Mutprobe gefällig? Dann stattet dem Clown Art doch in den hiesigen Lichtspielhäusern einen Besuch ab. Nicht nur, dass der Typ ungemein creepy ist, der maskierte, pantomimisch agierende Serienmörder geht auch ganz besonders gründlich seiner Arbeit nach. So gründlich, dass überall zu lesen ist, die Kinobesucher hätten mal wieder kotzend den Saal verlassen. Da TIBERIUS FILM den Schocker unerwarteteterweise ungekürzt durch die FSK bugsiert bekommen hat, könnt Ihr nun also testen, wer von Euch am längsten hinschauen kann, ohne Muttis Mittagessen wieder hochzuwürgen. Ich rate aber zur Eile, da der Film nur mit wenigen Kopien starten wird und die Prüfung fürs Heimkino bereits durch ist. Ergebnis: Es werden daheim 3 Minuten an Geschmadder fehlen.

Drehbuch & Regie: Damien Leone

Darsteller: David Howard Thornton, Lauren LaVera, Jenna Kanell, Catherine Corcoran

Artikel von Christian Jürs

Spezialeffektekünstler, Regisseur und Drehbuchautor Damien Leone beschäftigt sich seit seinem ersten, eigens inszenierten Kurzfilm immer wieder mit Art, dem Horrorclown. Das erste Mal trat der Psycho in dem 2008 im Kurzfilm The 9th Circle auf, dann in der Kurzvariante von Terrifier. Es folgte der Langfilm All Hallows‘ Eve – Komm raus und spiel!, einem Anthologiefilm, in dem die Kurzfilme nochmal zusammengefasst Verwendung fanden. Damals wurde der Clown noch von Schauspieler Mike Gianelli verkörpert.

Danach widmete sich Damien Leone einem anderen Horrorfilmprojekt mit zwei ikonischen Monstern. Doch Frankenstein vs. the Mummy war schlichtweg scheiße. Was lag da näher, als Art den Clown zurückkehren zu lassen? Und so entstand 2016 der abendfüllende (85 Minuten) Horrorstreifen Terrifier, der mit nur 35.000 $ Produktionskosten auskam. Genug Kohle, um aber Splattermäßig ordentlich auf die Kacke zu hauen, was dazu führte, dass die hiesige Veröffentlichung aus dem Hause Tiberius Film knapp 2 Minuten an Schauwerten missen ließ. Wer den Film unzensiert sehen möchte, der greife zur Veröffentlichung von Nameless Media im deutschsprachigen Ausland. Ein Schicksal übrigens, welches nach der Kinoauswertung auch den zweiten Teil ereilen wird, wobei dieser gleich drei Minuten weglassen wird. Von einer gewissen Schlafzimmerszene, in der Art seinen Gewalttrieben ungezügelt seinen Lauf lässt, dürfte demnach nichts übrig bleiben – im Gegensatz zur Kinofassung.

Sowohl im Vorgänger, als auch in Terrifier 2 verkörpert nun David Howard Thornton den Killer. Eine gute Wahl, denn Thornton verfügt über eine Ausbildung zum Pantominen, die dieser gekonnt einzusetzen weiss. Zusätzlich wurde das Budget ordentlich aufgestockt, wobei 250.000 $ auch noch sehr überschaubar ist. Dies sieht man dem vorliegenden Film allerdings, weder ausstattungstechnisch und schon gar nicht bei den Effekten, an. Terrifier 2 wirkt wertig – trotz Minibudget. Dabei hätte man David Howard Thornton auch gerne 700.000 $ zur Verfügung gestellt. Bedingung wären aber Drehbuchänderungen und eine Abgabe der Rechte an Art, dem Clown, gewesen. Doch der Regisseur lehnte ab – eine gute Entscheidung.

Terrifier 2 setzt an der Stelle ein, an der der Vorgänger sein Publikum entlassen hat. Der vermeintlich tote Art erwacht in der Leichenhalle und geht wieder blutrünstig seinem Hobby nach. Es wird also fröhlich weitergemeuchelt, doch dabei saut sich der Killerclown die Klamotten mit all dem Blut ein. Also ab in den Waschsalon, wo er Bekanntschaft mit einem creepy Clowngirl (Amelie McLain) macht, welche ebenso stumm und creepy agiert, offenkundig aber nur in seiner Fantasie existiert (auch wenn der Film dies später in Frage stellt). Einem weiteren Besucher des wunderbaren Waschsalons ergeht der Besuch von Art natürlich ebenfalls schlecht. Ein Clown muss tun, was ein Clown tun muss.

An Halloween des Folgejahres bereitet die Teenagerin Sienna (Lauren LaVera) ihr Kostüm vor, welches auf einem Entwurf ihres kürzlich verstorbenen Vaters basiert. Der war besessen von Art dem Clown und sammelte Informationen über den Killer, die er in einem Notizbuch niederschrieb. Dieses befindet sich nun im Besitz von Siennas zwölfjährigem Bruder Jonathan (Elliott Fullam), der dieses Jahr entschlossen hat, sich als Art der Clown zu verkleiden. Keine gute Idee, wie seine Familienmitglieder finden. Hinzu kommt, dass Sienna merkwürdige Albträume bekommt, in denen sie Art mit einem magischen Schwert aufhalten kann. Sie ahnt nicht, dass diese Vision sich schon bald bewahrheiten könnte, denn schon bald trifft sie auf Art, ohne dies zu registrieren und der folgt ihr zu der Halloweenparty, die sie mit ihren Freunden besucht. Die Schlachtplatte ist eröffnet.

Terrifier 2 ist ganz klar ein Film für Fans harter, aber auch ironischer Splatterkost. Wer kein Faible für ausufernde Gewaltorgien hat, der sollte sich den Kinobesuch sparen. Fans aber dürfen sich freuen, denn der Killerclown ist wiedereinmal genial, ebenso seine neue, gruselige Freundin. Die Splattereffekte sind zahlreich, handgemacht und herrlich widerlich, auch wenn der Bodycount gar nicht so hoch ist, wie man es von einem 138 (!!!) Minuten langen Film erwarten könnte. Richtig gelesen, der Film hat Überlänge und nutzt diese, um Art eine Backstory zu verpassen, aber auch allerlei unnötigen Ballast zu transportieren. Immerhin, das Finale ist ausufernd lang und spannend, eine halbe Stunde kürzer hätte das Schlachtfest aber gerne ausfallen können. Ein weiterer Kritikpunkt sind die teils schwachen Darstellerleistungen der Nebenfiguren. Immerhin, Lauren LaVera ist genial und steht dem Killerclowndarsteller in nichts nach. Von ihr werden wir wohl noch einiges zu sehen bekommen.

Insgesamt ein Fest für Splatterfans, die unbedingt ins Kino gehen sollten. Terrifier 2 ist in allen Belangen eine Steigerung zum Vorgängerfilm, auch wenn noch Luft nach oben vorhanden ist. Teil 3 wird kommen, dass ist mittlerweile sicher. Ach ja, bleibt bis zum Ende des Abspanns sitzen – da kommt noch was.

Amazon-Links:

Uncut Import Blu-ray (ohne dt. Ton)

Zurück zur Startseite