Im August verstarb Regisseur Wolfgang Petersen, der mit DAS BOOT (1981) wohl DEN U-Boot-Film schlechthin drehte und damit ein zeitloses Meisterwerk schuf. Auch wenn der deutsche Filmemacher nicht mehr unter uns weilt, können wir uns immerhin damit trösten, dass ihm der Low-Budget-Weltkriegsthriller OPERATION SEAWOLF (2022) erspart blieb, der nun über Tiberius Film im Heimkino erscheint. Der mit Dolph Lundgren und Frank Grillo besetzte Streifen besticht nämlich weniger durch seine Atmosphäre, sondern durch seine mauen CGI-Effekte und gähnende Langweile.

Originaltitel: Operation Seawolf

Drehbuch & Regie: Steven Luke

Darsteller: Dolph Lundgren, Andrew Stecker, Apostolos Gliarmis, Hiram A. Murray, Frank Grillo, Luke Steinborn…

Artikel von Christopher Feldmann

Im Frühjahr 1945 galt der 2. Weltkrieg als nahezu entschieden und trotzdem holte das deutsche Militär zu einem „finalen Paukenschlag“ aus, um den Alliierten auf den letzten Metern doch noch erheblichen Schaden zuzufügen. So wurde die U-Boot-Gruppe „Seewolf“ entsandt, die sich zur amerikanischen Ostküste durchschlagen und Großstädte wie New-York mit Raketen bombardieren sollte. Nachdem zahlreiche deutsche U-Boote versenkt wurden, kam eine neue Gruppe zum Einsatz, die ihrem Gegner in Sachen Technik mehrere Entwicklungsjahre voraus war. Das Unternehmen wurde allerdings eingestellt, da das deutsche Reich am 07. Mai 1945 gegenüber Großbritannien und den USA kapitulierte. Eine spannende Geschichte, die in ähnlicher Form in Wolfgang Petersens DAS BOOT (1981) erzählt wird, auch wenn der Klassiker auf einem Roman basiert, der sich wiederum auf wahre Begebenheiten stützt, die viel früher stattfanden. Dennoch sind Parallelen zwischen dem besten deutschen Film aller Zeiten und dem Low-Budget-Kriegsdrama OPERATION SEAWOLF (2022) erkennbar und man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass die Direct-to-DVD-Produktion nicht auch nur annähernd die Qualität bieten kann, die man sich eigentlich für solch eine Geschichte erhofft.

Handlung:

In den letzten Tagen des 2. Weltkriegs hofft das Deutsche Reich auf eine Wunderwaffe. Der hochdekorierte Kommandant Hans Kessler (Dolph Lundgren) erhält den Geheim-Auftrag „Operation See-Wolf“, mit den letzten noch verbliebenen U-Booten soll er bis an die US-Küste durchbrechen und New York City mit speziellen Raketen angreifen. Doch die Zerstörer der US-Flotte suchen Kesslers U-Boote bereits…

Es ist eigentlich witzig, dass Dolph Lundgren, der durch sein Aussehen und seine Statue dazu prädestiniert scheint, den Vorzeige-Arier zu spielen, nie einen Nazi verkörpern durfte. Dies änderte sich nun mit OPERATION SEAWOLF, in dem der Actionrecke einen alternden U-Boot-Kommandanten mimt, der seine Besatzung auf ein Himmelfahrtskommando führt, um offensichtlich das Ruder im zweiten Weltkrieg zu Gunsten Deutschlands doch noch herumzureißen. Das Drehbuch fokussiert sich sehr stark auf die Dynamik unter Deck und die Beziehung zwischen Lundgrens Figur und seiner Truppe. Dass man hierbei kein fesselndes Drama auf dem Niveau des Eingangs erwähnten Klassikers DAS BOOT (1981) erwarten sollte, dürfte angesichts der preiswerten Produktion auf der Hand liegen. Dennoch hätte man sich mit dem Drehbuch etwas mehr Mühe geben können, denn so ziemlich alle Ereignisse innerhalb des U-Boots sind an Oberflächlichkeit kaum zu überbieten. Nichtssagende Dialoge und fehlende Charaktere sorgen dafür, dass sich die nicht einmal 90 Minuten an Laufzeit ziehen wie Kaugummi. Lediglich Lundgrens Kommandant bekommt ein wenig Grauschattierung, die dann aber in einem Nebensatz aufgelöst wird. Hier wäre durchaus Potenzial vorhanden gewesen, einen ambivalenten und innerlich zerrissenen Charakter zu formen, jedoch versagt das Skript auf ganzer Linie. Stattdessen werden immer wieder Manöver eingestreut, in der ein Torpedo auf irgendein Schiff gefeuert wird. Nie wird es spannend, nie emotional und auch Atmosphäre sucht man vergebens.

Einzig Dolph Lungren, der hier tatsächlich die Hauptrolle inne hat, gibt sich sichtlich Mühe, seine Figur mit Leben zu füllen. Natürlich war der schwedische Actionstar nie der beste Schauspieler und wird in diesem Leben auch keinen Darstellerpreis mehr gewinnen, angesichts der Qualität des Films, ist er aber noch das klare Highlight. Die restliche Besetzung kann da nicht mithalten, weil sie erstens zu wenig zu tun bekommt und zweitens ganz schön vergessenswert ist. Von der gesamten Besatzung des deutschen U-Boots kann ich mich schon jetzt an niemanden mehr erinnern.

Einzig Frank Grillo ist noch zu erwähnen, der hier allerdings nur eine kleine Nebenrolle als Commander der Alliierten inne hat und vermutlich für lediglich einen Drehtag vor der Kamera stand. Während Kollege Lundgren noch echtes Engagement an den Tag legt, war der B-Film-Star augenscheinlich ausschließlich für den Paycheck am Set, so lustlos spult er seine Dialoge ab.

Natürlich kommt auch OPERATION SEAWOLF, wie es sich für diese Preisklasse gehört, in billigster Digitaloptik daher. Zwar wurden die Unterwasser-Szenen in einem echten U-Boot aus dem zweiten Weltkrieg gedreht, die beklemmende Atmosphäre dieses engen Raumes kommt aber nie zur Geltung, da die Kamera so unkreativ und wahllos platziert erscheint, zumal der Kameramann auch nicht im Stande zu sein schien, diese auch mal ruhig zu halten. Auch die Szenen auf Seiten der Alliierten wirken sehr schwach, vor allem durch die billigen Sets, die aussehen, als hätte man sie in Grillos Wohnzimmer gefilmt. Dass kein Geld für die Seeschlachten vorhanden war, dürfte derweil auf der Hand liegen, weswegen sämtlich Shots auf hoher See aus dem Rechner stammen. CGI-Wasser, CGI-Schiffe, CGI-Explosionen und CGI-Flugzeuge sollen ein wenig Spektakel in den Film bringen, sehen aber dermaßen bescheiden aus, dass man stellenweise schmunzeln muss. Klar, es gibt schlechtere Effektarbeit und die Szenen sind recht kurz gehalten, dennoch ist das schon ziemlich mies.

Tiberius Film veröffentlichte den Streifen bereits digital und in Kürze erscheint auch die physische Ausgabe als Blu-ray und DVD. Zur Sichtung lag uns ein Screener vor.

Fazit:

OPERATION SEAWOLF (2022) ist quasi DAS BOOT bei Wish bestellt. Ein schlechtes Drehbuch, eine schwache Inszenierung und miese Digitaleffekte bestimmen die knapp 90 Minuten Laufzeit. Immerhin Dolph Lundgren sammelt mit seiner engagierten Performance ein paar Bonuspunkte, auch wenn sich hier selbst hartgesottene Fans des Schweden langweilen dürften.

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