Der König der Affen ist zurück… um für Euch eine Kritik zum Klassiker King Kong zu schreiben. Doch geht es hier nicht um das toll getrickste Herzensprojekt von Peter Jackson aus dem Jahr 2005 und auch nicht um den über jeden Zweifel erhabenen Klassiker King Kong und die weiße Frau von 1933, sondern um das ambitionierte, jedoch von der Kritik eher gescholtene, damals zeitgemäße Remake aus dem Jahr 1976. Der mit dem jungen Jeff Bridges, Charles Grodin und Jessica Lange in ihrer ersten Rolle gut besetzte Film wurde nun von STUDIOCANAL im neuen 4K-Master veröffentlicht. Hail to the King.

Regie: John Guillermin

Darsteller: Jeff Bridges, Charles Grodin, Jessica Lange, John Randolph, Ed Lauter

Artikel von Christian Jürs

Nachdem die Japaner ihr Kultmonster Godzilla mit dem Streifen Konga, Godzilla, King Kong – Die Brut des Teufels gerade erst in den vorrübergehenden Ruhestand geschickt haben, wollte Produzent Dino De Laurentiis in Hollywood Großes erschaffen. Doch so recht wollte es nicht klappen mit dem Erfolg des kultigen Riesenmonsters King Kong. Und so spielte der 24 Mio Dollar teure Streifen zwar gut das Doppelte wieder ein, gegen das sensationelle Einspielergebnis von Der weiße Hai im Jahr zuvor (weltweit ca. 476 Mio) waren diese Einnahmen jedoch nur Peanuts.

Beflügelt vom Erfolg seiner Produktionen Ein Mann sieht rot und Die drei Tage des Condor, hatte De Laurentiis große Namen auf seiner Wunschliste. So fragte er für die Regie bei Roman Polanski und Sam Peckinpah an, die allerdings beide ablehnten. Den Zuschlag bekam schließlich John Guillermin, der mit Flammendes Inferno einen packenden Katastrophenfilm inszenierte und später noch die fantastische Agatha Christie Adoption von Tod auf dem Nil mit Peter Ustinov drehte. Als Hauptdarsteller wurde der noch recht junge Jeff Bridges verpflichtet, der mit Vollbart und Langhaarmähne wie ein im Gesicht rasierter Wookie ausschaut. Seinen Gegenspieler (nein, nicht den Affen) gab Charles Grodin, der später mit Midnight Run und Ein Hund namens Beethoven noch große Erfolge feiern sollte. Für die weiße Frau, in die Kong sich verlieben sollte, wählte man die damalige Newcomerin Jessica Lange, die heute auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken kann.

Effektspezialist Carlo Rambaldi (E.T. – Der Außerirdische / Der Werwolf von Tarker Mills) war für das Design des Riesenaffen verantwortlich und baute einen mechanischen Kong, der jedoch fast nie im Film zu sehen ist. Stattdessen entschied man sich, das Kostüm des Maskenbildners Rick Baker zu verwenden, der selbst in dieses hineinstieg. Außerdem gab es noch einen großen, hydraulischen Arm, der Handfläche und Finger bewegen konnte und immer dann zum Einsatz kam, wenn sich beispielsweise Jessica Lange in den Fängen des Affens befand. Allzu realistisch wirken aber weder das Kostüm, noch der träge bewegliche Arm, wobei beides meist vor deutlich sichtbaren Rückprojektionen abgefilmt wurde.

Entgegen der beiden anderen, populären King Kong-Verfilmungen von 1933 und 2005 folgen wir hier keiner Filmcrew in den 1920ern auf der Suche nach der perfekten Insellocation, um einen Film mit der unbekannten Darstellerin Ann Darrow zu drehen, sondern in den 70ern, zu Zeiten der Ölkrise, auf der Suche nach dem schwarzen Gold. Dieses vermutet die Ölgesellschaft Petrox in rauhen Mengen auf einer einsamgelegenen Südseeinsel und beauftragt ihren besten Mann Fred Wilson (Charles Grodin), die Leitung der Schiffsreise und anschließenden Bergung des Öls vorzunehmen. Kurz nach dem Ablegen des riesigen Öltankers entdeckt die Crew allerdings einen blinden Passagier. Es handelt sich um den jungen Paläontologen Jack Prescott (Jeff Bridges), der auf der besagten Insel kein Öl, aber einen gewaltigen Riesenaffen vermutet. Er soll nicht der einzige, ungebetene Gast an Bord bleiben denn plötzlich entdeckt Jack ein Rettungsboot am Horizont, in dem sich eine bewusstlose, hübsche junge Frau befindet. Wie sich herausstellt lautet ihr seltsamer Name Dwan (Jessica Lange) und sie war auf dem Schiff einer Filmcrew unterwegs (wie im Original halt). Das Schiff geriet bei einem Sturm in Seenot und lediglich Dwan, die sich als einzige an Deck befand, überlebte das Unglück.

Was folgt, dürfte bekannt sein. Man erreicht die Insel und findet erwartungsgemäß kein Öl, sondern den vom Paläontologen prophezeiten Riesengorilla, der vom primitiven Inselvolk ein Menschenopfer erhalten soll: Dwan! Der Primat verliebt sich jedoch in die junge Dame, verteidigt sie gegen andere Riesenmonster und wird schließlich von Wilson und seinen Leuten gefangengenommen, um in der westlichen Welt als Sensation ausgestellt zu werden. Größter Unterschied im Finale: anstelle des Empire State Buildings kraxelt das Äffchen das doppeltürmige World Trade Center hinauf, wo Hubschrauber mit Maschinengewehren anstelle von Flugzeugen ihn bombardieren.

Im Grunde also erzählt auch King Kong aus dem Jahr 1976 die altbekannte Geschichte, die u.a. aus der Feder von Edgar Wallace stammte, halt nur mit kleinen Änderungen im Handgepäck. Neben der erwähnten Ölkrise und den Hubschraubern statt Düsenjets ist auch Dwan zwar ebenso zauberhaft wie der sonst eingesetzte Charakter Ann Darrow, ihre Schauspielerfahrungen rühren aber woanders her. Schaut man sich die deutsche Synchronfassung an, wundert man sich doch recht schnell, wie simpel gestrickt (um es mal höflich auszudrücken) die liebe Dwan doch ist. Nicht nur, dass sie ihren seltsamen Namen auf skurille Weise erklärt (eigentlich heiße ich Dawn, aber ich habe zwei Buchstaben vertauscht, damit man sich den Namen besser merken kann – wtf?), sie handelt auch sonst entgegen jeglicher Vernunft und verliebt sich in nur wenigen, mit schmalzigem John Barry-Soundtrack unterlegten, Bildmontagen an Bord des Ölfrachters in den Wookie-Wissenschaftler Jeff Bridges. Von einem Trauma aufgrund des erlittenen Schiffsunglücks, bei dem ihr Freund Harry zusammen mit allen anderen an Bord ersoffen ist, keine Spur. Besagter Harry wollte nämlich, glaubt man der deutschen Fassung, unter Deck mit allen Anwesenden einen Frankenstein-Film gucken und Dwan hatte nunmal keine Lust auf einen weiteren Horrorfilm. Freudig grinsend erzählt die gerade gerettete, dass es wohl das erste Mal gewesen sei, dass ein Frankenstein-Film jemandem das Leben rettete. Ich dachte nur: Blöde Kuh, Du hast gerade jeden den Du kanntest verloren und strahlst wie ein Honigkuchenpferd. Wie doof bist Du eigentlich? – Nun, die Lösung bietet die Originaltonspur. Dort plaudert unser Blondchen nämlich mitnichten von einem Horrorfilm. Stattdessen meint sie grinsend, dass wohl niemand erwartet hätte, dass Deep Throat jemandem das Leben retten würde. Mit erwähntem Harry dürfte somit Knatterdarsteller Harry Reems gemeint gewesen sein, der Dwan wohl in die Analen der Filmwelt einführen wollte. Dwan ist also eine Naivlein, dass mit vollem Körpereinsatz zum Star werden wollte.

Sowieso sind die sexuellen Anspielungen hier recht zahlreich und bizarr. Bestes Beispiel ist die Interaktion zwischen Dwan und Kong. So pustet der Affe in einer Szene die durchnässte Blondine trocken. Doch anstatt Ohnmachtsanfälle vom fauligen Affenatem zu bekommen, stöhnt sie freudig erregt mit geschlossenen Augen. Ähnliches passiert, als Kong ihr sanft mit dem hydraulischen Finger über die Brust streichelt und dabei tatsächlich Dwans Oberweite entblößt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn diese Szene ausgeartet wäre.

Altes Werbeposter, welches man so heute (aus Gründen) nicht mehr verwenden würde

Ja, King Kong aus dem Jahr 1976 ist per sé kein guter Film. Die aufwändig erstellten Effekte sind, insbesondere nach heutiger Sicht, ziemlich lachhaft, die Dialoge teilweise unfreiwillig komisch und kommen, vor allem wenn Jeff Bridges die Moralkeule schwingt, mit dem Holzhammer daher und John Barry kleisterte mit seinem wohl schwülstigsten Soundtrack ever die Tonspur zu, als würde James Bond den ganzen Film über eine Blondine im Heu auf die gute Seite bekehren wollen. Sowieso ist der Film, auch wenn er mit 134 Minuten noch weit hinter Peter Jacksons Werk liegt, deutlich zu lang geraten. Trotzdem macht King Kong von 1976 irgendwie Laune und geht als Guilty Pleasure durch.

Das neue 4K Master wurde von Studiocanal und Paramount Pictures in Zusammenarbeit erstellt und sieht wirklich toll aus (auch wenn man bei einem Film diesen Alters keine Wunder erwarten sollte). Der Ton geht ebenfalls in Ordnung (Englisch in Stereo, alle anderen Tonspuren Mono). Das Bonusmaterial ist gar zahlreich. So gibt es geschnittene Szenen, zwei Audiokommentare, diverse Interviews, Trailer und obendrauf noch die Extended TV-Fassung mit einer Laufzeit von gut drei Stunden. Das 1986 ebenfalls unter der Regie von John Guillermin entstandene Sequel (!) King Kong lebt, in dem der Affe mit einem künstlichen Herz wiederbelebt wird, fehlt zwar, doch der Film ist so schlecht, dass den eh niemand vermissen dürfte.

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