Der Regisseur Park Chan-wook wurde 2022 in Cannes mit dem Regie-Preis ausgezeichnet, und das nicht zu Unrecht. Die Frau im Nebel ist ein elegantes Schwergewicht, ein ruhig inszenierter Romantik-Mysterie-Thriller mit Anleihen an Alfred Hitchcock. Ein Kommissar verliebt sich in die Witwe eines Verstorbenen. Doch dann gibt es Widersprüche in der Geschichte der Witwe und sie wird zur Verdächtigen. Ist sie eine Mörderin? PLAION PICTURES bringt den Film Noir nach seiner Kinoauswertung nun auch im Heimkino heraus.

Originaltitel: Heojil kyolshim / Decision to Leave

Regie: Park Chan-wook

Darsteller: Park Hae-il, Tang Wei, Go Kyung-Pyo, Lee Jung-hyun

Artikel von Kai Kinnert

Ein passionierter Hobbykletterer stürzt beim Bergsteigen in den Tod. Alles deutet auf einen tragischen Unfall hin, Kommissar Jang hat jedoch seine Zweifel. Schnell fällt sein Verdacht auf Seo-rae, die schöne Witwe des Verstorbenen. Doch schon bald gerät der Polizist in den Bann der so verletzlich wirkenden jungen Frau, und er wird regelrecht besessen von ihr. Beide spielen ein Spiel, dass sie schon bald nicht mehr unter Kontrolle haben.

Die Frau im Nebel ist kein romantischer Krimi. Kommissar Jang leidet an Schlaflosigkeit, er wacht 47-mal in einer Stunde auf, und arbeitet auch sonst lieber durch. Er führt eine Art Fernbeziehung mit seiner Freundin und bleibt im Kopf stets beim aktuellen Fall. So gerät er an Seo-rae, die Witwe eines frisch verstorbenen Amateurbergsteigers, die von ihm zum Tod ihres Mannes verhört wird. Er beginnt ihre Geschichte zu überprüfen und beschattet Seo-rae ausgiebig. Sie wirkt zerbrechlich und ist eine Chinesin, die in Korea als Pflegerin arbeitet. Doch bald verliert er die professionelle Distanz zum Fall und übertritt eine Grenze. Es muss an seiner Schlaflosigkeit liegen, dass er sich in Seo-rae verliebt, denn es wird in der Story nicht ganz klar, was in ihm die Faszination für Seo-rae auslöst.

Und doch geschieht es und so verliebt sich Jang in die Witwe. was ihn später sogar zur Vernichtung von Beweisen treiben wird. Zwar trennen sich die beiden bald wieder, doch dann stirbt auch ihr nächster Ehemann, und Jang muss sie erneut verhören. Es ist ein Verhör zu viel, denn Jang verliert sich nun um Strudel ihres Geheimnisses. Der Film erzählt in aller Ruhe, und nicht ohne Längen, wie es kein Zurück mehr für Kommissar Jangs gibt.

Doch Park Chan-wook bleibt, trotz der Schwächen in der Story, raffiniert. Der Film ist brillant geschnitten und gefilmt worden, es ist ein Augenschmaus für die Leinwand. Licht und Farbgebung sind kunstvoll aufeinander abgestimmt, da passt die Farbe des Fensterrahmens zur Bluse Seo-raes, da ist die Tapete und die Einrichtung in Symbiose mit dem gedeckten Ton der Anzüge Jangs. Es gibt stark gesetzte, fotografische Einstellungen, und plötzlich sehen wir auch mal eine Aufnahme aus dem trüben Auge einer Leiche heraus, über das gerade eine Ameise krabbelt.

Die Spannung des Films entsteht durch die stark visuelle Inszenierung, die bedrohlich schön ist und das zu lange Drehbuch sehenswert verpackt. Vielleicht war das der Grund, warum Park Chan-wook den Regie-Preis bekommen hatte: Er schaffte es mit seinem Talent, die Längen des Drehbuchs in den Hintergrund treten zu lassen. Ein toller Kniff ist es, wie Park Chan-wook die Überlegungen von Jang in Szene setzt. Jang stellt sich vor, wie Sea-rae sich verhalten haben könnte; er träumt sich eine Indizienkette zusammen und führt so den Film tiefer in ein sphärisches Krimidrama, an dem Jang zerbrechen wird. Kommissar Jang ist das Zentrum des Films, seine Person, seine Seele und Beziehungen, ist in seiner Arbeit zu finden – und Sea-rae ist das Spiegelbild dazu. Höhepunkt des Films ist die spannende Bergsteiger-Szene im Mittelteil, aber auch das Finale ist von großer Stärke. Kommissar Jang ist ein True Detective.

Die Frau im Nebel ist ein ruhiges Krimidrama mit leichten Längen, das granatenstark in Szene gesetzt wurde. Technisch ist der Streifen echte Oberklasse. Musik, Bildgestaltung und Schnitt sind großartig, die Besetzung passt. Vielleicht nicht Park Chan-wooks bester Film, aber dennoch sehenswert.

Das Bild der vorliegenden Presse-DVD ist gut, der Ton ebenso. Als Extras gibt es eine Einführung mit Park Hae-il und Tang Wei, Behind the Scenes in Cannes, Featurette, Commentary Trailer 1, Commentary Trailer 2, Interview mit Park Chan-wook mit dem Bayrischen Rundfunk, Park Chan-wook und Park Hae-il über Romantik und Sprache – Interview beim New York Film Festival, VFX-Reel, Kinotrailer und Trailer.

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