Exorzismus-Horror die drölfhundertachtzigste. Knapp 50 Jahre nachdem William Friedkin mit seinem Meisterwerk DER EXORZIST (1973) dem Publikum das Fürchten lehrte, scheint der Markt für Filme dieser Art weiterhin ungebrochen. Mit dem Schocker THE DEVIL’S LIGHT (2022) schlug im vergangenen November ein weiterer Genrevertreter in den Kinos auf und findet nun, dank Eurovideo, seinen Weg ins heimische Wohnzimmer. Ob die schaurige Teufelsaustreibung unter der Regie von Deutschlandexport Daniel Stamm der Thematik etwas Neues hinzuzufügen hat oder am Ende lediglich die üblichen Versatzstücke abarbeitet, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Prey for the Devil

Drehbuch: Robert Zappia

Regie: Daniel Stamm

Darsteller: Jacqueline Byers, Christian Navarro, Debora Zhecheva, Posy Taylor, Colin Salmon, Ben Cross, Virginia Madsen…

Artikel von Christopher Feldmann

Kurz vor dem Jahreswechsel hatte ich das „Vergnügen“ den Horrorfilm THE EXORCISM OF GOD (2021) zu besprechen, wobei mein Fazit wenig löblich ausfiel. Mit Exorzismus-Horrorfilmen hält es sich mittlerweile wie mit Slashern, kennste einen, kennste alle! In den letzten 50 Jahren, seit William Friedkin DER EXORZIST (1973) auf die Menschheit losließ, hat sich in diesem Subgenre wenig getan, zumindest in künstlerischer Hinsicht. Auch wenn durch die digitale Tricktechnik heutzutage wesentlich mehr Budenzauber möglich ist, als noch in den 1970er Jahren, haben sich die Geschichten kaum weiterentwickelt, im Vergleich zu den Slasherfilmen gab es aber auch meines Wissens nach nie den „next Level Step“ wie beispielsweise durch A NIGHTMARE ON ELM STREET (1984) oder SCREAM (1996). Irgendwie ist es immer die gleiche Sauce, die gleichen Versatzstücke und auch die gleichen Bilder, die uns jährlich um die Augen und Ohren gehauen werden, erscheinen doch immer weiter regelmäßig Filme dieser Machart, zwar meist direkt für das Heimkino aber auch hin und wieder auf der großen Leinwand. Was THE DEVIL’S LIGHT (2022) dort im vergangenen Jahr zu suchen hatte, lässt sich eigentlich nur durch mangelnde Konkurrenz seitens der Verleiher erklären, denn auch wenn sich der Streifen um einen gewissen Aktualitätsbezug bemüht, bekommt man im Grunde auch nur wieder „more of the same“.

Handlung:

Die junge Ordensschwester Ann (Jacqueline Byers) glaubt fest daran, dass Exorzismen ihre wahre Berufung sind. Obwohl eigentlich traditionell nur Priestern vorbehalten, erhält Ann – gefördert durch ihren Mentor (Colin Salmon), der ihre besondere Gabe spürt – Zugang zu einer vatikanischen Exorzismus-Schule. Als ihr Ehrgeiz sie dort mit einer besonders schwierigen „Patientin“ (Posy Taylor) zusammenbringt, sieht sich Ann plötzlich mit einer dämonischen Kraft konfrontiert, die nicht nur die gesamte Schule heimzusuchen scheint, sondern auf mysteriöse Weise mit ihrer eigenen traumatischen Vergangenheit verbunden ist.

Okay, Daniel Stamm als Deutschlandexport zu bezeichnen, ist vielleicht etwas hochgegriffen, auch wenn der Regisseur kurz nach seinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg unter Produzent Eli Roth den Horrorfilm DER LETZTE EXORZISMUS (2010) drehen durfte, der gemessen an seinem kleinen Budget ein veritabler Erfolg an den Kinokassen war. Eine wirklich große Karriere konnte der in Hamburg geborene Filmemacher nicht aufbauen, es folgten neben dem Thriller 13 SINS (2014) lediglich Arbeiten für Episoden einzelner TV-Serien. Nun ist Stamm wieder zu dem Metier zurückgekehrt, mit dem er einst einen Überraschungserfolg feiern konnte, dem Exorzismus-Horrorfilm.

Und trotz der Langweile, die allein die Inhaltsangabe bei mir auslöste, muss man THE DEVIL’S LIGHT immerhin zu Gute halten, dass man sich durchaus darum bemühte, einen etwas anderen Ansatz für die hier präsentierte Geschichte zu nutzen. In Zeiten von Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen und der immer lauter werdenden Kritik an so einem verknöchert erzkonservativen Apparat wie der katholischen Kirche, versucht der Film dies aufzugreifen und harsche Kritik zu üben. So agieren Frauen lediglich in der helfenden Position, sie müssen zuarbeiten und Barmherzigkeit zeigen, die Teufelsaustreibung und damit die eigentliche Action bleibt Männersache, sind diese doch dazu auserkoren Gottes Werk zu vollführen und in den Abgrund der Hölle zu blicken. Das Drehbuch rückt diese Diskussion zu Beginn in den Mittelpunkt und stellt damit fast ein Plädoyer für mehr Gleichberechtigung in den Raum, denn Frauen bringen auch durchaus frische Ansätze mit, etwa sich nicht nur mit den Dämonen, sondern auch mit den Besessenen auseinanderzusetzen. Das soll aber nicht bedeuten, dass es sich hierbei um ein wegweisendes Werk handelt, dass das Genre auf eine neue Ebene hebt, denn auch wenn durchaus Ansätze vorhanden sind, verliert sich THE DEVIL’S LIGHT spätestens nach dem ersten Drittel den üblichen Genreklischees und den zu erwartenden Schockeffekten.

Traumatische Flashbacks, flüsternde Stimmen, flackernde Lichter und durchdrehende Besessene, die sich verrenken während es auf der Tonspur knackt oder auch mal die Wände hochklettern. So ziemlich jeder Schockeffekt, der in den letzten 50 Jahren verwendet wurde, findet sich auch in diesem Film wieder, was ein ziemlich redundantes Seherlebnis zur Folge hat. Dass unsere Protagonistin selbst Erfahrungen mit dem Bösen hat, ist auch kein neues Plot-Element, weswegen das Ganze dann auch in erwartbaren Bahnen verläuft und kaum zu überraschen vermag. Lediglich das Spucken grüner Galle bleibt dem Zuschauer dieses Mal erspart, dafür gibt es Gewürm, das aus offenen Wunden kriecht. So richtig kicken will das Alles aber nicht, denn in Zeiten von CGI entfalten solche Taschenspielertricks auch bei weitem nicht mehr die Wirkung wie vielleicht noch vor 30 Jahren, wo man auf praktische Effekte setzte. Regisseur Daniel Stamm arbeitet sich auf der altbekannten Klaviatur des Genres ab und auch wenn das Alles inszenatorisch vollkommen solide ist, ist das für meinen Anspruch einfach zu wenig, vor allem weil ich gerade Exorzismus-Horrorfilme einfach nur öde finde aber das ist dann auch eine rein persönliche Angelegenheit.

Darstellerisch geht THE DEVIL’S LIGHT auch relativ klar, auch wenn Hauptdarstellerin Jacqueline Byers nicht gerade vor Charisma strotzt. Trotzdem macht sie einen relativ soliden Job, was man auch von ihren Co-Stars Colin Salmon und Christian Navarro behaupten kann. Lediglich die noch junge Posy Taylor fällt dagegen merklich ab und leidet unter dem bekannten Fluch der nicht sonderlich klug gecasteten Kinderdarsteller. Ein wenig Prominenz hat der Streifen aber auch noch zu bieten, nämlich Virginia Madsen, ihres Zeichens Schwester von Trunkenbold Michael Madsen, als Exorzismusforscherin und Ben Cross als Kardinal. Für Letzteren, der in zahlreichen Filmen und Serien zu sehen war, war es seine letzte Rolle, er starb nur zehn Tage nachdem er seine Szenen für diesen Film abgedreht hatte.

Eurovideo hat den Horrorfilm gerade erst digital veröffentlicht, in Kürze folgen auch Blu-ray und DVD. Bild- und Tonqualität sind sehr gut, gerade die Tonspur ist recht knackig geraten und die vielen Soundeffekte kommen gut zur Geltung. Mit einem Audiokommentar, Making-Of, mehreren Featurettes und dem Trailer gibt es sogar ausreichend Bonusmaterial zu entdecken. Ein Wendecover ohne FSK-Flatschen ist ebenfalls enthalten.

Fazit:

Auch THE DEVIL’S LIGHT (2022) hat dem Genre des Exorzismus-Horrorfilms wenig Neues hinzuzufügen. Trotz eines frischen Ansatzes in Sachen Gleichberechtigung und Kritik an der katholischen Kirche, verfällt der Film schnell in übliche Muster und setzt auf abgegriffene Schockeffekte aus dem Genre-Baukasten. Sicher nicht die schlechteste Wahl, wenn man einen Film dieser Gattung sehen möchte, eingefleischte Horrorfans werden aber nur müde mit der Schulter zucken.

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