Michelle Yeoh schwingt die Peitsche! 1987 war Michelle nur noch in zwei Filmen zu sehen, dann wurde sie vom D & B Films Produzenten Dickson Poon geheiratet und verschwand von der Leinwand. Nach der Scheidung kehrte sie, sichtlich gereift, mit Police Story 3 zurück, und fortan war ihre Karriere nicht mehr aufzuhalten. Doch bevor sie vor den Altar trat, gab es mit Magnificent Warriors noch ein amüsantes Actionbrett mit einer Michelle Yeoh im Indiana-Jones-Outfit, die hier ganz im Mittelpunkt der Fights steht. Ein echter Yeoh Film also, der wie eine Schnittstelle zwischen alter und neuer Karriere wirkt, und auch heute noch zu unterhalten weiß. CARGO RECORDS/MR. BANKER FILMS brachten den HK-Klassiker nun als limitiertes Mediabook heraus.

Originaltitel: Zhong hua zhan shi

Alternativtitel: Dynamite Fighters, Dynamite Heroes, Yes, Madam III

Regie: David Chung

Darsteller: Michelle Yeoh, Richard Ng, Lowell Lo, Cindy Lau, Hark-on Fung, Derek Yee

Artikel von Kai Kinnert

1938 hat der chinesisch-japanische Krieg seinen blutigen Höhepunkt erreicht. Im Nachbarland Bhutan regiert ein japanischer General mit brutaler Härte über ein Gefangenenlager von internierten Chinesen. Kaal, die Stadt, die von General Toga besetzt ist, wird zum Schauplatz unerbittlicher Kämpfe gegen die Macht der Japaner. Um die Macht der verhassten Japaner endgültig zu brechen, wird Chu King eingesetzt: eine Frau wie Dynamit. Sie beherrscht den Umgang mit der schnellsten und tödlichsten Peitsche des Fernen Ostens und ist die erste Kampffliegerin in diesem Krieg. Zusammen mit dem ausgefuchsten Spieler Ng, einem listenreichen Kampfgefährten, nimmt sie die Herausforderung an. Am Ende der blutigen Schlacht bleibt nur eine Lösung: Die ganze Stadt muss in einem höllischen Feuersturm zerstört werden.

Gut 60 Minuten lang ist der Film eigentlich nur ein harmloses Actionspektakel mit reichlich Zeit für Fights und Flugszenen. Immerhin spielt Richard Ng mit, da darf also auch mal geschmunzelt werden, sofern man denn den leicht überdrehtem HK-Humor goutieren mag. Nach 60 Minuten aber kippt die Angelegenheit dann in weniger harmlose Gefilde, denn die japanischen Besatzer kommen ins Spiel. Der Film treibt seinen Spaß zwar weiter, doch bei den Japanern gefriert einem dann doch das Grinsen. Man wähnt sich in einer Actionkomödie und plötzlich steht Men behind the Sun (1988) im Raum. Der berüchtigte Cat. III Klopper befasste sich mit den Kriegsverbrechen der Japaner in China, speziell mit den Menschenversuchen durch die Truppeneinheit 731.

Die Kriegsverbrechen der Japaner sind auch hier Thema, wenn auch nur kurz, dafür aber ein Jahr vor dem Erscheinen von Men Behind the Sun, denn General Toga will eine Giftgasfabrik in der Stadt bauen und demonstriert sogleich an einem Unschuldigen die Wirkung des Gases. Mit einer Gasmaske vor dem Gesicht, kniet der Gefangene am Boden und bekommt die Gaskartusche angeschraubt. Nach fünf Sekunden ist der Kerl verreckt. Äh…ja. Das hat zur Folge, dass fortan die Dialoge auf Rache-Modus umschalten und die Truppe um Michelle Yeoh die Japaner tot sehen will. „Lasst mir noch Japaner über – ich will auch welche töten!“ heißt es nun in den Dialogen, da geht es textlich wirklich hoch her. Filmisch haben die Japaner weder in Korea, noch in China was zu Lachen, das war schon immer so, aber selten verpackte es sich so luftig leicht wie in Magnificent Warriors. Und am Ende hält Richard Ng eine schmalzige Ansprache auf den chinesischen Weltfrieden, da klappern einem fast die Synapsen.

Aber darum geht es dem Film eigentlich gar nicht, Regisseur David Chung (sonst eigentlich Kameramann, u.a. bei Boat People, Leben hinter Masken, God of Gamblers) montiert hier zwar naives Entertainment nach grobem Reißbrett, aber er macht es nicht schlecht. Die Nummer hatte nicht viel Budget, aber David Chung und sein Team arbeiten nicht ungeschickt mit der Kamera. In den entscheidenden Augenblicken hat der Film einen guten Look, der Schnitt passt, obwohl auf die üblichen langen Einstellungen im Fight verzichtet wurde, kommt die Action gut rüber. Es gibt lange Sequenzen, die allesamt handfest und aufwändig choreografiert wurden. Hier wird wenig geschossen, stattdessen gibt es saftige Stürze und gute Stunts. Absolut sehenswert ist die Szene mit Michelle Yeoh und dem Seil, das Ölfass, aber auch weitere Actionsets wurden ausgefeilt choreografiert, man drehte mit wenig Tricks, dafür mehr mit der Kamera. Die Rechnung geht auf.

Magnificent Warriors hat gute Actionsequenzen, Michelle Yeoh zeigt was sie drauf hat, und das macht Spaß. Die Stunts sind gelungen, es gibt eine gute Choreografie. Wer den naiv-lustigen Anti-Japaner-Quatsch ausblenden kann, bekommt hier kurzweilige HK-Action ohne Blutspritzer, dafür aber eine junge Michelle Yeoh in Action, voller Biss. Ein leichtfüßiger Action-Klamauk für Fans des HK-Kinos.

Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut. Als Extras gibt es Trailer, eine Bildergalerie, ein (längeres) Interview mit Michelle Yeoh und ein 16-seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach.

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