Am 11.11. diesen Jahres erschien anlässlich des 50. Geburtstages der Videospiel-Legende aus good old Sunnyvale die ATARI 50 Collection. 50 Jahre! Meiner Herren, Damen und Diversen! Eine 103 Spiele starke Sammlung, so ziemlich jedes System abdeckend das unter der originalen ATARI-Flagge erschienen ist. Eine einfache Review wäre zu wenig, die Wichtigkeit und den Einfluss des Unternehmens auf die vergangene und moderne Videospielewelt zu würdigen. Es soll auch nicht einfach nur eine Wertung für ein Produkt sein. Dies wird eine Reise – eine persönliche Reise. Und deshalb beginne ich mit der Spielauswahl des Atari Jaguar. Denn dies, liebe Leute, war mein erstes selbst gekauftes Atari System!

Titel: Atari 50

Erschienen für: PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox Series S, Xbox Series X, Switch

Preis: 39,99 Euro

Artikel von Victor Grytzka

Es ist 1996, keiner bräunt sich (in der Südsee)… aber Victor freut sich. Summer of 96… Ich bin 12 Jahre alt, besuche die Realschule und auf dem Pausenhof gibt es nur ein heißes Thema. Sony PlayStation vs. Sega Saturn. 3D-Gaming war in den Haushalten angekommen. In fast allen Haushalten. Ich daddelte immer noch mit meinem Sega Master System, einer Perle der 8-Bit Technik. Aber man will ja ein Teil der Jugendkultur werden und so musste eine neue Zockerei ins Haus. „Mamaaa, Papaaa! Ich brauch eine PlayStation!“. Die Antwort war so ernüchternd, schmerzhaft und dennoch vernünftig. Willst du kaufen, musst du sparen! Mal eben in die Sparbüchse gelauert. Immerhin ein Hunni drin! Aber immer noch viel zu wenig für eine neue Spielkonsole.

Bei einem Besuch im niederländischen Roermond gab es zu dieser Zeit in einem meiner Stammläden eine Konsole für 149,99 zu kaufen. Ein Jaguar. Nein, nicht das Auto. Eine Spielkonsole aus dem Hause Atari. Ich hatte nie davon gehört, aber das Logo war cool, der Name war cool und es war ein Upgrade zu meinem alten Sega. Da fehlten nur noch 50 Eier zum Glück. Dachte ich zumindest. Doch es begab sich kurz darauf dass ein Quelle-Katalog ins Haus flatterte. Auch da war der Jaguar im Angebot. Konsole, 2 Controller, 2 Spiele – 99 Märker! Eiderdaus – die Kohle hau ich raus. Meine Mutter bestellte das Gerät, das ein paar Tage später auf unserer Fußmatte landete.

Was ich damals nicht wusste – der Jaguar war 1996 schon ein Auslaufmodell, hatte dabei gerade erst 3 Jahre auf dem Buckel und war das letzte Baby der Firma Atari in seiner Urform, bevor der Markenname von einem Rechteinhaber zum Anderen verscherbelt wurde. Dabei ist Jack Tramiels letzter Coup nicht mal wirklich übel, sondern einfach nur eine Fehlplanung mit einer zu frühen Markteinführung, einer schwierig zu programmierenden Kombination aus Mikrochips und einem kleinen Marketingdesaster. Aber – das ist Geschichte. Ich wusste es damals nicht und habe die Zeit mit meiner Raubkatze genossen. Und genau da kommt ATARI 50 ins Spiel. Denn als Premiere wurden zum erstmals seit damals einige Titel des 64-Bitters (auch eine Marketingente) wiederveröffentlicht. Und um die soll es hier gehen. Let´s get to the games!

Die Atari Jaguar Konsole mit einem Controller – eigenwilliges Design

Eine Auswahl zu treffen ist bei dem doch eher schmalen Angebot der Atari Jaguar Bibliothek nicht ganz einfach. Gerade einmal 50 Spiele haben es in die Regale der Händler geschafft. 9 davon hat Entwickler Digital Eclipse auf die modernen Konsolen gezaubert. Für die Zusammenstellung war Atari (oder das was davon übrig ist) selbst zuständig. Für Leute, die einen Jaguar besaßen, eine schöne Erinnerung, für Neulinge eine interessante Entdeckung. Aber ist das am Ende wirklich gut?

Atari Karts ist ein Funracer aus dem Jahr 1995, entwickelt von Miracle Designs. Auf diversen Strecken donnert ihr mit schrägen Charakteren, angeführt von Bentley Bear, der Hauptfigur aus dem Arcade-Klassiker Crystal Castles, über diverse Strecken mit verschiedenen Settings. Wahlweise im Flachland oder durch eine Hügellandschaft mit Schlaglöchern, Hügeln und Rampen. Stark inspiriert vom Nintendo-Klassiker Super Mario Kart geht darum, in verschiedenen Cups den ersten Platz zu erreichen. Dabei helfen euch verschiedene Power-Ups, aber auch Downgrades, die auf der Strecke verteilt sind und aktiviert werden, sobald man mit seinem Kart darüber fährt. Im Gegensatz zu anderen Kart-Racern gibt es hier keine Waffen – Gegner werden dadurch ausgeschaltet, indem ihr sie mit Schmackes von der Strecke rammt, aber Vorsicht – die KI verhält sich sehr aggressiv und hält sich nicht zurück, auch euch in die Botanik zu verfrachten. Zusätzlich könnt ihr gegen einen menschlichen Mitspieler im Duell antreten. Am Ende eines Cups habt ihr zudem die Möglichkeit weitere Charaktere freizuschalten, indem ihr diese in einem Rennen besiegt.

Grafisch präsentiert sich das Ganze hervorragend in bonbonbunter pseudo 3D-Grafik mit butterweichen 60 Frames pro Sekunde. Schön sind die abwechslungsreichen Umgebungen, die euch mal auf matschigem Untergrund, mal auf Eis, auf Asphalt und auch Kopfsteinpflaster fahren lassen. Eine Mischung aus realistischen und phantastischen Themen, die keine optische Langweile aufkommen lassen. Die Steuerung reagiert direkt und präzise, ist leicht zu erlernen und eingängig. Abstriche muss man beim Sound machen. Die Musik geht gut ins Ohr, Effekte und Motorengeräusche sind eher zweckmäßig und unauffällig. Aber – das Gameplay stimmt, der Schwierigkeitsgrad ist fair und präsentiert dem Spieler eine Lernkurve die in den höheren Cups einiges an Können abverlangt, jedoch nie unfair oder gar unmöglich wird. Der Spielumfang passt auch. Definitiv eines der Highlights der Jaguar-Sektion.

Der zweite Racer in der Collection ist Club Drive aus dem Jahre 1994. Entwickelt von der Atari Corporation selbst, verfrachtet man den Spieler hier in eine ferne Zukunft in der Autos als gefährlich gelten und verboten worden sind. Ein Wissenschaftler hat jedoch Vehikel entwickelt die nahezu unzerstörbar sind und in einem Freizeitpark gefahren werden dürfen. Ein Rennspiel mit Story! Ja, gibt es denn sowas? Leider! Die Idee an sich ist gut, denn mit den zwei Spielmodi könnte durchaus Freude aufkommen. Ihr habt die Wahl zwischen „Collect“ und „Race“. Bei „Collect“ müsst ihr auf einer der abgedrehten Strecken eine gewisse Anzahl an Energiebällen einsammeln müsst, bei „Race“ geht es darum in der besten Zeit eine gewisse Anzahl an Runden zu absolvieren. Die Kurse und deren Umgebungen sind durchaus reizvoll – San Franciso, ein überdimensional großes Haus (samt quadratischer Katze), eine alte Westernstadt (samt Geheimabschnitt) und eine futuristische Stuntstrecke. Wahlweise kann gegen einen Mitspieler angetreten werden. Klingt spaßig? Nee!

Denn das Spiel verbockt alles wieder auf der technischen Ebene. Zwar hat die primitive Polygongrafik ihren ganz eigenen Charme, diese ruckelt aber im Schneckentempo vor sich hin. Die Autos steuern sich wie eine Kuh auf dem Eis. Kurven? Viel Vergnügen. Es ist schon eine Herausforderung geradeaus zu fahren. Belanglose Musik dudelt zu schrill heulenden Motoren, deren Brummen eher an einen Hornissenschwarm auf Helium erinnern. Satz mit X – ihr wisst schon! Trash pur und höchstens für einen Lacher gut.

Mit Cybermorph kommen wir zu einem Starttitel des Systems, 1993 erschienen und den Händen des britischen Studios Attention to Detail entsprungen. Eine außerirdische Rasse besetzt alle Planeten der Galaxie und hat dabei sämtliche Waffenteile eines Verteidigungssystems in seine Gewalt gebracht. Nehmt Platz im T-Griffon, findet die in sogenannten „Pods“ versteckten Bauteile und ballert die Aliens in die Tiefen der Galaxie zurück. In über 30 Missionen gilt es die Zivilisation zu retten. Auf den frei befliegbaren Planeten gibt es nicht nur Pods zu sammeln, es müssen auch diverse Generatoren, Gebäude und Endbosse besiegt werden. Durch Portale beamt ihr euch quer durch die Botanik, erreicht unerreichbare Orte und findet sogar Bonusmissionen. Habt ihr 8 Planeten samt Endboss geschafft, spendiert euch das Spiel ein Passwort für die nächsten 8 Missionen. Um euch diese zu erleichtern gibt es diverse Powerups, die euch den Krieg im All erleichtern. Flammenwerfer, Raketen, Minen, Dreifachschüsse… jedes Mittel ist gegen die Horden von Gegnern recht, denn diese nehmen euch nicht nur unter Beschuss, sondern fliegen auch ganz unverblümt im „Kamikaze-Style“ in euch hinein. Auf jedem Planeten versteckt sich eine Radarstation. Zerstört ihr diese, so werden viele Gegner lahmgelegt und euch nicht mehr angreifen. Ein leichtes Ziel um Punkte zu sammeln. Alle 50.000 Punkte gibt es ein Extraleben – ihr werdet sie brauchen.

Hier muss ich gestehen, dass bei mir viel Nostalgie mitschwingt, denn dieses Spiel lag damals meiner Konsole bei. An sich präsentiert sich Cybermorph mit seinem Polygon-Look gefällig. Durch Shading der einfarbigen Flächen sieht das Ganze – in Kombination mit hügeligen Landschaften – recht interessant aus. Minuspunkte sind hier klar die geringe Sichtweite und Framerate-Einbrüche, sobald viele Polygone auf dem Bildschirm gerendert werden müssen. Der Sound ist zweckmäßig unauffällig, euer Bordcomputer „Skylar“ kommentiert dann und wann eure Leistung. Hier ist übrigens ein Gerücht über Cybermorph entstanden, das sich bis heute hält. WHERE DID YOU LEARN TO FLY?? Nein, Skylar sagt dies nicht ununterbrochen. Ich habe Cybermorph dieser Tage durchgespielt und haben den unrühmlich bekannten Spruch lediglich 2 mal zu hören bekommen. Die Steuerung geht sehr leicht von der Hand und ist durchaus präzise. In den Missionen kommt genug Abwechslung auf und der Schwierigkeitsgrad ist fair, wenn auch in den letzten Missionen nicht zu unterschätzen. Mit Vollgas und Dauerfeuer kommt ihr nicht weiter – manchmal ist ein langsames und methodisches Vorgehen von Vorteil. Eine runde Sache, technisch solide und immer noch spaßig!

Evolution Dino Dudes vertritt das Puzzle-Segment auf dem Atari Jaguar. 1994 von Imagitec Design entwickelt, ist es ein Port des 1992 / 1993 erschienenen Spiels „The Humans“ für Atari-Plattformen. Helft eurem Stamm dabei sich zu entwickeln. Entdeckt den Speer, das Feuer, das Rad! In unzähligen Levels – ganze 80 an der Zahl – sorgt ihr dafür dass euer Stamm wächst und gedeiht. In jedem Rätsel steuert ihr mehrere der putzig gepixelten Neandertaler, um ein vorgegebenes Ziel zu erreichen, und so die nächste Stufe der Evolution zu erklimmen. Dabei ist nicht nur ein gesetztes Zeitlimit ein Hindernis, auch Saurier, wie der allmächtige T-Rex machen euch das Leben schwer. Krieg mit anderen Stämmen gibt es natürlich auch, denn alle wollen ein Stück vom Evolutionskuchen abhaben und keiner gönnt dem anderen etwas. Wir Menschen waren schon immer so! Ein Passwort-System lässt den Spieler wieder da anfangen, wo er aufgehört hat.

Putzige Pixelgrafik trifft auf unterhaltsames Gameplay. Dazu Hintergrundmelodien mit Ohrwurmgarantie und herrlich schräge Sounds. Evolution Dino Dudes nimmt sich zu keiner Zeit ernst und ist mich reichlich Humor gespickt. Dennoch sollte man die Puzzles nicht unterschätzen. Gerade in den höheren Stufen ist es unbedingt erforderlich Abläufe genauestens im Voraus zu planen. Mag das Spiel einen Fehler noch verzeihen, bei zwei Fehlern kann die gestellte Aufgabe schon gescheitert sein. Die Steuerung ist leider etwas kompliziert, denn häufig drückt man im Eifer des Gefechts aus einen falschen Knopf und tut genau das, was man eigentlich nicht tun wollte. Seltsam, dabei nutzt das Spiel nur 3 Buttons. Dennoch ein knuddeliger und interessanter Knobelspaß. Wer „Lemmings“ und „Lost Vikings“ mochte, der wird sich auch bei Evolution Dino Dudes wohlfühlen.

Fight for Life ist ein In-House Produkt von Atari selbst. 1996 als letztes offizielles Spiel für den Jaguar erschienen, wollte man der „Tekken“ und „Virtua Fighter“ Gemeinde aus den Häusern Namco und Sega Konkurrenz machen. Aus 8 tapferen Recken*innen könnt ihr wählen, um dem größten Feind überhaupt, the Devil himself, gegenüberzutreten. Denn der Gewinner des Turniers kommt aus der Hölle frei und darf wieder unter den Lebenden verweilen. Neben einem einfachen „Beginner Mode“ und dem obligatorischen „Practice Mode“, dürft ihr euer kämpferisches Können im Herzstück, dem „Tournament Mode“, unter Beweis stellen. In typischer Manier tretet ihr dabei im Kampf 1 gegen 1 an, erlernt auf dem Weg zur Spitze neue Moves und Bewegungen, um so der Hölle zu entkommen. Einen 2-Spieler Modus gibt es natürlich auch, so dass man sich mit Freunden gegenseitig den Hintern versohlen kann.

Eigentlich bringt Fight for Life das nötige Rüstzeug mit, ein ordentlicher (und der einzige) 3D-Klopper auf Ataris Raubkatze zu sein. Zunächst einmal die positiven Aspekte. Es gibt abwechslungsreiche Charaktere (einen Ninja, einen Boxer, einen Kung-Fu Kämpfer…) die sich allesamt unterschiedlich spielen. Die Charaktermodelle sehen, gemessen an der Hardware, ordentlich aus, die meisten Animationen wirken rund, die Hintergrundmusik, sehr Rock lastig, gefällt, die Steuerung ist recht präzise, das implementierte System, einem besiegten Gegner 2 Moves aus seinem Repertoire zu stehlen, hebt sich von anderen Genrevertretern ab. ABER – das größte Manko von Fight for Life sind die behäbigen Kämpfe. Die Arenen sind viel zu groß, bzw. sie wirken so, da die Kämpfer sich sehr langsam durch die Arena bewegen. Standard Moves wie Schläge und Tritte ziehen dem Kontrahenten zu wenig Lebensenergie ab. Das Spiel setzt voll aus Spezialaktionen, die deutlich mehr Wumms haben. Leider ist auch die Kollisionsabfrage nicht immer präzise, so dass eine Aktion schon mal ins Leere gehen kann. I-Tüpfelchen ist da die eigenwillige Kamera, die so manches mal für Verwirrung sorgt. Zugute halten muss man dem Spiel, dass der Gesamte Code und das Game Design von einer einzigen Person stammt – dem Franzosen Francois Yves Bertrand, der zuvor als Programmierer an dem Arcade-Hit Virtua Fighter aus dem Hause Sega beteiligt war. Das Spiel hat viel Potenzial, krankt aber an der technischen Umsetzung und Spielgeschwindigkeit. Schade – Genrefans die mit Geduld heran gehen und die Spielmechanik erlernen, finden immerhin ein Spiel, das sich im unteren Durchschnitt ansiedelt.

Missile Command 3D ist ein Remake des Atari-Arcade Hits von 1980, erschienen 1995 und entwickelt von Virtuality Entertainment. Wie im Original übernimmt der Spieler die Kontrolle über mehrere Raketenabwehrsysteme mit der Aufgabe eine Stadt vor der Zerstörung zu bewahren. In 3 verschiedenen Modi gilt es diese Katastrophe zu verhindern. Der „Original Mode“ ist eine Rekreation des originalen Klassikers, so wie man ihn aus der Spielhalle kennt. Im „3D“ Mode wird das Spielprinzip in einer polygonalen 3D-Umgebung beibehalten, jedoch um ein Upgrade-System mit Spezialwaffen und ein paar neuen Gegnertypen erweitert. Am interessantesten ist allerdings der „Virtual Mode“. Hier könnt ihr zwischen den Stationen hin und her wechseln und aus der Ego-Perspektive in quasi völliger 360-Grad Bewegungsfreiheit eure Stadt verteidigen. Noch mehr Gegnertypen, neue Waffen und sogar Bosskämpfe erwarten euch.

Interessanter Fakt: Der Virtual Mode wurde ursprünglich für das nie erschienene Jaguar VR-Headset gedacht, spielt sich mit dem Controller aber auch wirklich gut. Missile Command 3D ist ein Titel, der in allen Belangen überzeugen kann. Grafisch ansprechend mit texturierter Polygongrafik, eine stabile Framerate, präzise Steuerung, ein einfach zu erlernendes Spielprinzip und gute Sounds und Musik, die das Spielgeschehen unterstreichen. Der Schwierigkeitsgrad bietet eine angemessene Lernkurve und motiviert zum weiter spielen. Netter Bonus ist das enthaltene Original, welches Nostalgiker ansprechen dürfte. Ein sehr gelungenes Remake!

Jedes System braucht eine gute Pinball Umsetzung. Ruiner Pinball (1995) bietet dem geneigten Spieler rasante Action auf 2 großen Tischen, die noch einmal in verschiedene Sektionen aufgeteilt sind. Der „Ruiner“ Tisch wählt sich die Nukleare Bedrohung als Grundthema. Besser gesagt die „Ruiner“ Tische, denn dabei handelt es sich um 2 parallel verlaufende Flippertische, die miteinander verbunden sind. Beim „Tower“ hat sich Entwickler High Voltage Software den klassischen Horror zum Vorbild genommen, inspiriert von Frankenstein, Dracula und Co. Passend zum Namen handelt es sich hier um einen XXL-Tisch. Dieser besteht aus mehreren übereinander liegenden Ebenen. Wahlweise kann mit 3, 5 oder 7 Kugeln in 3 Schwierigkeitsgraden gespielt werden, die sich auf Scorevergabe und Tischlayout auswirken. Auch an einen Mehrspielermodus wurde gedacht, so dass 2 Spieler im Wechsel auf Highscore-Jagd gehen dürfen.

Es ist schnell, es kracht, es blinkt, es knattert… Ruiner Pinball ist eine pfeilschnelle Umsetzung des Arcade-Evergreens. Zwei Tische mögen auf den ersten Blick etwas dünn wirken, jedoch überzeugen diese durch ihre Größe und mehrere Abschnitte. Dabei wurde beim Design an alles gedacht, was ein gutes Pinball ausmacht. Rampen, Multiball, geheime Schalter, Multiplikatoren… you name it! Hier zeigt der Jaguar seine 2D-Muskeln mit detailliert gepixelten Tischen, einer hohen Framerate, weichem Scrolling und knalligen Farben. Die Soundkulisse erzeugt das nötige Feeling, die Hintergrundmusik ist für die Tische passend gewählt und trägt zu einer positiven Gesamtatmosphäre bei. Die Steuerung reagiert direkt und zackig, ist auf dem Pad sinnvoll belegt und geht nach den ersten Runden sehr locker von der Hand. Für Flipper-Fanatiker ein definitiver Anspieltipp!

Superzapper Recharge! Im Jahre 1981 war Tempest ein beachtenswerter Arcade-Hit. Im Remake – Tempest 2000 – für Atari von Llamasoft Legende Jeff Minter entwickelt, geht das Vektorbasierte Effektfeuerwerk in die nächste Runde! Schießt aus allen Rohren, frittiert Aliens und ballert eure Gegner ins Nirvana. Schnelle Reaktionen und ein präzises Händchen sind gefragt. Über 100 Level mit versteckten Bonusrunden wollen von euch bereinigt werden! Das Herzstück bildet der Effektgeladene „Tempest 2000“ Modus, der wie ein spielbarer LSD-Trip wirkt. Wer es etwas gemütlicher will, der wählt „Tempest Plus“, ein Upgrade des Arcade-Spiels mit dem Score-System aus Tempest 2000. Nostalgiker freuen sich über „Traditional Tempest“, eine Rekonstruktion des Arcade-Originals. 2 Spieler dürfen sich entweder kooperativ durch die Röhren kämpfen, oder im „Duel“ Modus gegeneinander antreten.

Auch hier bin ich wieder etwas befangen. Denn Tempest 2000 war das zweite Spiel das meiner Konsole beim Kauf beilag. Das ändert aber nichts daran dass die pausenlosen Spezialeffekte, der grandiose Techno-House Soundtrack und das hohe Spieltempo einen für Stunden an den Bildschirm fesseln können. T2000 gehört zu der Kategorie „easy to learn, hard to master“. Verzweifelt man anfangs noch an der totalen Reizüberflutung, groovt man sich mit der Zeit mehr und mehr auf das Spielgeschehen ein. So wird es passieren dass man, ohne es zu merken, etliche Stunden in die wilde Achterbahnfahrt im Weltraum investiert. Dabei ist das Ziel nicht unbedingt alle 100+ Level zu meistern. Alleine schon die Jagd nach dem höchsten Score motiviert ungemein. Hier zeigt der Jaguar sehr eindrucksvoll was er kann. Viele Farben und Polygone auf dem Screen, Effektfeuerwerkte und tolle Sounds bei extem hohem Tempo! Muss man spielen – MUSS! Nettes Beiwerk sind die anderen Modi, die etwas gemütlicher ablaufen und sich so für ungeübte Spieler zum Einstieg perfekt anbieten.

Den Abschluss der Jaguar-Sektion der ATARI 50 Sammlung bildet ein weiterer Starttitel des Systems. Trevor McFur in the Crescent Galaxy, entwickelt von Atari selbst. Passend zur Konsole befreit euer Raubkatzen Volk in einem klassischen Shoot ´em Up die Galaxie von fiesen Invasoren. Jede der Missionen, die in keiner festen Reihenfolge absolviert werden müssen, gliedert sich in 34Sektoren. Den Flug durch das Weltall zum ausgewählten Planeten, ein Bosskampf, die Mission auf dem Planeten selbst und ein weiterer Bosskampf. Unterstützt wird der Spieler dabei von einer Vielzahl an Spezialwaffen und Upgrades, die dem Gegner die geplante Invasion alles andere als leicht machen soll.

So generisch wie die Beschreibung klingt, so generisch ist leider das Gesamtwerk. Bedenkt man, dass es sich hier um einen Starttitel aus dem Jahre 1993 handelt, dann kann man zumindest anerkennen dass die Grafik, die aus vorgerenderten 3D-Objekten besteht, einen guten Eindruck macht. Die Planetenoberflächen, Schiffe und Gegner sind sehr detailliert und kreativ gestaltet. Eine große Bandbreite and Power-Ups sorgt für Abwechslung und verleiht dem Spiel eine leicht strategische Komponente, da manche Waffen gegen bestimmt Gegner bessere Wirkung zeigen als andere. Doch leider, leider, leider… langweilt das ganz schnell. Ja, das Spiel sieht gut aus, wirkt insgesamt aber sehr leblos. Schnell hat man die Gegner und ihre Bewegungsmuster durchschaut, so dass die Missionen allesamt „auf einer Arschbacke“ zu bestreiten sind, Die Bosskämpfe sind ähnlich dröge. Ganz mies – der Sound. Pew, Pew, Klong! Effekte aus der Konserve treffen auf „Lautlos im Weltraum“, denn Musik gibt es lediglich in den Menüs. Ein treibender Rock- oder Elektrobeat hätte dem Spiel atmosphärisch sicher geholfen. Am Ende bleibt leider nur ein nett aussehendes Spiel ohne herausragende Qualitäten.

Insgesamt wird das Jaguar-System hier ordentlich präsentiert. Hat man mit Club Drive nur einen Totalausfall im Programm, mit Trevor McFur in the Crescent Galaxy und Fight for Live mäßige Titel, so gleichen die anderen 6 Titel das wieder problemlos aus. Jaguar Fans hätten sich vielleicht doch noch den ein oder anderen Titel mehr gewünscht (Iron Soldier, Alien vs. Predator, Super Burnout…), Frischlinge bekommen aber einen guten Querschnitt mit viel Licht und wenig Schatten serviert. Die Emulation ist sauber, minimale Abweichungen bei Sound und Grafik, verglichen mit originaler Hardware, fallen kaum auf. Vielleicht darf man ja noch auf DLC-Content oder gar eine eigenständige Jaguar Collection hoffen.