehende Mutter, die versucht, sich mitsamt Sohn ein neues Leben fernab vom verflossenen Ehemann zu machen und dabei zahlreiche Stolpersteine überwinden muss, wird mit reichlich Mystery-Elementen angefüttert. Irgendetwas scheint nämlich mit der wie aus dem Ei gepellt wirkenden Mutter, die mit freundlichem Lächeln die Hausfrau aus dem Bilderbuch darzustellen scheint, nicht so richtig zu stimmen und Telefonate mit dem Arzt und immer wiederkehrende Stimmungsschwankungen deuten darauf hin, dass in der bunten Idylle mit einem Haus am See etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. MONSTROUS legt seinen Fokus stark auf „Laura“, ihr Sohn „Cody“ kommt dabei ziemlich kurz und auch insgesamt, scheint das Drehbuch nicht viel Interesse daran zu haben, die Beziehung zu vertiefen. Alles bleibt sehr wage…ist da etwa ein Twist im Busch? Um gleich vorwegzugreifen, der Film steuert natürlich auf eine spektakuläre Wendung hin, die die Ereignisse zuvor in ein neues Licht rücken. Dabei bedient man sich aber einem sehr abgegriffenen Trope, der bereits vor zehn Jahren schon „oldfashioned“ war. Vor allem riecht man den Twist schon meilenweit gegen den Wind, gibt ein Telefonat im ersten Drittel bereits zu viele Indizien preis. Das sehnlichst erwartete Monster aus dem See ist dabei nur schmuckes Beiwerk, auch wenn der ein oder andere nette Jumpscare daraus resultiert. Auf ein waschechtes Creature-Feature sollte man nicht hoffen, hat die Jack-Arnold-Reminiszenz mehr einen metaphorischen Charakter.

Allerdings ist MONSTROUS trotz seiner Vorhersehbarkeit relativ nett geraten, dafür sorgt die liebevolle Ausstattung, die mit viel Detailverliebtheit das Kolorit der 1950er Jahre abbildet. Bunte Farben, schöne Kleider und cremefarbene Cadillacs sorgen für eine bildschöne Szenerie. Und wenn „Laura“ gemeinsam mit ihrem Sohnemann unbeschwert eine Geburtstagsparty vorbereitet, während dazu Buddy Holly dudelt, dann sorgt das für ein wahrlich gutes Gefühl. Inszenatorisch macht Regisseur Siverston einiges richtig und setzt auch in den Gruselszenen ordentlich Akzente, die aber kaum über den Genre-Durchschnitt hinausreichen. Das Set-Design und auch ein schöner Moment, in der sich die Mutter plötzlich im bereits erwähnten Creature-Klassiker befindet, sorgen trotz aller Schwächen für eine gewisse Wertigkeit. Schade, dass das Drehbuch keine wirklich neuen Ideen hat.

Für einige Aufwertung sorgt zudem Christina Ricci, die als undurchsichtige Mutter eine Glanzvorstellung abliefert. Man spürt auch, dass der Film komplett auf die beliebte Schauspielerin zugeschnitten wurde, die restliche Besetzung, allen voran ihr Filmsohn Santino Barnard, hat da schon viel weniger zu tun.

Capelight Pictures veröffentlichte den Retro-Grusel kürzlich im hiesigen Heimkino. Bild- und Tonqualität der Blu-ray sind sehr gut, als Extra gibt es lediglich den Trailer.

Fazit:

MONSTROUS (2022) profitiert von seinem liebevollen Set-Design, seiner Verbeugung vor dem Gruselkino der 1950er Jahre und einer sehr gut aufgelegten Christina Ricci, die dem vorhersehbaren Psychodrama ein wenig Gravitas verleiht. Mehr als Genre-Durchschnitt hat der Film eigentlich nicht zu bieten, gerade weil man sich hier einem sehr abgegriffenen Twist bedient, den man früh kommen sieht.

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