Im Jahr 1964 erlebte die TV Welt mit den Munsters und der Addams Family einen Konkurrenzkampf der lustigen Gruselfamilien, der qualitativ relativ unentschieden ausging. Spätere Reanimationen dieser Klassiker gerieten allerdings meist unerträglich, so auch Rob Zombies trauriger Versuch, den Munsters dieses Jahr neues Leben einzuhauchen. Regisseur Barry Sonnenfeld hatte da in den Neunzigern ein glücklicheres, eiskaltes Händchen und schuf mit seinen beiden Kinoadaptionen der Addamsfamilie zwei höchst unterhaltsame, schwarze Komödien, die zudem mit gutaufgelegten, talentierten Schauspielern aufwarten konnten. Den ersten Teil hat CAPELIGHT PICTURES nun unter ihre Fittiche genommen und sowohl als verlängerten Extended Cut, als auch in der Kinofassung (nur im Mediabook enthalten) veröffentlicht.

Originaltitel: The Addams Family

Regie: Barry Sonnenfeld

Darsteller: Raúl Juliá, Angelica Huston, Christopher Lloyd, Christina Ricci, Dan Hedaya

Artikel von Christian Jürs

Die Addams sind schon eine putzige Sippe. Die aparte Morticia (Angelica Huston) ist hoffnungslos ihrem quirligen Ehemann Gomez (Raúl Juliá) verfallen, der sie auch mal wie ein wildes, dämonisches Tier liebt. Die Sprösslinge Wednesday (Christina Ricci) und Pugsley (Jimmy Workman) spielen derweil gerne Wilhelm Tell nach (wobei sich der Apfel nicht auf dem Kopf, sondern im Mund des Trägers befindet) oder vergnügen sich auf dem elektrischen Stuhl. Und Großmutter Addams (Judith Malina)? Die kocht derweil gerne ihre Lieblingsspeisen, die aus allerlei Innereien und Gewürm bestehen, während Butler Lurch (Carel Struycken) den Haushalt zusammenhält, stets unterstützt vom eiskalten Händchen, einem Greiforgan ohne weiteren Körper. Eine schrecklich böse Familie halt.

Eine Sache hat Familienoberhaupt Gomez jedoch nie verknusen können, nämlich den Streit mit seinem Bruder Fester vor vielen Jahren. Diese Unstimmigkeit bewog seinen Bruder einst zum Auszug aus dem Familienhaus. Seitdem ist Fester verschollen. Etliche Male versuchte die Familie bereits, per Séance mit dem verlorenen Bruder in Kontakt zu treten, doch leider immer ohne Erfolg. Jetzt, beim 25. Versuch, soll es endlich klappen. Und tatsächlich, urplötzlich steht Fester vor der Tür. Zufall? Oder gar ein Wunder?

Nein, tatsächlich ein heimtückisches Spiel von Gomez´ Buchhalter Tully Alford (Dan Hedaya), der mit seiner Frau Margaret (Dana Ivey) an der spiritistischen Sitzung teilgenimmt. Grund hierfür sind Tullys horrende Schulden bei der teuflischen Abigail Craven (Elizabeth Wilson), deren Sohn Gordon (Christopher Lloyd) zufällig (?) dem verloren gegangenen Fester wie ein Ei dem anderen gleicht. Eine gute Gelegenheit also, diesen in die Familie Addams einzuschleusen, damit er den, irgendwo in der Gruft des Gemäuers, verborgenen Familienschatz finden und stehlen kann.

Doch ganz so einfach wie gedacht und geplant ist die Sache nicht, da Gomez möglichst viel von der verlorenen Zeit mit seinem Bruder nachholen möchte und die kluge Wednesday zudem einen Verdacht aufgrund des merkwürdigen Verhaltens Festers hegt. Der schiebt sein unvermögen sich an Familiengeheimnisse zu erinnern an die vielen dazwischen vergangenen Jahre, die er nach eigener Aussage verschollen im Bermudadreieck verbrachte, doch glauben will ihm das Mädchen diese Ausrede nicht.

Wie die Geschichte ausgeht, sei hier natürlich nicht verraten, wohl aber, dass Addams Family auch 31 Jahre nach seiner Entstehung immer noch mit anarchischem, schwarzen Humor punkten kann. Barry Sonnenfelds Interpretation des Stoffes wirkt dabei wie ein etwas bodenständigerer Tim Burton Film und unterhält bestens. Klar, die Spezialeffekte sind größtenteils durchschaubar (besonders in 4K natürlich), aber so war das damals nunmal. Zeitlos hingegen ist das grandiose Spiel sämtlicher Darsteller, wobei Raúl Juliá, Angelica Huston, Christopher Lloyd und vor allem die kleine Christina Ricci, die hier erst ihren dritten Leinwandauftritt hatte (nach Meerjungfrauen küssen besser und Auf die harte Tour), besonders hervorstechen.

Mir lag zur Ansicht die Mediabookvariante vor, die mit hervorragender Bild- und Tonqualität punkten kann. Außerdem hat man die Wahl zwischen der Kinofassung und dem Extended Cut, in dem die Mamushka-Tanzszene verlängert wurde (nachdem man verlorengeglaubtes Material zufällig wiederfand). Hierzu äußert sich Regisseur Barry Sonnenfeld, sofern man sich für diese Version entscheidet, in einem kurzen Vorwort. Wer zur DVD-Variante greift kann nur auf die verlängerte Fassung zurückgreifen. Macht aber nix, die 90 Extrasekunden sind wirklich witzig ausgefallen. Als weitere Extras gibt es eine Featurette, ein Interview mit dem Regisseur, den Trailer auf deutsch und im Original, sowie ein 24-seitiges Booklet, verfasst von Marco Heiter.

Addams Family ist ein heiterer Spaß für die ganze Familie ab 12 Jahren. Natürlich ungekürzt. Das war nicht immer so. Damals, zur Erstveröffentlichung, musste eine Szene für eben diese Freigabe gekürzt werden (die mit dem elektrischen Stuhl). Glücklicherweise ist die FSK heute nicht mehr so empfindlich, sonst würden sie es mit dem eiskalten Händchen zu tun bekommen.

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