Was für ein Spektakel! Obwohl John Woo in der Action seiner Filme gerne oft ausufernd zulangte, ist das hier wahrscheinlich der blutigste Actionfilm, der je in Hongkong gedreht wurde. Pistolen, Schrotgewehre, Granaten, Messer und eine schwere Axt splattern sich durch die Szenen, da reibt man sich die Augen. Der Streifen lebt durch seine brachialen Actionszenen, die raues Heroic Bloodshed Comic sind und den Rest des Plots vergessen lassen. CARGO RECORDS und T&G VISION FILM brachten den Klassiker des HK-Kinos nun endlich legal, uncut und Full-HD remastered in einem limitierten Mediabook heraus.

Originaltitel: Ying hung boon sik II

Deutscher Alternativtitel: City Wolf II – Abrechnung auf Raten

Regie: John Woo

Darsteller: Chow Yun-Fat, Leslie Cheung Ti Lung, Dean Shek, Shing Fui On, Ng Man Tat, Emily Chu, Kenneth Tsang

Artikel von Kai Kinnert

Ho (Ti Lung) kommt auf Bewährung raus, nachdem Kit (Leslie Cheung) ihm den Vorschlag unterbreitet, Gangsterboss Lung (Dean Shek) zur Strecke zu bringen. Doch Lung ist unschuldig und selbst Opfer seiner Umgebenen. Als er nach New York flieht, lernt er Marks Zwillingsbruder Ken (Chow Yun-Fat) kennen. Gemeinsam gehen sie gegen die Gangster vor.

Aus kommerziellen Gründen wollten die Cinema City Gründer Tsui Hark und Dean Shek eine Fortsetzung des Kassenknüllers A Better Tomorrow, wieder mit Chow Yun-Fat in der Hauptrolle und mit noch mehr Action. Dabei gab es nur ein Problem: Mark, gespielt von Chow Yun-Fat, wurde im ersten Teil in seinem Trenchcoat durchlöchert. Heroic Bloodshed eben, also ersann sich Tsui Hark einen bisher unbekannten Zwillingsbruder namens Ken, der Gastronom in New York ist und noch härter und cooler als sein Bruder Mark sein soll.

Aber erst einmal gerät in Hongkong der unschuldige Gangsterboss Lung in einen Mordkomplott und muss nach New York zu einem Freund flüchten. Das bringt Chow Yun-Fat ins Spiel, der seinen coolen Einstand mit der Reis-Szene und den beiden Langnasen in seinem Restaurant bekommt. Stichwort „Friss den Reis!!“. Onkel Shen, der Onkel von Ho (Ti Lung) ist ein großer Freund der Heldengeschichten um Mark und hat A Better Tomorrow als Comic gezeichnet, in Öl an die Wand gehängt und zudem großformatig ausgestellt. Sogar der blutig durchlöcherte Trenchcoat von Mark hängt am Schrank, Sonnenbrille inklusive. Er weißt Ti Lung mit einem Foto auf den Zwillingsbruder in New York hin. So werden Dean Shek und Chow Yun-Fat zusammenkommen und alsbald in Gun Fights verwickelt werden. Hier sticht mit Sicherheit die Treppenhaus-Szene hervor, in der Chow Yun-Fat mit schwerer Pump Gun und Pistolen Blutwurst aus seinen Widersachern macht. Es spritzt das Blut, die Einrichtung zersplittert, die Kamera findet ihr Optimum, und Yun-Fat rutscht auf dem Rücken die Treppe herunter und zerballert dabei beidhändig einen Ganoven. Die Nummer erinnert in Setting und Farbgebung an Taxi Driver. die Sache hat Wumms.

Ab Minute 34 bekommt Dean Shek einen Schock, als ein kleines Mädchen wegen ihm erschossen wird und er später noch erfährt, dass seine Tochter tot ist. Dean Shek dreht nun vollends durch. Fortan in den schauspielerischen Wahnsinn getrieben, krampft, schreit und sabbert sich Dean Shek im ambitionierten Overacting durch die folgenden Szenen, dass einem die Synapsen flattern. Es dauert, bis er sich wieder fängt und auf Rache sinnt. Die böse Gangsterhorde muss nun ausgerottet werden, und so machen sich Ti Lung, Dean Shek und Chow Yun-Fat schwer bewaffnet auf, die Villa des Bosses zu stürmen.

Was nun folgt, fand später in der tollen Krankenhaus-Szene in Hard Boiled eine Wiederholung, nur viermal kürzer und weniger blutig als in diesem Film. Wie mit der Kettensäge metzeln sich die drei Protagonisten durch ihre Actionszenen und Duelle, es spritzt in reichlicher Menge das Blut, überall Tote und Krawall. Die weißen Wände voller Blut und Einschüssen, minutenlang stampft sich das Gunfight Ballett durch die Villa. John Woo inszenierte seine Action immer detailliert und blutig, aber in diesem Film wahrscheinlich am blutigsten. Die Kamera trägt seine Handschrift, und die Kombination von Weitwinkel, erhöhten Blickwinkeln, Diagonalen und mittigen Bildern lassen den Film in seiner Action rau wirken. Mögen die Magazine auch endlos Munition fassen können, hier geht’s wahrlich zur Sache. Das HK-Kino schickt seine besten Grüße und Chow Yun-Fat kann auch nach 30 Treffern noch auf zwei Beinen stehen. Ihm gelingt die Nummer.

A Better Tomorrow 2 ist bestes HK-Actionkino, auch wenn John Woo diesen Film als den schlechtesten Film seiner Karriere bezeichnet. Tsui Hark und seine Cinema City Editing Unit haben fleißig an dem Film herum gebastelt, sehr zum Unbill des Meisters, der angeblich nur das Finale schneiden durfte. Trotz des Drehbuchs und Dean Sheks Auftritt als sabbernder Knallfrosch, überzeugt der Film auch heute noch als waschechtes HK-Actionkino, wenn man denn mit den allumfassenden Zuspitzungen leben kann. Die Action sitzt sehenswert fest im Sattel, es werden jede Menge Blutbeutel gesprengt und etliche Stuntmen durch die Kulisse geballert. Der Film gehört definitiv mit zu den Eckpfeilern des HK-Actionkinos.

Das Bild der Blu-ray ist gut, sauber und satt, der Ton ist gut. Als Extras gibt es ein 16-seitiges Booklet von Bruce Wittey, eine kurze Deleted Scenes Montage und den HK-Kinotrailer.

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